Allgemein
Die Mitralklappe besitzt die Funktion eines Ventils zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer, die ermöglicht, dass das Blut nur aus dem Vorhof in Richtung Kammer fließen kann und nicht umgekehrt. Die Klappe erhielt ihren Namen, weil sie in ihrer Form der Bischofsmütze, die eben Mitra genannt wird, ähnelt.
Die Ventilblätter der Herzklappe bilden zwei Segel, die zur Herzkammer hin an Sehnenfäden und diese wiederum an einem kleinen, in die Herzkammer ragenden Muskel (Papillarmuskel) befestigt sind. Diese Befestigung verhindert ein Durchschlagen der Klappensegel in den Vorhof, wenn sich die Kammer mit Blut füllt und in die Aorta auswirft. Im gesunden Zustand liegen die Ränder der beiden Segel aneinander, sodass für diese Phase der Herzaktion der Vorhof vollkommen von der Kammer getrennt ist. Schließt die Herzklappe nicht richtig, entsteht also ein Leck, bezeichnet man dies als Mitralklappeninsuffizienz. Ist sie hingegen nicht in der Lage, sich vollständig zu öffnen, wenn Blut aus dem Vorhof in die Kammer gepumpt wird, nennt man dies eine Mitralkappenstenose.
Statistik
Weltweit ist die Mitralklappenstenose der häufigste erworbene Herzklappenfehler. In Deutschland (und anderen Industrieländern) hingegen konnte die Häufigkeit ihres Auftretens jedoch in den letzten Jahren deutlich minimiert werden im Vergleich zu erworbenen Aorenklappenstenosen und Mitralklappeninsuffizienzen. Der Grund dafür liegt in der Entstehung der Mitralklappenstenosen.
Ursachen und Entstehung
Mitralklappenstenosen sind in seltenen Fällen angeboren. Meist entstehen Sie auf der Grundlage eines mehrere Jahre vor Diagnose der Herzklappenerkrankung durchgemachten rheumatischen Fiebers. Dies ist eine Folgeerscheinung nach einer eitrigen Streptokokkeninfektion, die sich beim Patienten oft als Mandel-, Rachen- oder Entzündung der oberen Atemwege äußert. Wenige Wochen nach der Infektion treten charakteristische Symptome wie Herzinnenhaut- oder Herzmuskelentzündung (Endokarditis, Myokarditis), akute Entzündung der großen Gelenke, Rheumaknötchen u.a. auf. Im Rahmen dieses rheumatischen Fiebers kann die Mitralklappe verdicken und verkalken, wodurch Engstellen (Stenosen) entstehen. Seit einiger Zeit werden in den westlichen Industrieländern durch Streptokokken ausgelöste Entzündungen ("Streptokokkenangina") frühzeitig mit Antibiotika behandelt, sodass es nur noch in seltenen Fällen zur Ausprägung eines rheumatischen Fiebers mit Herzbeteiligung kommt. Häufiger sind daher die Mitralklappeninsuffizienzen anzutreffen. Auch diese können im Rahmen eines rheumatischen Fiebers entstehen, was wie eben beschrieben heutzutage eher selten ist. Viel häufiger hingegen liegt die Ursache in einem Abriss von Sehnenfäden oder gar des Papillarmuskels, der nach Herzinfakrt oder Durchblutungsstörungen des Herzens auftreten kann. Auch Infektionen der Mitralklappe mit Bakterien (bakterielle Endokarditis) können Undichtigkeiten hervorrufen.
Neben angeborenen Erkrankungen des Bindegewebes, die eine Laxheit dessen verursachen, können auch für das Herz toxische Medikamente und starker Alkoholkonsum zu einer Schädigung der Mitralklappe führen.
Symptome
Bei einer Undichtigkeit der Mitralklappe fließt das Blut während der Füllungs- und Auswurfphase der Herzkammer zurück in den Vorhof und in die Lungenvenen, wodurch durch das erhöhte Blutvolumen der Blutdruck im Lungenkreislauf erhöht wird. Das rechte Herz muss sozusagen gegen erhöhten Widerstand ankämpfen und mehr Muskel aufbauen, was es bis zu einem kritischen Punkt schafft. In Situationen einer Schwäche des Körpers (z.B. Erkältungsinfekt u.a.), kann das Herz nicht mehr die notwendige Kraft aufbauen und Flüssigkeit wird in der Lunge und im Körper abgepresst, wozu es zu Luftnot, allgemeiner Schwäche und Wasser in den Beinen kommt. Weiterhin können sich Herzrasen und Herzstoplern beim Patienten bemerkbar machen. In Fällen eines Abrisses des Papillarmuskels oder mehrerer Sehnenfäden mit Durchschlagen des Mitralklappensegels kann sich das linke Herz nicht an die plötzlichen Druckänderungen gewöhnen, sodass ein akutes Herzversagen bis hin zur Mangeldurchblutung anderer Organe auftreten kann. Dieser Zustand kann lebensgefährlich sein und bedarf einer unverzüglichen Operation.
Die Symptome einer dekompensierten Herzschwäche bei Mitralklappenstenose sind ähnlich. Den erhöhten Druck, den der linke Vorhof aufbringen müsste, um das Blut in die Kammer zu pressen, ist dieser nicht gewachsen. Er weitet sich aus, da immer mehr Blut aus dem Lungenkreislauf hinzu kommt aber weniger in die Herzkammer abgegeben werden kann. Diese Dehnung ist häufig die Ursache einer Herzrhythmusstörung, die Vorhofflimmern genannt wird und die die Patienten meist in allgemeiner Schwäche bei Belastung und Herzrasen wahrnehmen.
Diagnostik
Kommt der Patient mit oben genannten Symptomen zur Diagnostik, ist die Echokardiographie (Ultraschall des Herzens) die schnellste und aussagekräftigste Untersuchungsmethode, um eine Erkrankung der Herzklappen und gegebenenfalls weitere dadurch verursachte Veränderungen am Herzen festzustellen und zu klassifizieren. Weitere, der Vervollständigung der kardiologischen Diagnostik dienende Untersuchungen sind das EKG (Elektrokardiographie) und ein Röntgen der Brust. Ist die Notwendigkeit einer Herzklappenoperation gegeben, wird zur noch genaueren Feststellung von Schweregrad und möglicher Schädigung des Herzens bzw. zur Feststellung einer möglichen parallelen Verengung der Herzkranzgefäße eine Herzkatherteruntersuchung vorgenommen. Hierbei wird ein dünner Draht in die Arterie der Leiste der am Unterarm eingeführt und von dort aus über die Aorta zur Mündung der Herzkranzgefäße bzw. in die Region der Herzklappe vorgschoben. Über den Katheter wird Kontrastmittel in die interessanten Gefäßteile und Herzabschnitte gespritzt und unter einem mobilen Röntgengerät sichtbar gemacht.
Therapie
Häufig kann man erst aufgrund des Ultraschallbefunds, der während der Operation durch ein Schluckecho erhoben wird, und nach der Beurteilung der Herzklappe am stillstehenden Herzen endgültig entscheiden, ob die Klappe rekonstruiert werden kann oder ein Ersatz durchgeführt werden muss. Darüber wird Sie Ihr Operateur vor der bevorstehenden Operation ausführlich aufklären und alle Möglichkeiten mit Ihnen durchsprechen.