Allgemein
Die im Volksmund als chronisches Asthma bezeichnete chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist gekennzeichnet durch chronischen Husten mit Auswurf, insbesondere am Morgen, sowie Luftnot bei Belastung. Auch die Bezeichnung "Raucherlunge" gilt umgangssprachlich als Synonym für diese Erkrankung, da sie neben anderen Ursachen in den meisten Fällen durch langjähriges Zigarettenrauchen verursacht wird.
Statistik
Sie stellt die zweitwichtigste Atemwegserkrankung dar, und ist in 80% der Fälle auf das Rauchen von Zigaretten zurückzuführen. Die COPD steht heute an vierter Stelle der Todesfallstatistik.
Ursachen und Entstehung
90% der Erkrankten sind Raucher oder ehemalige Raucher. Da jedoch nur 20% aller Raucher an COPD erkranken, muss es noch andere Faktoren geben, die ursächlich für die Krankheit ist. So sind Luftverschmutzung und die Belastung durch Stäube, Gase und Dämpfe in einigen Berufszweigen weitere wichtige Ursachen. Jedoch gibt es hin und wieder Patienten, die weder durch Rauchen, noch durch den Beruf schädlichen Noxen ausgesetzt sind. Es existieren weiterhin genetische Veränderungen, wie z.B. Antikörpermangelsyndrome (Alpha1-Antitrypsinmangel, u.a.) oder die primäre ziliare Dyskinesie (angeborene Fehlbildung der feinen Flimmerhärchen in den Atmungsorganen, die zur Reinigung und zum Schleimtransport dienen), die im Verlauf zu einer COPD führen können.
Die eben genannten Noxen rufen eine Entzündung hervor und halten diese bei stetiger Exposition mit der Substanz aufrecht. Durch die chronische Entzündung wird vermehrt Schleim produziert und Flimmerzellen zerstört. Nikotin und die anderen Schadstoffe führen in der Schleimhaut der Lunge zur Freisetzung von Stoffen, die zu einer lang anhaltenden Engstellung der Atemwege führen, einer dauerhaften Obstruktion. Weiterhin sie regen Bindegewebszellen der Lunge an, sich zu vermehren, wodurch es mit der Zeit zur Lungenfibrose kommt. Weiterhin aktiviert es Enzyme, die für den Abbau von Eiweißen zuständig sind. Dadurch führt das Rauchen zum Abbau von Lungengewebe und letztendlich zum sogenannten Lungenemphysem (Lungenüberblähung - Erweiterung der Lufträume mit verminderter Fläche für den Gasaustausch).
Der genetischen Erkrankung Alpha1-Antitrypsinmangel liegt eine Verminderung eines Enzyms zugrunde, das für das Gleichgewicht zwischen Eiweißab- und -aufbau zuständig ist, indem es Trypsin (Eiweißabbauenzym) hemmt. Ist nun eine geringere Menge des hemmenden Enzyms vorhanden, führt eine dadurch bedingte Erhöhung der Konzentration an Eiweißabbauenzymen zum Abbau von Lungengewebe. Daher kann auch der Alpha1-Antitrypsinmangel zu einem Lungenemphysem führen.
Folgen solcher Lungenschäden können eine chronische Belastung des rechten Herzens sein, welche in einem Rechtsherzversagen enden kann. Hierbei kommt es durch chronische Sauerstoffunterversorgung in späten Stadien zu bläulichen Verfärbungen von Lippen und Schleimhäuten (Zyanose).
Symptome
Die COPD ist durch drei charakteristische Symptome gekennzeichnet: Husten, Auswurf und Atemnot.
Die Patienten, bei denen eine COPD diagnostiziert wird, leiden seit Monaten oder Jahren an andauerndem Husten, der morgens nach dem Erwachen am stärksten ausgeprägt ist. Typisch ist weiterhin, dass der Husten im Herbst und Winter häufig stärker ist als im Frühjahr und Sommer.
Das zweite Hauptsymptom der chronischen obstruktiven Lungenerkrankung ist der Auswurf von Sputum. Dieser abgehustete Schleim kann weiß oder auch etwas bräunlich in Erscheinung treten. Wird gelbes Sputum abgehustet, deutet dies auf eine akute bakterielle Infektion hin, die eitriges Sekret dem üblichen Sputum beimischt. Auch Blutbeimengungen können im Sputum eines COPD-Patienten vorkommen (Hämoptyse). In diesen Fällen müssen unbedingt weitere Untersuchungen erfolgen, um weitere Erkrankungen auszuschließen. Ist die Erkrankung schon so weit fortgeschritten, dass ein Lungenemphysem vorherrscht, ist kein oder nur wenig Auswurf vorhanden.
Schafft der Patient es jedoch, sich das Rauchen abzugewöhnen, verringert sich die Menge des abgehusteten Sputums bis zum Ausbleiben von Auswurf.
Neben diesen beiden Symptomen leiden die Patienten in einem späteren Stadium der Erkrankung an der sogenannten Belastungsdyspnoe (unter Belastung auftretende Atemnot). Sie wird durch die chronische Engstellung der Atemwege herbeigeführt. Ihr Ausmaß nimmt im Verlauf der Erkrankung zu und kann zu einer vollständigen Bewegungseinschränkung führen.
Hinzukommt, dass die Entzündung, die unbemerkt im Hintergrund der Erkrankung steht, von den Atemwegen ausgehend den gesamten Organismus betrifft. Aus anfangs typischem Raucherhusten kommt es schnell zu einer Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit mit zunehmender Atemnot. Die Anfälligkeit gegenüber Atemwegsinfektionen steigt und kann schnell zu einer akuten Verschlechterung (Exazerbation) der Erkrankung mit massivem Husten mit Brustenge, Auswurf etc. führen. In schweren Fällen kann es durch die Belastung des rechten Herzens zu Wasser in den Beinen (Ödeme), blauen Lippen, Fingern und Ohrläppchen aufgrund einer Minderversorgung der abhängigen Glieder mit Sauerstoff bis hin zum Einbruch der gesamten Herz-Lungen-Funktion kommen.
Diagnostik
Die Diagnose wird rein klinisch, das heißt anhand der geschilderten Symptome des Patienten gestellt. Berichtet ein Patient von mindestens 3 Monaten andauerndem Husten mit Auswurf während eines Jahres, der im Folgejahr erneut mindestens 3 Monate auftrat und ist der Patient Raucher, gilt die Diagnose als gesichert. Um jedoch zu klären, ob eine genetische Erkrankung, wie der Alpha1-Antitrypsin-Mangel, die Ursache für die Erkrankung ist, wird der Eiweißgehalt im Blut untersucht.
Zur Einteilung des Schweregrads wird zusätzlich zu den vom Patienten geschilderten Symptomen die Lungenfunktion mittels Spirometrie, Messung des Atemwegswiderstands und Bodyplethysmographie bestimmt. Auch ein Röntgenbild der Brust und eine Atemwegsspiegelung (Bronchoskopie) sind sinnvolle Ergänzungen zur Diagnostik.
Therapie
Konservativ:
Den wichtigsten Beitrag zur Therapie der COPD können Sie als Patient selbst herbeiführen. Durch Aufgabe des Rauchens bzw. Wechsel an einen Arbeitsplatz ohne Schadstoffbelastung kann sich die Lunge insbesondere in Statdien, in denen noch keine Obstruktion (Engstellung der Atemwege) vorhanden ist, vollständig regenerieren. Aber auch in späteren Stadien kann dadurch eine wesentliche Verbesserung der Symptome und der Prognose erreicht werden.
Schleimlöser, sogenannte Brochodilatatoren (Sprays zur Erweiterung der Atemwege) und inhalierbares Cortison bilden die drei medikamentösen Säulen der COPD-Therapie. Die Prophylaxe von Infektionen, sei es durch Impfung (Pneumokokken, Influenza) oder durch frühzeitige Antibiotikagabe ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der COPD-Therapie. In fortgeschrittenen Stadien mit ausgeprägtem Lungenemphysem gibt es neben Sauerstoff-Langzeittherapie und einigen weiteren Therapiemaßnahmen die Möglichkeit der Lungenvolumenreduktion, die bei einigen Patienten zur Verbesserung der Lungenfunktion dient. In Fällen, in denen trotz genannter Maßnahmen keine überlebensnotwendige Lungenfunktion herbeigeführt werden kann, besteht die Möglichkeit der Lungentransplantation.
Lungenvolumenreduktion:
Wie der Name schon sagt wird bei der Lungenvolumenreduktion krankes, stark vom Emphysem betroffene Lungenteile entfernt. Dieser Eingriff kann bei COPD-Patienten durchgeführt werden, die unter starken Symptomen leiden und denen unter maximaler konservativer Therapie keine Erleichterung mehr geschaffen werden kann. Ziel der Operation ist es, überblähtes, nicht mehr am Gastaustausch beteiligtes Gewebe (emphysematöses Gewebe), das nach dem Ausatmen zu viel Luft in der Lunge zurückbehält und dadurch gesundes Gewebe zusammendrückt, zu entfernen. Hierbei kann sich der Eingriff auch nur auf die Entfernung einzelner, sehr großer, luftgefüllter Blasen beschränken.
Je nach Lokalisation des überblähten Lungenabschnitte kann man die Operation als Video-assistierte Variante oder unter Thorakotomie (ca. 5-7 cm langer Schnitt an der seitlichen Brustwand) vornehmen. Der emphysematöse Lungenteil wird mit Hilfe eines Klammer-Naht-Gerätes vom Rest der Lunge getrennt. Der Eingriff kann an einem oder auch an beiden Lungenflügeln erfolgen. Studien haben ergeben, dass schwer betroffene Patienten von einer solchen Volumenreduktion deutlich profitieren können und sich die Lebensqualität um ein Vielfaches zu vor der Operation steigern lässt.