Jena (UKJ/kbo). Es ist leider nicht die Regel, dass eine Typ 1-Diabetikerin ihr Baby spontan – also ganz natürlich – auf die Welt bringt. Die Chancen liegen nur bei etwa 50 Prozent, wenn nicht sowieso schon von vorneherein ein Kaiserschnitt notwendig ist. Die Sektiorate bei Typ 1-Diabetikerinnen liegt international noch immer bei 60 bis 70 Prozent. Und dennoch haben am Universitätsklinikum Jena (UKJ) vergangene Woche gleich zwei Frauen mit Diabetes mellitus Typ 1 natürlich geboren. „Das ist wirklich ganz selten. Und wir sind sehr stolz darauf“, sagt PD Dr. Tanja Groten, Leiterin des Kompetenzzentrums Schwangerschaft und Diabetes in der Geburtsklinik des UKJ. „Denn ob eine werdende Mama mit Diabetes ihr Kind natürlich auf die Welt bringen kann, hängt ganz wesentlich von einem guten und stabilen Blutzuckermanagement während der gesamten Schwangerschaft ab“, weiß die erfahrene Gynäkologin und Diabetologin. Dafür wurden beide Mamas von Grotens Team im Kompetenzzentrum Schwangerschaft und Diabetes betreut.
Jährlich werden dort etwa 350 Frauen vorstellig, am häufigsten mit einem Diabetes, der sich während der Schwangerschaft entwickelt hat. Aber auch mit einem schon vorhandenen Diabetes Typ 1. Gerade bei Typ 1-Diabetikerinnen erfolgt eine enge und engmaschige Betreuung. So war Sandy Kahl alle 14 Tage am UKJ und fühlte sich in vertrauensvollen und kompetenten Händen – gerade bei Dr. Groten. Donnerstagmittag um 15.07 Uhr kam ihre Tochter Rosalie am UKJ auf die Welt. Groten hatte da zwar gerade Dienst, aber nicht im Kreißsaal. Und obwohl sie sich sputete, schaffte sie es nicht mehr rechtzeitig zur Geburt von Rosalie. „Die hatte es wirklich sehr eilig“, freut sich Groten über das kerngesunde und normalgewachsene Kind, 3.255 Gramm schwer und 50 Zentimeter groß. Bei Diabetikerinnen kann ein zu hoher Blutzucker während der Schwangerschaft auf das Kind übergehen und so seine Entwicklung erheblich verstärken. Die Folge sind dann große und schwere Babys.
Bei der zweiten Spontangeburt des Tages um 16.29 Uhr war Groten dann aber selbst zur Stelle und begrüßte den 3.250 Gramm schweren und 52 Zentimeter großen Artur auf der Welt. Beiden Müttern und Kindern geht es gut. Sie werden weiterhin am UKJ betreut.