Riechstörungen
Störungen des Riechvermögens sind häufig. Eine skandinavische Untersuchung zeigte, dass 19 % der Bevölkerung ein eingeschränktes Riechvermögen aufweisen. 6 % der untersuchten Personen wiesen hierbei sogar einen kompletten Verlust des Riechvermögens auf. Ursache von Riechstörungen können die Folge starker Erkältungen (grippale Infekte), eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen, Unfälle, Nebenwirkung einiger Medikamente, Giftstoffe (z.B. verschiedene Gase) oder auch angeboren sein. Weiterhin verschlechtert sich das Riechvermögen auch mit zunehmendem Alter. Wichtig ist, dass eine Beeinträchtigung des Riechvermögens eines der ersten Symptome einer neurodegenerativen Erkrankung sein kann. Dies gilt vor allem für die Parkinsonerkrankung. Weniger häufige Ursachen von Riechstörungen können Erkrankungen wie Schizophrenie, Depression, Epilepsie, Sarkoidose, systemischer Lupus erythematodes, Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion, Nieren- und Lebererkrankungen, Olfaktoriusmeningeome und andere Hirntumoren darstellen. Weiterhin können Riechstörungen auch nach Operationen im Kopfbereich auftreten. Einem nicht unbeträchtlichen Teil der Riechstörungen (~20 %) kann jedoch keine offensichtliche Ursache zugeordnet werden.
Unsere Klinik verfügt über über alle modernen Verfahren zur Diagnostik von Riechstörungen inklusive der objektiven Olfaktometrie mittels Durchflussolfaktometer für spezielle Fragestellungen. Eine standardisierte Therapie von Riechstörungen gibt es bisher lediglich für in der Nase liegende Ursachen: Veränderungen wie z.B. ausgeprägte Nasenscheidewandverbiegungen sind der operativen Therapie zugänglich. Eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung wird primär mit Medikamenten und bei ausbleibendem Erfolg ebenfalls chirurgisch mittels behandelt. Eine allergische Rhinitis kann mittels Hyposensibilisierung behandelt werden. Bei Patienten nach Kehlkopfentfernung lässt sich das Riechvermögen verbessern, wenn sie mit Hilfe eines speziellen Trainings die Belüftung des Nasenraums wieder erlernen. Für andere Ursachen der Riechstörung stellt sich die Situation weniger eindeutig dar. Therapieversuche mit Cortison-Tabletten sind am üblichsten. Bei positivem Ansprechen kann eine Erhaltungstherapie mittels spezieller Nasensprays ähnlicher Wirkstoffe angeschlossen werden. Studien zeigten für Zink, Vitamin A, Östrogene und Minocyclin eine fehlende Wirksamkeit. Diese Medikamente sollten daher nicht verwendet werden. In der nicht-medikamentösen Therapie scheint ein Riechtraining, das heißt die wiederholte kurzzeitige Exposition gegenüber Duftstoffen, nach neueren Untersuchungen ein vielversprechender Ansatz zu sein. Eine inzwischen abgeschlossene Studie, an der wir neben anderen HNO-Kliniken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnahmen, beschäftigte sich mit dem "professionellen Riechtraining", bei dem der riechgestörte Patient über insgesamt 12 Wochen morgens und abends je zweimal an 4 duftstoffbefüllten Riechstiften schnuppern musste (Phenylethylalkohol: "Rose", Eucalyptol: "Eu- kalyptus", Citronellal: "Zitrone" und Eugenol: "Gewürznelke"). Erste Ergebnisse zeigten eine deutliche Verbesserung des allgemeinen Riechvermögens nach diesem Training. Auch Akupunktur wird in einigen Kliniken für die Therapie von Riechstörungen angeboten. Die Prognose von Riechstörungen ist sehr unterschiedlich und abhängig von der zugrundeliegenden Ursache. Als positive Zeichen für eine spätere Besserung der Riechleistung wurden das Vorhandensein eines sogenannten Fehlriechens (Duftstoffe riechen anders als vor der Riechstörung), das weibliche Geschlecht sowie eine gute Restfunktion des Riechvermögens in der Riechtestung gefunden. Hingegen ist ein höheres Alter und eine bereits länger anhaltende Dauer der Riechstörung eher ungünstig. Bei Reichstörungen nach starken grippalen Infekten (=postinfektiöse Riechstörung) kann von einer hohen Spontanheilungsrate ausgegangen werden. Diese wird zwischen 1/3 bis 2/3 der betroffenen Patienten angegeben. Im Gegensatz hierzu treten bei Riechstörungen nach Kopfverletzungen deutlich geringere Spontanheilungsraten auf. Je schwerer die Verletzungen des Kopfes durch den Unfall waren, umso weniger wahrscheinlich ist die Erholung des Riechvermögens. Die Erholung des Riechvermögens ist prinzipiell ein langsamer Prozess und dauert meist 6 bis 12 Monate. Bei der Therapie einer Riechstörung durch eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung mittels Nasennebenhöhlen-Operation soll der initiale Erfolg im Hinblick auf eine Riechverbesserung zwischen 50-100 % betragen, jedoch kann nur bei einem Teil der Patienten ein dauerhaft deutlich besseres Riechvermögen erzielt werden. Aufgrund der Komplexität von Ursache und Therapie von Riechstörungen bieten wir unseren Patienten neben einer ausführlichen Diagnostik eine individuelle Beratung und Therapieempfehlung im Rahmen unserer Spezialsprechstunde an.
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Geschäftsführender Oberarzt