Schwindel
Jeder zehnte Patient klagt über Schwindelgefühle. Schwindel ist ein Symptom, keine eigenständige Krankheit. Die Ursachen sind sehr vielfältig (vestibulär, neurologisch, cardio-vasculär, medikamentös, cervikal, ophthalmologisch, psychisch oder psychosomatisch).
Zur umfassenden Diagnostik ist meist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mehrerer Fachgebiete wie HNO, Innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie, Orthopädie, physikal. Medizin und Augenheilkunde notwendig.
Der HNO-Arzt bestätigt oder schließt dabei eine Störung des peripheren oder zentralen Gleichgewichtsorgans aus und kann damit oft wichtige Hinweise auf die Genese des Schwindels liefern.
Behandlung von:
- Benignem paroxysmalen Lagerungsschwindel
- Neuropathia vestibularis
- Schwindel bei Morbus Meniere
- Tumoren am Gleichgewichtsnerv (z. B. Vestibularis-Schwannom bzw. Akustikusneurinom)
Beschwerden
- es dreht sich alles, der Boden gibt nach, die Erde schwankt, ein Gefühl wie im Fahrstuhl, häufig dabei auftretend: Übelkeit und Erbrechen
- Sie haben kurzzeitige Schwindelgefühle bei plötzlichen Lageänderungen des Kopfes
(Umdrehen im Bett, schnelle Kopfbewegungen, rasches Hinlegen) - Sie haben ein sonderbares Gefühl im Kopf (Benommenheit)
- Sie haben Ohnmacht ähnliche Zustände
- Ihnen wird schwarz vor den Augen
Diagnose
Zur Ermittelung der Ursachen der Gleichgewichtsstörung werden verschiedene anerkannte Tests durchgeführt, auf die die Reaktionen (insbesondere die Bewegung der Augen mit dem sogenannten Nystagmus) gesunder und erkrankter Patienten bekannt ist:
- Nystagmusprüfung mit der Frenzel-Brille
- im Krankheitsfall treten ohne Reizung rhytmische Augenbewegungen (Nystagmus) auf
- Spülung der Ohren mit kaltem und warmen Wasser oder Luft
- mit dieser Untersuchung überprüft man die Funktionsfähigkeit des Gleichgewichtsorganes
- Kopf-Impuls-Test
- während Infrarotkameras in einer Spezialbrille die Augenbewegungen aufzeichnen, wird der Kopf des Patienten vom Untersucher mit den Händen nach links und rechts bewegt. Wenn die Gleichgewichtsorgane normal arbeiten, werden die Augen reflexartig in die Gegenrichtung zur Kopfbewegung bewegt, um den Blick stabil zu halten.
- Test mit dem Drehstuhl
- Hier wird nicht wie beim Kopfimpulstest nur der Kopf um ein paar Grad nach links und rechts bewegt sondern der ganze Patient auf einem Drehstuhl bewegt, um Beschleunigungsreize zu setzen und die Nystagmusreaktion so zu testen
- Tretversuch
- Sie sollen auf der Stelle treten, dabei werden Körperabweichungen beobachtet
- Zeigeversuch
- Sie sollen mit geschlossenen Augen Ihre Nasenspitze mit dem Zeigenfinger berühren, dabei wird die Bewegungskoordinierung geprüft
- Sensorischer-Organisations-Test
- Über eine druckempfindliche Bodenplatte werden durch Bewegungen des Horizonts und der Bodenplatte verschiedene Aspekte des Gleichgewichtssystems des Patienten geprüft.
Therapie
- Konservative Behandlungen
- Schwindeltraining (Blickübungen, Balance-Übungen, Bewegungstraining)
- medikamentös
- Psychotherapie
- Physiotherapie (Lagerungsmanöver)
- Operative Behandlungen
- Beseitigung von Geschwülsten, die auf das Gleichgewichtsorgan drücken
Schwindeltraining
Ein Schwindeltraining kann zur Behandlung eines chronischen Schwindels helfen, wenn andere Verfahren erfolglos geblieben sind. In unserer Klinik werden nach ausführlicher ärztlicher Anleitung 2-3mal pro Tag Gleichgewichts- und Koordinationsübungen mit z. B. Entspannungsübungen zur Durchblutungs- förderung oder Atemtechniken kombiniert. Ein individuelles stufenweises Programm über ca. einer Woche unter stationären Bedingungen fördert die Beweglichkeit in allen Körperachsen. Das Übungsprogramm sieht 1-2 Behandlungen pro Tag vor mit 10-20 Wiederholungen der Übungen. Ziel der Behandlung ist eine Minderung der Schwindelbeschwerden und das Erlernen eines Übungsprogramms, das zuhause weitergeführt werden muss. Endgültiges Ziel ist eine Kompensation der Schwindelbeschwerden.
Ansprechpartner
Oberarzt,
Leiter Fazialis-Nerv-Zentrum Jena