Warum heißen Krokodilstränen eigentlich Krokodilstränen? Öffnen Krokodile ihr Maul sehr weit, wie es bei der Nahrungs-aufnahme der Fall ist, wird Druck auf eine Drüse hinter dem Auge ausgeübt und es entstehen die so genannten Krokodilstränen. Weinen können Krokodile allerdings nicht! Die genannte Redensart beruht vielleicht auf einer naturwissenschaftlichen Enzyklopädie des französischen Mönches Bartholomaeus Anglicus aus dem 13. Jahrhundert. Der Mönch berichtet in seinem Werk, Krokodile würden, bevor sie einen Menschen auffräßen, deren Tod beweinen.
Seit dem Mittelalter ist dann die Umdeutung in Sagen weit verbreitet, wonach das Krokodil listigerweise wie ein kleines Kind weine und schluchze, um seine Opfer anzulocken und dann zu verschlingen. Die Vorstellung, das erbarmungslose Krokodil würde falsche Tränen vergießen, war so ein starkes Sinnbild, dass es die Literatur eroberte. Bis heute sagt man daher über Menschen, die Trauer und Betroffenheit nur vortäuschen, sie vergössen Krokodilstränen.
Nach der Heilung einer Lähmung des Gesichtsnervs (Nervus facialis) kommt es häufig zu einer diskreten, vom Patienten selbst manchmal nicht bemerkten vermehrten Tränensekretion beim Essen, das so genannte Krokodilstränen-Phänomen. Dies entsteht, wenn Sekretfasern, die der Gesichtsnerv eigentlich für die Speicheldrüse führt, im Rahmen der Heilung des Nervs "irrtümlich" in die Tränendrüse eingewachsen sind. Zur Behandlung von Krokodilstränen, die beim Essen salziger oder saurer Speisen oder schon bei deren Anblick störend auftreten können, kann durch Injektion von Botulinumtoxin in die Tränendrüse eine gezielte Verminderung der Tränenproduktion erreicht werden. Eine Injektion pro Jahr reicht meistens aus.