Jena (UKJ/me). Aus eigener Kraft atmen können, noch vor ein paar Monaten war das für Gerd Bleser der größte Wunsch gewesen. Denn er war auf eine Spenderlunge angewiesen und sein Zustand im Sommer so kritisch, dass er mit hoher Dringlichkeit auf der Wartliste stand. Ende August kam die erlösende Nachricht: Ein passendes Organ war gefunden und die neue Lunge wurde beidseitig erfolgreich am Univeristätsklinikum Jena (UKJ) transplantiert. Damit setzten die Jenaer Thoraxchirurgen am UKJ in diesem Jahr die 12. Lunge ein und verzeichneten die 150. Lungentransplantation insgesamt seit Transplantationsbeginn im Jahr 2000.
„Für unseren schwer Lungenkranken Patienten war die Transplantation die einzige Rettung. Er litt an einer schweren Lungenfibrose, das heißt sein Lungengewebe war hochgradig vernarbt und die Lunge schrumpft. Auch sein Herz war angegriffen. Er brauchte bis zu zehn Liter Sauerstoff pro Minute. Die Prognose war also sehr schlecht und wir hatten jeden Tag Angst, dass er nicht mehr transplantiert werden kann“, erinnert sich Dr. Tim Sandhaus, Leiter der Thoraxchirurgie am UKJ, an die Zeit vor der Transplantation. Gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Gloria Färber, leitende Oberärztin der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ, hat er die Doppellungentransplantation ohne Komplikationen durchgeführt.
Den Moment, als er zum ersten Mal wieder an der frischen Luft atmen konnte, wird Gerd Bleser nie vergessen. „Ich bekomme immer wieder Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Ich verbrachte eine lange und intensive Zeit am UKJ, in der das Team der Herz- und Thoraxchirurgie wirklich zu einer zweiten Familie für mich geworden ist. Egal ob ambulantes oder stationäres Team, sie standen mir zur Seite und ich bin allen unendlich dankbar“. Dieses Lob nimmt Prof. Doenst, der Direktor der Klinik, für sein Team gern entgegen. „Wir bemühen uns, den Patienten den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich zu machen. Das ist nicht immer leicht, wenn man die in der Regel schweren Erkrankungen unserer Patienten sieht. Herr Bleser hat aber trotz der gefährlichen Erkrankung nie den Kopf hängen lassen“, so Doenst.
2014 zeigten sich bei dem 55-jährigen erste Symptome der Lungenfibrose. Er konnte nicht mehr tief durchatmen. In den nächsten Jahren wurde es allmählich schlechter, aber vor einem Jahr begann die Talfahrt, wie es Gerd Bleser beschreibt. „Vor der Transplantation war jede Kleinigkeit im Alltag ein fast unmöglicher Kraftakt. Nach wenigen Schritten ging mir die Puste aus. Aufzustehen und mich anzuziehen dauerte fast eine Stunde. Alles fiel schwer. Nun kann ich auch wieder erzählen, ohne dass mir die Luft ausgeht. Das ist großartig. Es ist jetzt ein anderes Leben.“
Seine neue Lunge ist laut Sandhaus mittlerweile gut eingeheilt. „Vor der Transplantation lag sein Lungenvolumen bei nur knapp zwei Litern und jetzt sind es rund vier Liter. Natürlich muss er sich vor Infektionen schützen und lebenslang Medikamente zur Immunsuppression einnehmen. Doch seine neue Lunge funktioniert hervorrangend.“
Gerd Bleser erhielt nach der Transplantation ein intensives Atemtraining und wird in regelmäßigen Kontrollen weiter am UKJ begleitet. Tag für Tag merkt der gebürtige Schleizer, wie er wieder an Kraft gewinnt. „Für mich ist die Transplantation so ein großes Geschenk. Ich wünsche mir, dass es gesundheitlich weiter bergauf geht und ich auch anderen Menschen in Zukunft etwas zurückgeben kann.“