Allgemein
Die Aortenklappe besitzt die Funktion eines Ventils zwischen linker Herzkammer und großer Hauptschlagader (Aorta), die ermöglicht, dass das Blut nur in eine Richtung und zwar aus der Herzkammer hinaus in den Körperkreislauf fließt. Sie ist eine sogenannte Taschenklappe. Den Namen trägt sie aufgrund ihrer Struktur. Der Teil, der das Blut am Rückstrom hindert, besteht aus drei halbmondförmigen Taschen. Die Taschen sind an einem bindegewebigen Ring befestigt, der zum Gerüst des Herzens gehört. Dieser Ring wird in der Fachsprache als Anulus fibrosus bezeichnet. In der Entspannungsphase des Herzens wird kein Druck auf die Blutsäule, die sich in der Aorta befindet, gerichtet, sodass das Blut vereinfacht gesprochen stehen bleiben, oder gar zurückfließen würde. In diesem Moment trifft das Blut jedoch auf die Taschen der Herzklappe, die sich durch den Druck der Blutsäule nun in Richtung Herzkammer auswölben und die Ränder aneinander legen. Der Weg dorthin wird dem Blut somit versperrt. In der Auswurfphase der Herzaktion werden die Taschen mit dem Blutstrom zur Wand der Aorta hin auseinandergedrückt, sodass eine Öffnungsfläche von ca. 3-4 cm˛ im gesunden Zustand entsteht. Ist diese Öffnungsfläche kleiner als 2,5 cm˛ spricht man von einer Aortenklappen-stenose (Verengung).
Statistik
Die kalzifizierende Aortenklappenstenose ist die häufigste erworbene Herzklappenerkrankung in den westlichen Ländern, deren Häufigkeit mit steigendem Patientenalter zunimmt. In der Bevölkerung weisen über 75-Jährige in 3 - 5 % eine hochgradige Aortenklappenstenose auf.
Ursachen und Entstehung
Hinsichtlich der Ursachen unterscheidet der Mediziner zwischen angeborenen und erworbenen Aortenklappenerkrankungen. Angeborene Defekte können z.B. eine Verengung des Klappenringes, eine Verdickung oder Verwachsung der Klappentaschen oder wie in den meisten Fällen eine mit nur zwei statt drei Taschen angelegte Herzklappe sein. In diesem Fall hat das Ventil nur eine schlitzförmige Öffnung, die von beiden gegenüberliegenden Taschen gebildet wird. Diese sogenannte bicuspide Klappe fällt bei den meisten Patienten erst im Erwachsenenalter auf. Durch diese Fehlbildung neigt die Klappe zur Verkalkung bzw. bietet Keimen eine bessere Besiedlungsfläche als gesunde Klappen, was in einigen Fällen zu einer sogenannten Endokarditis führt. Diese angeborenen Stenosen treten meist bei Patienten jünger als 60 Jahren auf.
Unter die erworbenen Aortenklappenstenosen zählen solche, die durch Entzündungen (Endokarditis), sowie durch den Verschleißprozess mit zunehmendem Alter verursacht werden. Die Aortenklappenstenose ausgelöst durch natürlichen Verschleiß und Kalkeinlagerung tritt in der Regel bei Patienten älter als 60 Jahre auf. Verschiedene Faktoren begünstigen diesen Verschleißprozess, der sich in Form von bingegewebigem Umbau und Verkalkung der Herzklappe zeigt. Dieser Prozess entspricht in etwa dem der Verkalkung von Herzkranz- und anderen Gefäßen, Arteriosklerose genannt. Begünstigend für ein schnelleres Fortschreiten dieses Prozesses sind hierbei Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, zu hohe Kalziumkonzentrationen im Blut, aber auch genetische Faktoren.
Symptome
In der Regel korreliert die noch vorhandene Öffnungsfläche mit dem Schweregrad der Symptome, das heißt je kleiner die Öffnungsfläche, desto ausgeprägter die Beschwerden des Patienten. Dabei ist es nicht selten, dass Patienten mit leichteren Formen einer Aortenklappenstenose keine Symptome haben. Bei höhergradigen Verengungen treten jedoch in den meisten Fällen deutliche Krankheitszeichen auf. So ist die Luftnot eines der ersten Beschwerden, die der Patient zuerst bei starker und später auch bei leichter Belastung (z.B. beim Schuhe zubinden) verspürt. Die allgemeine Leistungsfähigkeit nimmt somit ab. Die Luftnot ist häufig gekoppelt an ein Enge- oder Beklemmungsgefühl in der Brust, welches sich bis hin zum typischen linksseitigen Herzschmerz steigern kann. Schwindel und kurzzeitiger Verlust des Bewusstseins (dem Patienten wird schwarz vor Augen und er stürzt) können aufgrund einer kurzzeitigen Minderversorgung des Gehirns durch zu niedrigen Blutdruck bei Belastung aufteten.
Weiterhin leiden viele Patienten in fortgeschrittenen Stadien aufgrund der allgemeinen Schädigung des Herzens unter Schwellung (Ödeme) der Knöchel und Unterschenkel.
Diagnostik
Kommt der Patient mit oben genannten Symptomen zur Diagnostik, ist die Echokardiographie (Ultraschall des Herzens) die schnellste und aussagekräftigste Untersuchungsmethode, um eine Erkrankung der Herzklappen und gegebenenfalls weitere dadurch verursachte Veränderungen am Herzen festzustellen und zu klassifizieren. Weitere, der Vervollständigung der kardiologischen Diagnostik dienende Untersuchungen sind das EKG (Elektrokardiographie) und ein Röntgen der Brust. Ist die Notwendigkeit einer Herzklappenoperation gegeben, wird zur noch genaueren Feststellung von Schweregrad und möglicher Schädigung des Herzens bzw. zur Feststellung einer möglichen parallelen Verengung der Herzkranzgefäße eine Herzkatherteruntersuchung vorgenommen. Hierbei wird ein dünner Draht in die Arterie der Leiste der am Unterarm eingeführt und von dort aus über die Aorta zur Mündung der Herzkranzgefäße bzw. in die Region der Herzklappe vorgschoben. Über den Katheter wird Kontrastmittel in die interessanten Gefäßteile und Herzabschnitte gespritzt und unter einem mobilen Röntgengerät sichtbar gemacht.
Therapie
Eine hochgradige Stenose der Aortenklappe wird heutzutage in Form eines operativen Ersatzes der Klappe therapiert.
Vom Prinzip her werden zwei Sorten von Herzklappenprothesen unterschieden: Künstliche Herzklappen und biologische Herzklappen.
Künstliche (mechanische) Herzklappen besitzen zwei metallische Flügel, die ventilartig ein Öffnen und Schließen der Klappe gewährleisten. Bei dieser Art der Herzklappenprothesen ist eine lebenslange Blutverdünnung durch Medikamente (Marcumar®, Falithrom®) notwendig. Vorteilhaft ist die nahezu unbegrenzte Haltbarkeit. Die Qualität der Blutverdünnung wird durch regelmäßige Blutentnahmen getestet, diese können Sie ggf. selbst durchführen.
Biologische Prothesen besitzen in etwa die gleiche Struktur wie die natürliche Klappe. Sie werden aus Gewebe gefertigt, das aus dem Herzbeutel von Rindern oder Schweinen stammt. Bei biologischen Prothesen ist eine lebenslange Blutverdünnung nicht notwendig, nachteilig ist jedoch die Haltbarkeit dieser Klappentypen, die bei ca. 10 bis 15 Jahren liegt.
Die Auswahl des jeweiligen Klappentyps wird in enger Abstimmung zwischen Herzchirurg und Patient festgelegt und ist von vielen Faktoren, wie dem Alter des Patienten, bestehendem Kinderwunsch, etwaiger Begleiterkrankungen und der Art der Herzklappenerkrankung abhängig. Selten kommen auch sog. Stentless-Klappen zum Einsatz, das sind gerüstlose Klappen.
Nach Durchführung der Operation zeigt sich in den allermeisten Fällen eine spürbare Verbesserung der Leistungsfähigkeit, die Patienten sind wieder deutlich höher belastbar.
Nachfolgend finden Sie Informationen zu den in Jena angewandten Therapiestrategien bei Aortenklappenstenose.