Konventionelle Technik
Trotz komplett arterieller Revaskularisation (siehe TAR) wird nach wie vor die Mehrheit der Bypässe mit Venenmaterial von den Beinen angelegt. Seit 1967 wurde diese Vene, die oberflächlich verlaufende V. saphena magna, millionenfach verwendet. Man beginnt, die Vene vom Innenknöchel an frei zu präparieren.
Sie verläuft, vom Knöchel beginnend, an der Innenseite des Oberschenkels entlang, ein wenig in Richtung Rückseite des Beines bis kurz vor die Kniekehle und dann weiter an der Innenseite des Oberschenkels.
Je nachdem, wieviele Bypässe angelegt werden müssen, wird die Länge der Venenentnahme bestimmt. Diese kann sich unter Umständen über die gesamte Länge des Beines ziehen. In einigen Fällen entscheiden sich die Operateure für die Entnahme der Vene von beiden Beinen, jeweils bis zum Knie.
Endoskopische Venenentnahme (Schlüssellochtechnik)
Als Weiterentwicklung wurden endoskopische Techniken ("Schlüssellochtechniken") entwickelt. Für diese Technik werden nur noch 3 wenige Millimeter lange Hautschnitte benötigt, in die das Endoskop (Instrumentensystem mit Kamera) entlang der Vene in die Unterhaut des Beines eingeführt wird. Der Chirurg kann nun die Strukturen im Gewebe und die Vene über einen Monitor verfolgen und mit Hilfe der eingeführten Instrumente die Vene unter der Haut frei präparieren und absetzen. Über einen 2 cm langen Schnitt (selten 2-3) können bis zu 55 cm lange Venensegmente entnommen werden.
Vor 3 Jahren führten wir die endoskopische Venenentnahme in unserer Klinik ein, basierend auf unserer langjähriger Erfahrung mit der Brückentechnik. Wir erlernten die Technik während eines längeren Aufenthaltes in der Schüchtermann-Klinik Bad Rothenfelde, die auf diesem Gebiet in Deutschland mit ca. 6000 Patienten die meiste Erfahrung hat.
Wir entschieden uns bewusst für ein sehr teures, jedoch wiederwendbares System, um Einwegmaterial zu vermeiden.
Vorteile sind die geringeren Schmerzen, die frühere Mobilisierung nach dem Eingriff und ein verkürzter Aufenthalt im Krankenhaus.
Seitenäste der Vene werden bei allen drei Techniken mit sog. Ligaclips, kleinsten Metallclips aus Titan, verschlossen. Nach der vollständigen Entnahme prüfen wir die Qualität und Dichtigkeit der Vene. Das Bein wird anschließend mit einer elastischen Binde gewickelt.
In zahlreichen feingeweblichen Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß die Venenqualität bei der endoskopischen Technik vergleichbar gut mit der konventionellen Technik ist.
Wundheilungstörungen, größere Nachblutungen oder andere Komplikationen konnten wir nicht feststellen.
Die Entscheidung, welche Technik für welchen Patienten am günstigsten ist, lässt sich erst nach Inspektion des Beines und unter Berücksichtigung der geplanten Operation entscheiden.