Wann ist eine genetische Untersuchung sinnvoll?
Mit zunehmendem Alter der Eltern werden Fehler bei der Neuverteilung der Erbinformation in der Eizelle häufiger. Diese Fehlverteilung betrifft vor allem die Anzahl der Chromosomen, den Trägern der Erbinformation. Das bekannteste Krankheitsbild in diesem Zusammenhang ist das Down-Syndrom (Trisomie 21). Eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Trisomie oder ein auffälliger Befund im Rahmen des Ersttrimester-Screenings kann Anlass für eine Chromosomenuntersuchung sein.
Andere Gründe für eine invasive Pränataldiagnostik können auffällige Chromosomenbefunden in vorangegangenen Schwangerschaften sein. Zusätzlich deutet ein auffälliger Ultraschallbefund oder eine familiär vererbte und gehäuft auftretende Erkrankung auf ein höheres Risiko hin.
Was kann nicht erkannt werden - Grenzen?
Bei den genetischen Untersuchungen werden die kindlich gewonnen Zellen auf Anzahl und grobe Struktur der Chromosomen hin untersucht. Wie jede pränatale Untersuchungsmethode ist auch die Chromosomenanalyse mit Einschränkungen verbunden und ein „unauffälliger Chromosomensatz“ schließt eine genetische Erkrankung (z.B. kleinere Gendefekte) Ihres Kindes nicht völlig aus.
Veränderungen von sehr kleinen Chromosomenabschnitten oder von einzelnen Genen sind unter dem Mikroskop nicht zu erkennen. Sehr selten ist es der Fall, dass ein kleinerer Teil der Körperzellen des Feten einen abweichenden Chromosomensatz trägt (Mosaik), dies kann nicht immer mit Sicherheit erkannt werden. Ebenfalls kann nicht ausgeschlossen werden, dass mütterliche Zellen statt der Zellen des Ungeborenen im Brutschrank gewachsen sind. Dies tritt jedoch in weniger als ein Prozent der Fälle auf. Verdachtsfälle überprüfen wir stets in einem speziellen Verfahren (Kontaminationsausschluss). Bei Zwillingsschwangerschaften können die Ergebnisse unter ungünstigen Umständen nur für einen Zwilling zutreffen. Und in wenigen Fällen wachsen Zellkulturen sehr langsam, sodass das Ergebnis später als gewöhnlich vorliegt.
Die Möglichkeit, dass Ihr Kind andere körperliche oder geistige Fehlentwicklungen zeigt wie Herzfehler, offener Rücken oder andere Organentwicklungsstörungen, ist trotz der Diagnose eines normalen Chromosomensatzes nicht ausgeschlossen. Durch eine spezielle Ultraschalluntersuchung in der 20.-22. Schwangerschaftswoche kann eine solche Fehlentwicklung jedoch weitgehend erkannt werden.
Risiken der invasiven Pränataldiagnostik liegen, je nach Methode, zwischen 0,1 % und 1 % Wachrscheinlichkeit für auftretende Komplikationen, also 1-5 Patientinnen von 1000.
Weitere Informationen zu genetischen Schwerpunkten können Sie in einem Beratungsgespräch bei uns oder im Humangenetischen Institut der Universität Jena erhalten.