28.10.2008
Erbkrankheiten schonend im Mutterleib diagnostizieren
Innovationspreis geht an Kooperationsprojekt in der Pränataldiagnostik am UKJ-Plazentalabor
Jena. Ein Preis des diesjährigen Innovationswettbewerbs Medizintechnik geht an das Universitätsklinikum Jena: Dr. Udo Markert, Leiter des Plazentalabors am Universitätsklinikum Jena, erhält die Auszeichnung für ein Projekt zur schonenden Diagnose von Erbkrankheiten bei Ungeborenen.
Mit dem am 23. Oktober in Berlin verliehenen Preis fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung in den nächsten Jahren mit insgesamt fast 1 Million Euro die Entwicklung eines invasionsfreien Verfahrens der Pränataldiagnostik, an dem die Jenaer Mediziner gemeinsam mit der Firma Olympus Life Science Research Europa. aus München arbeiten. Die Wissenschaftler des Plazentalabors am UKJ werden dabei einen Anteil der Fördersumme in Höhe von ca. 300.000 Euro erhalten.
Bisher können Aussagen über erbliche Erkrankung oder Schädigungen des Erbgutes wie z.B. im Fall des Down Syndroms bei Ungeborenen nur mit Hilfe invasiver Methoden wie der Zellentnahme bei einer Fruchtwasseruntersuchung oder einer Plazenta-Biopsie gewonnen werden. Beide Verfahren sind mit einem Eingriff verbunden und bergen das Risiko einer Fehlgeburt. Das jetzt ausgezeichnete Verfahren soll künftig eine risikofreie Untersuchung der Zellen des ungeborenen Kindes ganz ohne Eingriff, lediglich auf der Basis einer Blutprobe der Mutter ermöglichen.
"Voraussetzung für eine solche Untersuchung ist, dass es uns gelingt, die während der Schwangerschaft im mütterlichen Blut in geringer Konzentration vorhandenen fetale Zellen des Ungeborenen zu isolieren und für eine genetische Analyse nutzbar zu machen", erklärt Privatdozent Dr. Udo Markert. Dazu entwickeln die Jenaer Medizin gemeinsam mit den Münchner Forschern ein auf Schallwellen basierendes Gerät zur Zellisolierung. Gelingt damit die Gewinnung von zur Genanalyse nutzbaren Zellen, könnten künftig nicht nur viele der Eingriffe zur Pränataldiagnostik überflüssig werden. "Zudem könnten Aussagen zu erblichen Belastung bereits ab der 6. Schwangerschaftswoche statt wie bisher ab der 10. erfolgen, und uns würden die Ergebnisse wesentlich schneller vorliegen - innerhalb eines Tages", skizziert Markert die erwarteten Vorteile.
Mit dem Innovationspreis Medizintechnik fördert das BMBF jährlich innovative Ideen, die sich vor allem durch ein hohes Nutzungspotenzial für die klinische Anwendung und die enge Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft auszeichnen. Die Preisträger werden dabei von einer internatonalen Jury unter jährlich 100 Bewerbern ausgewählt.