Juckreiz im Genitalbereich
Juckreiz im weiblichen Genitalbereich
Juckreiz im weiblichen Genitalbereich ist ein häufiges und oft stark beeinträchtigendes Symptom unterschiedlichster Ursachen. In diesem Artikel sollen interessierte Laien medizinisch korrekte, aber gut verständliche Informationen über Ursachen, Diagnostik und Therapie von Juckreiz im Genitalbereich erhalten.
Wo und wann kann Juckreiz autreten?
Bei genitalem Juckreiz ist in den meisten Fällen der äußere Genitalbereich (äußere Schamlippen, Scheideneingang), aber auch die Scheide betroffen. Die meisten Frauen verspüren irgendwann in ihrem Leben genitalen Juckreiz, fühlen sich dadurch jedoch nicht belästigt. Tritt der Juckreiz wiederkehrend, in kurzen Zeitabständen auf, oder wird er durch bestimmte wiederkehrende Reize ausgelöst, oder ist er im Extremfall ständig und ohne äußeren Einfluß vorhanden, so bekommt das Symptom Juckreiz einen Krankheitswert. Häufig wird über Juckreiz während der Nacht geklagt.
Welche Begleitsymptome kann es noch geben?
Neben dem genitalen Juckreiz kann es verschiedene Begleitsymptome geben. Häufig klagen Patientinnen über vermehrten Ausfluss, Wundsein, Rötung, Schwellung, Brennen, Nässen, Schmerzen, Beschwerden beim Geschlechtsverkehr und über Kratzzwang.
Welche Ursachen kann Juckreiz haben?
Normalerweise sind in der Scheide Bakterien (z. B. Laktobazillen oder Milchsäurebakterien) vorhanden, die nicht schädlich sind, sondern im Gegenteil nützliche und notwendige Aufgaben erfüllen. Sie gehören zur sogenannten "Normalflora" des Körpers; sie sind verantwortlich für ein saures Milieu in der Scheide und schützen dadurch vor schädlichen Keimen. Diese Milchsäurebakterien können jedoch z.B. durch die Einnahme von Antibiotika oder anderer Medikamente, durch Blutungen oder durch die Hormonumstellung in den Wechseljahren gehemmt werden, so daß sie ihre schützenden Aufgaben nicht mehr erfüllen können.
Auf diese Weise können dann genitale Infektionen (z.B. durch Bakterien, Pilze oder Parasiten) entstehen und Juckreiz auslösen. Weitere Ursachen des genitalen Juckreizes sind bestimmte Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Hauterkrankungen wie Ekzeme oder Krebsvorstufen. Der Juckreiz kann aber auch psychische Ursachen haben, d.h. keine körperliche Ursache. Schließlich kann es durch "Überpflege" (häufiges Waschen) zum Juckreiz kommen. In einigen Fällen kann die Ursache nicht schlüssig geklärt werden. In diesen Fällen wird weder eine Infektion noch eine Veränderung des Gewebes gefunden.
Wie wird diagnostiziert?
Um die Ursache des Juckreizes festzustellen, benötigt Ihre Ärztin/Ihr Arzt zunächst genaue Angaben über die Vorgeschichte. Sie/Er wird folgendes fragen:
- Wann tritt der Juckreiz auf ?
- Wo ist der Juckreiz besonders stark?
- Welche Beschwerden sind mit dem Juckreiz verbunden ?
- Sind Sie zuckerkrank ?
- Sind Sie in den Wechseljahren?
- Ist der Juckreiz mit Ausfluss verbunden?
- Haben Sie Allergien oder ein Ekzem ?
- Wie häufig waschen Sie sich am Tag ?
- Benutzen Sie Seife ?
- Benutzen Sie Tampons/Binden oder Slipeinlagen außerhalb der Regelblutung ?
- Wie lange dauert die Menstruation ?
- Nehmen Sie Medikamente ein, wenn, ja, welche ?
- Rauchen Sie ?
- Sind Sie chronisch krank (Diabetes, Nieren- oder Lebererkrankungen) ?
- Treten Beschwerden beim Geschlechtsverkehr auf ?
- Ist der Partner ebenfalls betroffen ?
Die körperliche Untersuchung ist ein wichtiger, weiterer Bestandteil der Diagnostik. Äußeres Genitale und Scheide sowie der Gebärmutterhals werden mit Hilfe einer Vergrößerungsoptik (Kolposkop) eingehend betrachtet. Durch einen speziellen Farbtest mit Toluidinblau können im Bereich des äußeren Genitales Veränderungen genauer untersucht werden. Diese Untersuchungen sind etwas unangenehm, aber nicht schmerzhaft und können ohne Narkose vorgenommen werden. In einigen Fällen deutet der Juckreiz auf eine allgemeine Erkrankung hin, so daß auch andere Körperbereiche untersucht werden müssen (z.B. bei der Hauterkrankung "Lichen ruber" muß die Mundhöhle untersucht werden; bei einem "Ekzem" die gesamte Haut).
Wie kann Juckreiz behandelt werden?
In den meisten Fällen handelt es sich um Infektionen oder Pflegefehler, die durch Antibiotika, Pilzmittel (Antimykotika) und Änderung persönlicher Hygiene- Gewohnheiten behoben werden können. Wichtig ist, daß häufiges Waschen unterbleibt (maximal 1x tgl.), parfümierte Seifen und Deos nicht benutzt werden, kein feuchtes Toilettenpapier benutzt wird, Binden/ Tampons oder Slipeinlagen nur während der Menstruation getragen werden, auf Kunstfasertextilien im Genitalbereich verzichtet wird und kochbare Baumwollunterwäsche täglich gewechselt wird. Die natürliche Besiedlung des Genitaltraktes mit körpereigenen Mikroorganismen muß geschützt werden. Dies kann durch unterstützende Maßnahmen gefördert werden, wie z.B. vaginale Gabe von Milchsäurebakterien, Verhinderung des Austrocknens der Haut, sowie rückfettende Sitzbäder und Salben. Hilfreich kann auch die Einnahme von Vitamin C, die Gabe von Östrogen oder der Verzehr von Naturjoghurtkulturen sein.
Im Fall einer älteren Patientin mit einer ausgeprägten Zuckerkrankheit würde man vor allem eine gute Einstellung der Zuckerwerte anstreben und mit einer lokalen Hormontherapie (z.B. Hormoncreme) und mit rückfettenden Sitzbädern behandeln. Bei bestimmten Hauterkrankungen muß ein Dermatologe hinzugezogen werden. Krebsvorstufen oder Krebs müssen entfernt bzw. mit entsprechenden Therapien (Bestrahlung, Chemotherapie) behandelt werden.
Nicht außer acht lassen sollte man psychische Ursachen von Juckreiz. Diese sollten aber erst nach Ausschluss anderer, körperlicher Ursachen in Betracht gezogen werden. Sollte nach eingehenden Untersuchungen eine psychische Ursache des Juckreizes festgestellt werden, wird Ihnen Ihre Ärztin/Ihr Arzt entsprechende Empfehlungen zu einer psychotherapeutischen Behandlung geben.
Was muß ich als Frau bei Juckreiz beachten?
Wenn der Juckreiz intensiv und zwingend auftritt oder chronisch ist oder mit vermehrtem oder übelriechendem Ausfluss verbunden ist, wenn er zu andauernden Kratzattacken zwingt oder wenn er mit anderen Begleitsymptomen einhergeht, sollte eine Frauenärztin/ ein Frauenarzt aufgesucht werden.