Das OPCAB-Verfahren (off-pump coronary artery bypass = Koronarbypass ohne Herz-Lungen-Maschine) wurde in den frühen ´90er Jahren entwickelt. Seither findet man eine zunehmende Anwendung der OPCAB-Eingriffe in Europa und den USA. Allen voran hat der belgische Herzchirurg Prof. Dr. Paul Sergeant diese Operationsmethode perfektioniert und ihr dadurch eine breite Akzeptanz verschafft. Die Operateure unserer Klinik haben sich von ihm persönlich in die Technik einweisen lassen.
Heute stellt OPCAB eine schonende Alternative zur klassischen ONPUMP-Operation mittels einer Herz-Lungen-Maschine dar und wird in Jena bei geeigneten Patienten häufig eingesetzt. Im Durchschnitt werden in unserer Klinik ca. 50 % der Koronarpatienten auf diese Weise operiert.
Durchführung
In Allgemeinnarkose wird die klassische OPCAB-Operation mit der Eröffnung des Brustbeins (Sternum) begonnen. Nach dem Freilegen des Herzens aus dem Herzbeutel werden zunächst die betroffenen Herzkranzgefäße dargestellt. Der Bereich um die Verengung im Koronargefäß wird mit Hilfe eines Stabilisators, der das Herz mit einer Art kleiner Saugnäpfe an einer Schiene ansaugt, immobilisiert. Der Rest des Herzens kann seiner gewohnten Pumparbeit nachgehen. Nun kann am schlagenden Herzen ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine operiert und damit die Bypässe auf den entsprechenden Koronarien angebracht werden.
Während des Aufnähens der Bypassgefäße auf die Herzkranzarterien werden diese durch den Einsatz von feinen Kunststoffröhrchen ("shunts") ohne Unterbrechung durchblutet. Sie werden kurz vor der Fertigstellung des Gefäßanschlusses wieder entfernt.
Im Falle einer koronaren Ein-Gefäß-Erkrankung der Herzvorderwand kann die Technik auch "minimal invasiv" mit einem kleinen seitlichen Schnitt zwischen den Rippen angewendet werden (MIDCAB = minimally invasive direct coronary artery bypass).
Vorteile
Ein Verzicht der extrakorporalen Zirkulation mit der Herz-Lungen-Maschine (HLM) verspricht verschiedene Vorteile für die Patienten.
- Im Vordergrund stehen dabei die Vermeidung von schweren Komplikationen wie z. B. Schlaganfall und Nierenversagen.
- Die Gefahr einer Embolisierung durch Kalk- und Gewebspartikel ist deutlich vermindert.
- Mögliche Komplikationen beim Anschluss der HLM an die Körpergefäße sind ausgeschlossen. Davon profitieren insbesondere Patienten mit Arterienverkalkung (Arteriosklerose).
- Eine Reaktion des Immunsystems auf den Kontakt mit fremden Oberflächen, wie sie die bei der extrakorporalen Zirkulation stattfindet, ist deutlich vermindert.
- Die Blutzellen werden nicht durch mechanische Kräfte einer künstlichen Blutpumpe geschädigt, die Zusammensetzung der flüssigen Blutanteile wird ebenfalls nicht nennenswert beeinträchtigt. Eine Transfusion von Fremdblut wird daher seltener notwendig sein.
Insgesamt führt die OPCAB-Operation in geübten Händen zu einer schnelleren Erholung der Patienten und zu kürzeren Aufenthalten auf der Intensivstation und in der Klinik insgesamt.
Für wen kommt das OPCAB-Verfahren in Frage?
Zumeist sind Patienten dafür geeignet, für die eine einfache Bypassoperation ohne gleichzeitige Herzklappenoperation vorgesehen ist. Abhängig von Herzgröße, Pumpfunktion des Herzens, sowie Größe und Lage der zu versorgenden Herzkranzgefässe wird sich der Operateur für das OPCAB-Verfahren entscheiden und dies vor der Operation ausführlich mit dem Patienten besprechen.