Schluckstörungen (Dysphagie)
Von einer Schluckstörung spricht man, wenn eine Störung des Schluckens oder der Passage von fester und/oder flüssiger Nahrung vom Mund zum Magen vorliegt.
Das Schlucken gehört zu den lebenserhaltenden Funktionen. Wenn wir überhaupt nicht schlucken könnten, bestünde die Gefahr, zu verdursten oder zu verhungern. Deshalb bedeuten Schluckstörungen (Dysphagien) häufig eine ernste Bedrohung für den Organismus.
Schluckstörungen können den Patienten sowohl durch eine insuffiziente orale Ernährung mit darausfolgenden Mangelerscheinungen als auch im Falle einer Aspiration (Übertritt von Nahrung oder Flüssigkeit in die Atemwege) mit rezidivierenden Entzündungen der Atemwege vital gefährden.
Da Störungen der Nahrungsaufnahme und des Schluckablaufes nicht selten als äußere Stigmatisierung empfunden werden, ist soziale Isolation für die Betroffenen eine meist nicht aufzuhaltende Folge.
Welche unterschiedlichen Schluckphasen gibt es?
Es werden insgesamt fünf einzelne Schluckphasen voneinander unterschieden:
- die präorale Phase (Vorbereitung auf die Nahrungsaufnahme, z. B. aufrechte Sitzposition, vermehrte Speichelproduktion, Auslösung von Hunger- und Durstgefühl)
- die orale Vorbereitungsphase (Aufnahme von Speise in den Mund, Kauen zu einem breiförmigen Speisebrei)
- die orale Transportphase (Transport der Nahrung aus der Mundhöhle in den Rachen)
- die pharyngeale Phase (Transport durch den Rachen)
- sowie die ösophageale Phase (Transport durch die Speiseröhre bis zum Magen)
Sowohl Veränderungen der anatomischen Strukturen des Schluckweges als auch Störungen in Ihrer Funktionsweise können Schluckstörungen hervorrufen.
Beschwerden
- Druckgefühl oder Schmerzen im Hals, hinter dem Brustbein oder im Oberbauch beim Schlucken (Globusgefühl)
- Würgen während des Schluckaktes
- Husten während der Mahlzeit
- Herauswürgen unverdauter Nahrungsbestandteile
- Aspiration, d. h. Übertritt von Nahrung in die Luftröhre mit Gefahr einer Lungenentzündung
- Gewichtsabnahme
Ursachen
- Entzündungen im Mund-Nasen-Rachen-Raum mit Schmerzen beim Schlucken, z. B. Mandelentzündung, Abszess
- Verbrühung, Verätzung, versehentliches Verschlucken von Fremdkörpern
- Tumoren (gut- oder bösartige Geschwülste) im Bereich des Schluckweges
- Veränderungen im Bereich der Speiseröhre, z. B. Divertikel, Entzündungen
- Zustände nach Tumoroperationen im Kopf-Hals-Bereich, eventuell zusätzlich verstärkt durch die Auswirkungen einer Strahlentherapie
- die Situation bei einem Luftröhrenschnitt oder nach Verschluss desselben, hier kann eine Störung der Kehlkopfbeweglichkeit zu Schluckstörungen führen
- die so genannte Refluxkrankheit mit Rückfluss saurer Magenflüssigkeit in die Speiseröhre oder sogar bis in den Schlund hinauf
- eine vermehrte Knochenspornbildung im Bereich der Halswirbelsäule mit resultierender Einengung des Speiseweges
- Schlaganfälle, bei denen durch Durchblutungsstörungen bestimmter Hirngebiete die Funktionen der Nervenbahnen beeinträchtig sind, die für die Koordination des Schluckvorganges zuständig
- neurologische Erkrankungen, z. B. Mb. Parkinson, Multiple Sklerose
- ein hohes Lebensalter, viele alte Menschen leiden an Schluckstörungen, ohne dass man dafür eine erkennbare Ursache findet
- psychogene Schluckstörungen, organische Ursache nicht zu finden
Diagnostik
- Anamnese, Befragung von Betroffenen und Angehörigen
- klinische Untersuchung durch den HNO-Arzt, den Neurologen, den Internisten
- Spiegelung des Rachenraumes, des Kehlkopfes, der Speiseröhre und des Magens
- Röntgenbreischluck zur Darstellung des Passageweges der Nahrung
- ggf. weitere bildgebende Verfahren, z. B. MRT oder CT
- psychosomatische Abklärung, sofern keine körperliche Ursache gefunden werden konnte oder diese die Beschwerden nicht zur Gänze klärt
Therapie
Je nach Ursache der Störung können operative Maßnahmen oder eine spezielle nicht operative Behandlung von Störungen des Schluckablaufes dem Betroffenen helfen.
- Operative Therapie
- Beseitigung der Ursache der Schluckstörung, z. Entfernung von gut- o. bösartigen Tumoren, Durchtrennung des Speiseröhreneingangsmuskels bei Divertikeln in der Speiseröhre, Entfernung von Fremdkörpern
- Anlegen eines Luftröhrenschnittes (Tracheostoma) und Einsetzen einer geblockten Luftröhrenkanüle (Trachealkanüle) zum Schutz der Atemwege vor Aspiration, z. B. bei fortgeschrittenen Tumoren
- Verschluß eines Tracheostomas, wenn möglich, wenn dieses Auslöser der Schluckstörung ist
- perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG), bei der durch die Bauchhaut eine Sonde zur Nahrungszufuhr in den Magen eingepflanzt wird, z. B. bei fortgeschrittenen Tumoren, schweren neurologischen Erkrankungen
- Nicht operative (konservative) Therapie
- logopädische Beübung
- Veränderung der Konsistenz und Temperatur der Nahrung
- Psychosomatische Mitbetreuung bei psychogenen Schluckstörungen