Beckenbodensprechstunde
oder auch: peripartale Urogynäkologie
Liebe Patientin,
Sie leiden seit der Geburt oder litten sogar schon während der Schwangerschaft an einer Harninkontenz (Blasenschwäche) oder gar einer Stuhlinkontinenz, haben Senkungsbeschwerden, die mit Druck- oder Fremdkörpergefühl in der Scheide äußern oder Sie haben Probleme beim Geschlechtsverkehr?
Dann können Sie einen Termin in unserer Sprechstunde vereinbaren, denn die Beratung und Betreuung von Schwangeren und Wöchnerinnen mit Beckenbodenfunktionsstörungen gewinnt angesichts der modernen Geburtshilfe mit rückläufigen Komplikationsraten für Mutter und Kind an Bedeutung.
Vielleicht kam es auch während der Geburt Ihres Kindes zu einer Verletzung des Afters (analer Schließmuskel) oder Ihr Kind wurde mit Hilfe einer Saugglocke oder per Zangenentbindung auf die welt gebracht? Dann haben wir Ihnen bei Entlassung aus unserer Klinik einen Termin zur Verlaufskontrolle angeboten.
Ein Drittel aller Schwangeren entwickelt eine Blasenschwäche in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Es finden während der Schwangerschaft sowie nach der Geburt zum Teil unumkehrbare Veränderung des Beckenbodens statt, die wiederum die Beckenbodenfunktionen negativ beeinflussen können. In der Folge kommt es im Alter bei zu 40 % der Frauen zu einer Blasenschwäche, wenn zusätzliche Risikofaktoren auftreten. Senkungen des inneren Genitale finden sich bei 10–30 % der Frauen. Einschränkungen der Beckenbodenfunktion führen zu Einschränkungen der Lebensqualität und der Sexualität.
– Gesprochen wird darüber weiter nur wenig.
Und die Freude über den neuen Familienzuwachst kann dadurch deutlich getrübt werden.
Was erwartet Sie bei uns?
Zunächst erfolgt ein ausführliches Gespräch über den Schwangerschafts- und ggf. den Geburtsverlauf. Offene Fragen zur Geburt können hier geklärt werden.
Als Nächstes führen wir eine vollständige Untersuchung auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl durch, ergänzt wird diese durch einen Ultraschall des Beckenbodens inklusive 3D/4D-Ultraschall. Hier besteht auch die Möglichkeit eines ultraschallgestützten Biofeedbacks, um beurteilen zu können, wie einsatzfähig Ihre Beckenbodenmuskulatur ist.
Andere Ursachen für Beschwerden des Beckenbodens wie z.B. Harnwegsinfekte oder Blasenentleerungsstörungen werden ausgeschlossen.
Im Anschluß erfolgt die Planung und Durchführung von möglichen Therapien.
Oder es erfolgt eine Beratung zum Geburtsmodus in der Folgeschwangerschaft bei dauerhaften Beschwerden.
Außerdem bieten wir Schwangeren mit Ängsten vor einer vaginalen Geburt bezüglich der Beckenbodenfunktion eine Beratung zum möglichen Geburtsmodus an – auch unter Anwendung des Risikokalkulators UR-CHOICE. Der Wunsch nach dem Versuch einer spontanen Geburt kann bei niedrigem Risikoprofil gestärkt werden.
Zu speziellen Fragestellungen werden wir Ihnen Kontakt zu anderen Fachdisziplinen wie z.B. Proktologie, Urologie oder Neurologie herstellen.
Therapieoptionen:
Die Therapie richtet sich nach dem Krankheitsbild. Im Vordergrund stehen jedoch zunächst konservative, also nicht-operative, Therapieoptionen zur Stärkung und verbesserten Koordination der Beckenbodenmuskulatur und eine Beratung zu einem „beckenbodenschonenden“ Lebensstil.
Wir empfehlen deshalb Beckenbodentraining unter physiotherapeutischer Anleitung ggf. in Kombination mit einer Elektrostimulation/Biofeedback mittels Heimgerät. Physiotherapeuten für Beckenbodenfunktionsstörungen finden Sie unter:
www.ag-ggup.de
Medikamente werden in der Stillzeit eher zurückhaltend eingesetzt – stehen zur Behandlung der Belastungs- und Drang-Inkontinenz nach der Stillzeit jedoch uneingeschränkt zur Verfügung.
Bei Senkungsbeschwerden oder auch bei nicht-sichtbaren Verletzungen - sogenannten okkulten Läsionen - der Beckenbodenmuskulatur können Pessare verordnet werden. Diese können akute Beschwerden direkt lindern und langfristig eine Zunahme von Beschwerden verhindern und eine Entlastung des Beckenbodens ermöglichen. Die Pessare haben unterschiedliche Formen/Größen und können an Ihre Bedürfnisse angepasst eingesetzt werden. Sie bestehen aus Silikon, werden täglich selbstständig am Morgen eingesetzt und am Abend entfernt. Eine Desinfektion des Pessars ist nicht notwendig. Eine Reinigung mit Leitungswasser und ggf. einer milden Waschpflege ist ausreichend.
Bei Stuhlinkontinenz oder Stuhlentleerungsstörungen empfehlen wir eine ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung und eine ausreichende Trinkmenge. Des Weiteren können Quellmittel wie z.B. Flohsamenschalen hilfreich sein.
Sollte in der gynäkologischen Untersuchung ein Hormonmangel in der Scheide festgestellt werden, kann das weibliche Geschlechtshormon Östrogen als lokale Anwendung verschrieben werden. Wir empfehlen hier eine ultraniedrig dosierte Therapie angepasst an die Still-Intervalle. Wir werden Sie hierzu gern beraten.
Sollten die Beschwerden nach Beenden der Stillperiode und nach Ausschöpfen der konservativen Maßnahmen weiter bestehen, können verschiedene sogenannte minimal invasive Operationen angeboten werden. Dabei richtet sich die operative Therapiestrategie nach der Art des Beckenbodenleidens.
Sprechen Sie uns an. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Ihr Team der Beckenbodensprechstunde der Universitätsgeburtsmedizin