Der Blepharospasmus (Lidkrampf) äußert sich in einem unwillkürlichen Zusammenziehen der Augenschließmuskeln. Außenstehende nehmen dies als unkontrollierbares Blinzeln - meist beider Augen - wahr. Für die Patienten wird Sehen im Alltag oft zum Problem: Die Muskelstörung lässt Tätigkeiten wie das Lesen oder Autofahren kaum mehr zu. Manchmal können auch die Augenlider gar nicht mehr geöffnet werden.
Die Kombination von Lidkrampf und Verkrampfungen der Kaumuskeln und Muskeln der unteren Gesichtshälfte (oromandibuläre Dystonie) wird als Meige-Syndrom bezeichnet. Benannt ist die Erkrankung nach dem Arzt Henry Meige, der das Krankeitsbild 1910 ausführlich beschrieb, oder nach dem Gemälde des flämischen Malers Pieter Brueghel "Der Gähner" aus dem 16. Jahrhundert als Brueghel-Syndrom bezeichnet. Der Betroffene hat mit unkontrollierbarer Kau- und Zungenmuskulatur, Gesichtsmuskulatur sowie unwillkürlichen Lidkrämpfen zu kämpfen. Sprechen und Schlucken können erheblich beeinträchtigt sein.
Der Blepharospasmus stellt eine der häufigsten Indikationen für den Einsatz von Botulinumtoxin dar. Vor der Einführung von Botulinumtoxin standen lediglich wenig hilfreiche (Hypnose, Biofeedback, Akupunktur, Physiotherapie) und stellenweise belastende Therapiemaßnahmen (u. a. Operation) zur Verfügung. Andere medikamentöse Therapien führen nur bei einem Teil der Patienten zu einem Erfolg. Die Ergebnisse mit Injektionen von Botulinumtoxin sind bedeutend besser (gute Besserung in mehr als 90% der behandelten Fälle). Die Behandlung mit Botulinumtoxin gilt international als Therapie der Wahl.