Jena (UKJ/ane). Er leidet an Diabetes mellitus Typ1, lebt nach einer Doppel-Organtransplantation mit einer neuen Bauchspeicheldrüse und braucht eine zweite Nierentransplantation, da seine erste Niere abgestoßen wurde. Zuletzt drohte eine jetzt komplex erkrankte Herzklappe ihm Lebenskraft und -perspektive zu nehmen – ein Fall für die hoch spezialisierten Herzchirurgen am Universitätsklinikum Jena (UKJ).
Wenn „Iceman“ Christian Haack seine Krankengeschichte erzählt, hört sich diese unvorstellbar an: Mit zwölf wurde er am Blinddarm operiert. Im Grunde ein Standardeingriff, doch es gab schwere Komplikationen. Was folgte, waren weitere Eingriffe und sechs Monate Intensivstation. Mit 13 erhielt er die Diagnose Diabetes Typ1. Ab diesem Zeitpunkt veränderte sich sein Leben.
Um die 20 Operationen musste er über sich ergehen lassen – und viel Zeit in Krankenhäusern verbringen. Seine Bauchspeicheldrüse und Nieren waren schwer in Mitleidenschaft gezogen, 2011 erhielt er schließlich eine Pankreas-Nierentransplantation am UKJ. Obwohl die schwierige Operation gelang, musste die Niere nach fünf Jahren wieder entfernt werden - Abstoßung. Momentan ist Christian Haack deshalb wieder dialysepflichtig und wartet erneut auf ein neues Organ.
Wegen seiner langjährigen Erkrankungen hat sich bei dem 42-Jährigen nun eine undichte Mitralklappe entwickelt, medizinisch Mitralinsuffizienz. Die Mitralklappe ist ein wichtiges Ventil im Herzen. Eine Undichtigkeit verursacht üblicherweise Luftnot und eine Verminderung der Lebenserwartung. Bei Christian Haack schwand damit aber auch die Hoffnung auf eine neue Niere, denn mit undichter Herzklappe gibt es keine Organtransplantation.
Das bedeutete einen weiteren sensiblen operativen Eingriff für den Iceman. „Ich hatte die Herzchirurgen vor die Aufgabe gestellt, mir eine biologische Herzklappe einzubauen. Eine mechanische kam für mich nicht in Frage, da ich noch jung bin und nicht das Gefühl haben wollte, ein Ersatzteillager zu sein“, beschreibt Christian Haack die emotionale Belastungssituation. Univ.-Prof. Dr. med. Torsten Doenst, Klinikdirektor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Uniklinikum Jena, ist spezialisiert auf komplexe Operationsverfahren. Ihm und seinem Team war bewusst: Im Fall von Christian Haack musste die eigene Klappe repariert werden, denn nur so hatte er eine echte Perspektive auf eine neue Niere und ein normales Leben. Die Haltbarkeit einer Bioprothese ist statistisch bei jungen Patienten nämlich nicht länger als die Wartezeit auf eine Nierentransplantation.
Der Experte entschied sich deshalb gegen den Ersatz der schwer veränderten und bereits verkalkten Klappe. Es gelang, die vorhandene Mitralklappe zu rekonstruieren. Ein Glücksumstand für Christian Haack. „Wir haben sehr viel Erfahrung mit komplexen Herzklappenoperationen und wir operieren meistens minimalinvasiv durch einen etwa fünf Zentimeter langen Schnitt im Bereich der rechten Brust“, erklärt der anerkannte Herzchirurg das Vorgehen. „Bei einer geplanten Rekonstruktion liegt unsere Erfolgsrate bei 99 Prozent.“ Bei Christian Haack war der Reparaturerfolg jedoch nicht selbstverständlich und erforderte auch besondere Techniken und Einsatz. Die Klappe wurde entkalkt, gerafft und die Segel mit seidenähnlichen Fäden wieder aufgehängt. Aber jetzt ist sie völlig dicht. Eine Anstrengung von Arzt und Patient, die sich gelohnt hat. „Das ist mehr, als ich erhofft hatte. Ich bin total glücklich.“