- Konventioneller Aortenklappenersatz
- Minimalinvasiver Aortenklappenersatz
- Kathetergestützte Aortenklappenimplantation
- Compositeersatz
- Aortenklappenrekonstruktion nach David
- Ross-Operation
Allgemein
Die Aortenklappe besitzt die Funktion eines Ventils zwischen linker Herzkammer und großer Hauptschlagader (Aorta), die ermöglicht, dass das Blut nur in eine Richtung und zwar aus der Herzkammer hinaus in den Körperkreislauf fließt. Sie ist eine sogenannte Taschenklappe. Den Namen trägt sie aufgrund ihrer Struktur. Der Teil, der das Blut am Rückstrom hindert, besteht aus drei halbmondförmigen Taschen. Die Taschen sind an einem bindegewebigen Ring befestigt, der zum Gerüst des Herzens gehört. Dieser Ring wird in der Fachsprache als Anulus fibrosus bezeichnet. In der Auswurfphase der Herzaktion werden die Taschen mit dem Blutstrom zur Wand der Aorta hin auseinandergedrückt, sodass eine Öffnungsfläche von ca. 3-4 cm˛ im gesunden Zustand entsteht. In der Entspannungsphase des Herzens wird kein Druck auf die Blutsäule, die sich in der Aorta befindet, gerichtet, sodass das Blut vereinfacht gesprochen stehen bleiben, oder gar zurückfließen würde. In diesem Moment trifft das Blut jedoch auf die Taschen der Herzklappe, die sich durch den Druck der Blutsäule nun in Richtung Herzkammer auswölben und die Ränder aneinander legen. Der Weg dorthin wird dem Blut somit versperrt. Legen sich die Taschen der Aortenklappe jedoch nicht aneinander, kommt es in dieser Phase der Herzaktion zu einem Leck und Blut fließt zurück in die linke Herzkammer. Dies bezeichnet man als Insuffizienz.
Die Hauptschlagader nimmt ihren Ursprung aus der linken Herzkammer und verläuft vorerst nach oben in Richtung Hals (Aorta ascendens). Kurz hinter dem Ursprung gehen die zwei Herzkrankgefäße aus ihr hervor, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Nach ca. 5-10 cm macht die Aorta einen Bogen und verläuft dann wieder nach unten bis hin zum Unterbauch (Aorta descendens), wo sie sich in ihre ersten großen Endäste teilt.
Ursachen und Entstehung
Die Aortenklappeninsuffizienz ist in den seltensten Fällen angeboren. Meist wird sie durch durch entzündliche Prozesse oder krankhafte Veränderungen des Bindegewebe hervorgerufen. Entzündungen der Herzklappen (Endokarditis) verursachen im schlimmsten Fall ein Durchlöchern oder Abriss der Taschenklappen oder in leichteren Fällen Vernarbungen der zarten Taschen. Durch vernarbte Anteile deformieren die Taschen und können als Folge nicht mehr richtig schließen. Ursache für die Entzündung der Herzklappen wiederum können zum einen Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis (rheumatisches Fieber, Lupus erythematodes u.a.) oder bakterielle Infektionen mit Absiedlung auf den Herzklappen sein. Bakterielle Erreger besiedeln vorwiegend veränderte Herzklappen. Somit sind z.B. Patienten mit bicuspid (nur zwei Taschen) angelegter oder bereits rheumatisch veränderter Aortenklappe prädisponiert für Endokarditiden. Diese Patienten sollten daher jegliche Art von Infekionsmöglichkeit, insbesondere im Mund-Zahn-Bereich und im Bereich der Atemwege versuchen zu vermeiden bzw. frühzeitig auf die Symptome solcher Infekte achten und diese nach Konsultation des Hausarztes behandeln lassen. In diesen Fällen wird großzügig über die Gabe eines Antibiotikums zur Vorsorge einer Ausbreitung der Infektion entschieden.
Eine weitere wichtige Ursache kann wie auch bei der Aortenklappenstenose der natürliche Verschleißprozess im Alter sein, der durch Arteriosklerose begünstigt wird. Faktoren, die mit einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose einhergehen sind u.a. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen und erhöhte Blutfettwerte. Auch vorausgegangene Herzinfarkte können Veränderungen im Bereich der Herzklappen hervorrufen.
Weiterhin gibt es verschiedene genetische Erkrankungen, die mit einer Laxheit des Bindegewebes einhergehen und auch die Herzklappen nicht verschonen. Das Marfan-Syndrom z.B. kann neben einer Aortenklappeninsuffizienz noch eine Erweiterung der Aorta hervorrufen, was der Mediziner als Aortenaneurysma bezeichnet. Diese Kombination aus Aortenklappeninsuffizienz und Aortenaneurysma kann jedoch auch auf dem Boden anderer Erkrankungen entstehen.
Besteht nun eine Aortenklappeninsuffizienz, so fließt in der Entspannungsphase des Herzens Blut zurück in die Herzkammer. Dort befindet sich noch ein Rest an Blut, den die Kammer in der Auswurfphase physiologischerweise zurückbehält. In der Füllungsphase des Herzens strömt das Blut aus dem Vorhof in die Kammer. Diese ist je nach Ausprägung der Klappeninsuffizienz mit einer erhöhten Menge an Blut gefüllt. Durch das erhöhte Volumen weitet sich die Herzkammer mit der Zeit, um zum einen das erhöhte Volumen fassen zu können und zum anderen mehr Muskulatur und Kraft aufzubauen, um mehr Blut auszuwerfen. Tritt dieser Prozess schleichend ein, so gewöhnt sich das Herz daran und kompensiert das erhöhte Volumen bis zu einem gewissen Punkt. Ist das Herz jedoch zu schwach, um mehr Blut auszuwerfen etc. kommt es zu Beschwerden.
Bei einer akut auftretenden Insuffizienz, z.B. bei einem Abriss einer Tasche infolge Endokarditis, kann sich der Herzmuskel jedoch nicht an die neuen Bedingungen gewöhnen und dekompensiert. Es kommt zum Rückstau von Blut in die Lungen und bei häufig gleichzeitiger Schwäche des rechten Herzens (rechte Herzkammer und rechter Vorhof) zu einem Rückstau in den Körperkreislauf. Durch den Stau des Blutes in den Blutgefäßen wird Flüssigkeit in die umgebenden Gewebe abgepresst. Die Folge sind Lungenödem (Wasser in der Lunge), Pleuraerguss (Wasser im Rippenfellspalt), sowie Unterschenkelödeme (Wasser in den Beinen).
Symptome
Die eben genannten Flüssigkeitsansammlungen in Lunge und Pleuraspalt verursachen neben dem Unvermögen des Herzens, genügend Sauerstoff in den Körperkreislauf zu pumpen, Luftnot beim Patienten. Je nach Verlauf der Erkrankung zu stetig zunehmender oder akuter Luftnot. Leichte Formen der Aortenklappeninsuffizienz, die bei der Mehrzahl der Patienten vorhanden ist, verursachen meist keine Beschwerden und sind auch nicht behandlungsbedürftig. In einigen Fällen spüren die Patienten einen verstärkten Herzschlag, der durch das erhöhte Schlagvolumen des Herzens verursacht wird.
Diagnostik
Kommt der Patient mit oben genannten Symptomen zur Diagnostik, ist die Echokardiographie (Ultraschall des Herzens) die schnellste und aussagekräftigste Untersuchungsmethode, um eine Erkrankung der Herzklappen und gegebenenfalls weitere dadurch verursachte Veränderungen am Herzen festzustellen und zu klassifizieren. Weitere, der Vervollständigung der kardiologischen Diagnostik dienende Untersuchungen sind das EKG (Elektrokardiographie) und ein Röntgen der Brust. Ist die Notwendigkeit einer Herzklappenoperation gegeben, wird zur noch genaueren Feststellung von Schweregrad und möglicher Schädigung des Herzens bzw. zur Feststellung einer möglichen parallelen Verengung der Herzkranzgefäße eine Herzkatherteruntersuchung vorgenommen. Hierbei wird ein dünner Draht in die Arterie der Leiste der am Unterarm eingeführt und von dort aus über die Aorta zur Mündung der Herzkranzgefäße bzw. in die Region der Herzklappe vorgschoben. Über den Katheter wird Kontrastmittel in die interessanten Gefäßteile und Herzabschnitte gespritzt und unter einem mobilen Röntgengerät sichtbar gemacht.
Therapie
Im Gegensatz zur Therapie bei der Aortenklappenstenose besteht bei der Insuffizienz in einigen Fällen die Möglichkeit einer Rekonstruktion der Herzklappe in verschiedenen Techniken. Neben diesen Verfahren bestehen jedoch verschiedene Möglichkeiten zum Ersatz der Aortenklappe. Je nach Ursache, Morphologie und Begleiterkrankungen des Patienten muss individuell entschieden werden, welche Operationsform die geeignete ist. Gern beraten wir Sie zu den verschiedenen OP-Formen in Bezug auf die bei Ihnen vorhandenen Faktoren.
Alle Operationen an den Herzklappen werden in Allgemeinnarkose unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt (Ausnahme: Aortenklappenersatz (transapikal) bei Hochrisikopatienten ohne Herz-Lungen-Maschine).