Angeborene oder altersbedingte Schädigungen der Mitralklappe gehören zu den häufigsten Herzklappenerkrankungen. Mitralklappendefekte können in den meisten Fällen chirurgisch repariert werden. Am Universitätsklinikum Jena kommt dabei eine innovative Operationstechnik zum Einsatz, die so in Deutschland bislang nur an wenigen Kliniken angewendet wird. Dabei verzichten die Herzchirurgen auf das aufwendige und mit einer längeren Heilungszeit verbundene Durchtrennen des Brustbeins. Sie operieren stattdessen minimal-invasiv. Die Durchtrennung des Brustbeinknochens war lange Zeit das Standardverfahren in der Herzklappenchirurgie, wie Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, erläutert. Über einen bis zu 25 Zentimeter langen offenen Schnitt verschafften sich die Herzchirurgen Zugang zum Herz. Am UKJ haben die Herzchirurgen nun ein für die Patienten schonenderes Verfahren etabliert, bei dem die Instrumente unter Vollnarkose über einen kleinen Schnitt in Herzhöhe an der rechten Körperseite eingeführt werden. Über die Leiste schieben sie zudem Katheter ein, über die die Patienten während der Operation an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. Bisher wurden in der UKJ-Herzchirurgie mehrere hundert Patienten mit Mitralklappenschaden auf diese Weise operiert.
Die Vorteile der Operationstechnik beschreibt Doenst so: „Bei offenen Operationen mit Durchtrennung des Brustbeins muss anschließend der Brustkorb längere Zeit ruhiggestellt und stabilisiert werden, damit es nicht zu Entzündungen kommt. Das geschieht mit Drähten oder einer Spezialweste, die die Patienten tragen müssen – was natürlich eine gewisse Belastung ist. Bei dem neuen Verfahren ist dies nicht nötig.“ Das habe wiederum den Vorteil, dass die Patienten schneller mobilisiert werden könnten. „Sie sind schneller körperlich belastbar und früher zur Anschlussheilbehandlung in einer Reha-Klinik in der Lage.“ Auch die Wundheilung verlaufe unkomplizierter. „Wir haben ja weniger Wundfläche.“ Der Schnitt, über den die Herzchirurgen OP-Instrumente und 3-D-Kamera einfädeln, ist je nach Umfang des Eingriffs drei bis maximal acht Zentimeter groß. Doenst: „Das bringt natürlich auch ein kosmetisch besseres Ergebnis.“
Am UKJ kommt das Verfahren jetzt auch bei Schädigungen der Aortenklappen zur Anwendung. „Die Basis dafür sind die Erfahrungen, die wir mit minimal-invasiven Mitralklappenoperationen in den vergangenen Jahren gesammelt haben“, so Doenst. „Praktisch bedeutet das, dass wir jetzt alle Herzklappenoperationen ohne Durchtrennung des Brustbeins durchführen können.“ Die Entscheidung, welche Patienten für dieses Verfahren in Frage kommen, hängt dabei immer vom jeweils konkreten Krankheitsverlauf und den Begleiterkrankungen ab. Sie wird von den Herzchirurgen gemeinsam mit den Kardiologen des UKJ getroffen. „Herzchirurgie ist Teamwork“, betont Doenst.
Katrin Zeiß