TAR - Total-arterielle-Revaskularisierung bedeutet, dass die Wiederherstellung der Durchblutung des Herzmuskels durch Anlage von Bypässen nur mit Arterien (Schlagadern) als Bypassmaterial erfolgt.
Heutzutage werden häufig die linke und rechte Brustwandarterie (Arteria thoracica interna oder Arteria mammaria) und die Speichenarterie (Arteria radialis) der nicht dominierenden Hand (bei Rechtshändern am linken Arm und umgekehrt) als Bypassgefäße verwendet.
Die Idee, nur Arterien zur Bypasschirugie zu verwenden, ist nicht neu. Bereits in den 1940er Jahren (in Kanada) und in den 1960er Jahren (in Russland) wurden erste Eingriffe mit Arterien durchgeführt:
1967 legte ein kaum bekannter russischer Chirurg erstmals die linke Brustwandschlagader (LIMA) auf das große Gefäß der Vorderwand (LAD oder RIVA) als Bypassgefäß an. Erst 1988 wurden diese Operationen weltweit publik. Leider gerieten diese Techniken in Vergessenheit bzw. wurden zunächst nicht weiter erfolgt. Es wurden nun zunehmend und fast ausschließlich entbehrliche Venen vom Bein (siehe auch: Venenentnahme) verwendet.
Allerdings konnte Mitte der 1980er Jahre gezeigt werden, dass die Venenbypasse verschleissen und es zu Spätverschlüssen der Venen (Vena saphena magna) kommen kann. Zur gleichen Zeit konnte der signifikante, deutliche Vorteil der linken Brustwandschlagader (LIMA) gezeigt werden.
Weitere Untersuchungen zeigten auch die Überlegenheit der rechten Brustwandschlagader (RIMA) und in speziellen Fällen auch der linken Armschlagader (A. radialis) (siehe auch: Arterienentnahme).
Aktuelles Konzept der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wie bereits erwähnt unterliegen Venenbypässe mit der Zeit einem gewissen Verschleiß und das Risiko für einen möglichen Bypassverschluss steigt mit dem Alter des Venenbypasses. In Jena bieten wir daher das Verfahren der Total-arteriellen-Bypassversorgung an. Dieses Verfahren wenden wir vor allem bei Patienten jünger als 70 Jahren an. Die Ursache hierfür ist, die durchschnittlich zu erwartende Lebensdauer der Patienten. Patienten, die jünger als 70 Jahre alt sind und bereits die Versorgung mit Bypassgefäßen benötigen, haben aufgrund der Lebenserwartung ein erhöhtes Risiko für die Notwendigkeit einer zweiten Bypass-OP. Um somit Zweit-Operationen aufgrund neuer Verengungen im höheren Alter und damit zusammenhängend ein höheres OP-Risiko zu vermeiden, wurde diese Operationsvariante entwickelt.
Diese Variante ist jedoch nicht bei jedem unter 70-jährigen Patienten anwendbar. Mögliche Durchblutungsstörungen der Hände, aber auch intraoperativ festgestellte, ungeeignete Brustwandgefäße verhindern die Durchführung der TAR-Technik und setzen die Verwendung von Venenmaterial als Bypass voraus.
Die Entscheidung, welches Verfahren bei Ihnen vorgenommen wird, wird ihr Operateur nach einem ausführlichen Aufklärungsgespräch zusammen mit Ihnen treffen.