Erkrankungen im HNO-Bereich betreffen Menschen aller Altersklassen. Besonders Krankheiten im Bereich des Rachens und der Ohren bedürfen schon im Kindesalter einer stationären Therapie. In unserem Haus steht dafür ein separater Kinderbereich zur Verfügung. Hier werden unsere jüngsten Patienten von besonders geschultem Personal betreut. Es besteht auch die Möglichkeit der Mitaufnahme einer Begleitperson. Sollten Sie von weiter anreisen und es wünschen, ist meist auch eine Aufnahme bereits am Vortag der Operation möglich. Zu Routineeingriffen ist nach erfolgter vorstätionärer Vorbereitung die Aufnahme am Operationstag in der Regel ausreichend. Auch Kinder, die in unserem Hause ambulant operiert werden, werden am Operationstag über unseren Kinderbereich betreut.
HNO-Kinderkrankheiten
Mittelohrentzündung
Mittelohrentzündungen sind im Kindesalter sehr häufig. Man schätzt, dass über 90% der Kinder eine Episode einer akuten Mittelohrentzündung erleiden. Die Häufung im Kindesalter ist durch Besonderheiten im Verlauf des Verbindungsgangs zwischen dem Nasenrachen und dem Mittelohr bedingt (= Ohrtrompete, Tuba auditiva, Eustachische Röhre). Weiterhin spielen die häufigen Infekte und eine vergrößerte Rachenmandel in der Entstehung von Mittelohrentzündungen eine wesentliche Rolle. Eine akute Mittelohrentzündung bedarf in der Regel keiner Therapie im Krankenhaus. Ausnahme ist ein Übergreifen der Entzündung auf dem Knochen hinter dem Ohr (Mastoid). Eine solche seltene Form der Entzündung muss operativ versorgt werden (Mastoidektomie).
Selten ist im Kindesalter eine Tympanoplastik (link folgt) bei einer chronischen Mittelohrentzündung erforderlich. Hauptproblem im Kindesalter ist die chronische Belüftungsstörung des Mittelohres (chronischer Tubenmittelohrkatarrh).
Chronischer Tubenmittelohrkatarrh
Störungen des Druckausgleiches im Mittelohr sind besonders bei Vorschulkindern recht häufig. Dabei kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung (Paukenerguss) im Mittelohr, welches normalerweise lufthaltig ist. Die eingelagerte Flüssigkeit mindert die Verstärkerfunktion des Mittelohres. Es resultiert eine Schwerhörigkeit, die bei längerem Bestehen zum Beispiel auch das normale Erlernen der Sprache behindern kann.
Therapie
Tritt ein Erguss im Mittelohr im Rahmen eines Infektes auf, so sollte zunächst mit konservativen Mitteln (Nasentropfen, später auch mit Druckausgleichs- manövern) versucht werden, eine Heilung zu erzielen. Erst wenn die Erkrankung sich über Wochen oder gar Monate nicht bessert, muss eine operative Therapie erfolgen. Dabei wird das Trommelfell eröffnet und die Flüssigkeit abgesaugt. Bei sehr zähem Erguss muss die geschaffene Öffnung im Trommelfell für einige Zeit offen gehalten werden. Dazu wir ein so genanntes Paukenröhrchen eingesetzt, so dass das Mittelohr direkt über den Gehörgang belüftet wird.
Risiken
Probleme bei einer solchen Behandlung sind sehr selten. Bei liegenden Paukenröhrchen ist ein Schutz des Ohres vor Badewasser erforderlich, da eindringendes Wasser eine erneute Mittelohrentzündung auslösen kann. Die Paukenröhrenchen werden meist von selbst in den Gehörgang abgestoßen. Nur in Einzelfällen ist eine operative Entfernung erforderlich. Kommt es wiederholt nach Abstoßen der Paukenröhrchen zu erneuter Ergussbildung oder ist ein chronischer Tubenkatarrh über Jahre vorauszusehen, kann auch die Einlage von Dauer-Paukenröhrchen sinnvoll sein. Dauer-Paukenröhrchen werden nicht vor selbst abgestoßen, sondern müssen nach Ausheilung der Erkrankung durch eine Operation wieder entfernt werden.
Rachenmandelhyperplasie (kindliche Polypen, Adenoide oder Wucherungen)
Die Rachenmandel ist Teil des lymphatischen Rachenringes. Sie liegt im Nasenrachen und ist daher beim Blick in den geöffneten Mund nicht sichtbar. Gerade bei Kindern im Vorschulalter ist die Rachenmandel oft Anlass zu einer hno-ärztlichen Behandlung. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Fremdstoffen der Umwelt ist das Mandelgewebe als Teil der körpereigenen Abwehr in diesem Alter sehr aktiv. Dies kann unter Umständen zu einer exzessiven Vergrößerung der Rachenmandel führen. Im Volksmund wird die Rachenmandelvergößerung oft als Polypen oder Wucherungen bezeichnet. Das ist irreführend, da es sich nicht um echte Polypen oder gar um eine tumoröse Neubildung handelt.
Symptome
Kinder mit einer vergrößerten Rachenmandel leiden an einer Behinderung der Nasenatmung. Sie sind meist Mundatmer, was am ständig geöffneten Mund gut zu erkennen ist. Dies führt in der Nacht zu einem teils erheblichen Schnarchen. Dies kann bis zur Ausbildung eines kindlichen Schlafapnoesyndroms führen. Die Kinder sind durch den gestörten Schlaf schlecht aufnahmefähig, unruhig und oft müde. Weiterhin kommt es im Bereich der nicht belüfteten Nase zu anhaltenden Infekten (Stauungsrhinitis). Der Funktionsverlust der Nase führt zu einer Infekthäufung in den unteren Atemwegen, was durch die mangelnde Anfeuchtung, Reinigung und Anwärmung der Atemluft mit begründet ist. Ganz wesentlich ist eine Beeinträchtigung des Hörvermögens bei vielen Kindern mit einer solchen Erkrankung. Durch die vergrößerte Rachenmandel wird dabei der Druckausgleich zwischen Nasenrachen und Mittelohr behindert (Mittelohrentzündung). In einigen Fällen führt die anhaltende Hörminderung zu einer Störung der Sprachentwicklung.
Therapie
Die Therapie der vergrößerten Rachenmandel stellt die Entfernung im Rahmen einer so genannten Adenotomie dar. Diese Operation ist eine der häufigsten Operationen im Kindesalter und erfolgt in Vollnarkose. Kinder aus dem Stadtgebiet von Jena können ambulant operiert werden. Dies bedeutet, dass Sie mit Ihrem Kind am Operationstag etwa 17.00 Uhr unsere Klinik wieder verlassen können. Weiter entfernt wohnende Kinder und ggf. auch Begleitpersonen werden erst am ersten Tag nach der Operation entlassen. Sollten Sie von weiter her anreisen, ist meist auch die Aufnahme am Vortag der Operation möglich.
Risiken der Operation
"Braucht mein Kind nicht das Mandelgewebe?" oder "Mein Kind ist noch so klein, kann die Operation nicht später durchgeführt werden?" sind Fragen besorgter Eltern mit denen wir oft konfrontiert werden. Zunächst ist zu sagen, dass im Bereich des Rachenringes noch viel mehr Mandelgewebe zur Immunabwehr vorhanden ist. Eine verminderte körpereigene Abwehr durch die Entfernung der Rachenmandel ist daher nicht zu erwarten. Das Hinauszögern der Therapie ist ebenfalls nicht sinnvoll. Gerade die Einschränkungen in der normalen Entwicklung und die verzögerte Sprachentwicklung bedürfen einer zeitnahen Therapie der Rachenmandel.
Bei der Adenotomie handelt es sich um einen Routineeingriff. Ernsthafte Probleme während oder nach einer solchen Operation sind extrem selten. Das häufigste Problem ist ein Nachwachsen der Rachenmandel. Dies ist durch die Operationstechnik (es erfolgt nur eine Kürettage und keine vollständige Entfernung) bedingt und kann bis zu einem erneut operationswürdigen Befund gehen. Wie bei anderen Eingriffen im Rachen besteht für ca. 1 Woche nach der Operation eine Entzündungs- und Nachblutungsrisiko. Ihr Kind kann in dieser Zeit den Kindergarten etc. nicht besuchen. Während dieser Zeit ist eine Vorstellung bei Ihrem behandelnden HNO-Arzt erforderlich.
Tonsillektomie (Mandelentfernung) bei rezidivierender akuter Mandelentzündung (Tonsillitis)
Die Gaumenmandeln sind Teil des lymphatischen Rachenringes. Sie liegen im Mundrachen und sind beim Blick in den geöffneten Mund, so noch vorhanden, meist zu sehen. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Fremdstoffen der Umwelt ist das Mandelgewebe in der Kindheit als Teil der körpereigenen Abwehr häufig von Infektionen betroffen. Vor allem bei einer durch Bakterien bedingten Entzündung, der so genannten Angina (tonsillaris), kommt es dabei zu erheblichen Schluckbeschwerden verbunden mit Fieber und anderen Allgemeinsymptomen. Außerdem können durch die Bakteriengifte Folgeerkrankungen am Herz, an den Gelenken oder an den Nieren auftreten. Eine weitere Komplikation der Mandelentzündung stellt der Mandelabszess dar. Hier sammelt sich Eiter im Gewebe hinter oder neben der Mandel an.
Treten drei oder mehr Episoden von akuten Mandelentzündungen pro Jahr auf oder wurde eine Folgeerkrankung diagnostiziert, sollte geprüft werden, ob die Gaumenmandeln entfernt werden sollten. Treten mehr als 5-6 Episoden auf, die mit Antibiotika behandelt werden müssen, so ist die Entfernung zumeist zu empfehlen. Ebenso empfehlen wir die Mandelentfernung zur Therapie eines Mandelabszesses.
Therapie
Die Operation erfolgt in Vollnarkose im Rahmen eines stationären Aufenthaltes von ca. einer Woche. Wenn Sie von weiter her anreisen, ist meist auch die Aufnahme am Vortag der Operation möglich.
Ihr Kind wird nach der Operation auf unserer Kinderstation betreut. Hierbei können auch auftretende Schluckprobleme durch die Gabe von Schmerzmitteln behandelt werden. Die häufigste Komplikation der Therapie ist eine Nachblutung. Sie ist auch der Grund des stationären Aufenthaltes nach der Operation. Nach der Entlassung kann Ihr Kind für mindestens einen Woche Schule oder Kindergarten nicht besuchen. Während dieser Zeit ist eine Vorstellung bei Ihrem behandelnden HNO-Arzt erforderlich.
Tonsillotomie (Mandelkappung) bei vergrößerten Gaumenmandeln
Die Gaumenmandeln sind Teil des lymphatischen Rachenringes. Sie liegen im Mundrachen und sind beim Blick in den geöffneten Mund, so noch vorhanden, meist zu sehen. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Fremdstoffen der Umwelt ist das Mandelgewebe in der Kindheit als Teil der körpereigenen Abwehr sehr aktiv. Dies kann unter Umständen zu einer exzessiven Vergrößerung der Gaumenmandeln führen.
Symptome
Kinder mit stark vergrößerten Gaumenmandeln sind meist Mundatmer, was am ständig geöffneten Mund gut zu erkennen ist. Sie leiden an einer Behinderung der Nasenatmung. Dies führt in der Nacht zu einem teils erheblichen Schnarchen. Die Ausbildung eines kindlichen Schlafapnoesyndroms ist bei einer Gaumenmandelvergrößerung häufig. Kinder sind durch den gestörten Schlaf am Tage schlecht aufnahmefähig, unruhig und oft müde. Weiterhin kann durch Einengung des Rachens das Schlucken behindert sein. Insgesamt kommt es zu einer allgemeinen Beeinträchtigung der Entwicklung.
Therapie
Die Therapie verfolgt das Ziel den Gewebeüberschuss zu beseitigen ohne die Gaumenmandeln ganz zu entfernen, damit diese ihre wichtige Funktion für das Abwehrsystem behalten. Dies ist mit der Mandelkappung (Tonsillotomie) unter Einsatz eines modernen Lasers möglich. Sollte ihr Kind aber bereits wiederholt Mandelentzündungen durchgemacht haben, ist eine Mandelkappung nicht mehr möglich. Die Operation erfolgt in Vollnarkose im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes. Wenn Sie von weiter her anreisen, ist meist auch die Aufnahme am Vortag der Operation möglich.
Risken der Operation
Bei der Tonsillotomie handelt es sich um ein modernes Verfahren. Die postoperativen Schmerzen sind meist geringer als bei einer kompletten Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie). Durch den Einsatz des CO2-Lasers kann das Mandelgewebe blutungsarm abgetragen werden. Dennoch besteht ein geringes Nachblutungsrisiko. Ihr Kind wird daher nach der Operation auf unserer Kinderstation betreut. Hierbei können auch auftretende Schluckprobleme durch die Gabe von Schmerzmitteln behandelt werden. Wie bei anderen Eingriffen im Rachen besteht auch nach Entlassung für ca. 10 Tage nach der Operation eine Entzündungs- und Nachblutungsrisiko. Ihr Kind kann in dieser Zeit den Kindergarten etc. nicht besuchen. Während dieser Zeit ist eine Vorstellung bei Ihrem behandelnden HNO-Arzt erforderlich.
Kindliche Hörstörung
Das Gehör beeinflusst in unterschiedlichem Ausmaß unser Leben. Störungen beeinträchtigen die Alarmierung vor Gefahren, die Orientierung, den sozialen Kontakt und unter anderem auch den Spracherwerb. In welchem Ausmaß die Hörstörung uns beeinträchtigt hängt vom Zeitpunkt, dem Schweregrad, der Art und der Dauer der Hörstörung ab. Es gibt unterschiedliche Ursachen für Hörstörungen, sie können erworben aber auch angeboren sein.
Wie können wir Hörstörungen aber rechtzeitig bei unseren Kindern erkennen? Eine gezielte Beobachtung hilft uns dabei. Es ergeben sich viele Hinweise im häuslichen Bereich:
- Erschreckt das Kind bei lauten Geräuschen?
- Erwecken unbekannte Geräusche das Interesse des Kindes? (Der Gegenstand sollte aber nicht im Blickfeld des Kindes sein.)
- Reagiert des Kindes auf den eigenen Namen, wenn Sie es in normaler Lautstärke rufen?
- Zeigt das Kind bei Aufforderung auf den entsprechenden Gegenstand?
Jeder noch so kleine Verdacht auf eine Hörstörung sollte abgeklärt werden.
Unabhängig vom Alter kann bei einer ärztlichen Untersuchung das Gehör überprüft werden. Die aktive Mitarbeit des Kindes ist dazu nicht zwingend erforderlich. Durch eine rechtzeitige Diagnosestellung können schnell notwendige Therapien eingeleitet und Folgebeeinträchtigungen vermieden bzw. reduziert werden.