Allgemein
Das Bronchialkarzinom ist die häufigste bösartige Erkrankung des Menschen. Es ist weltweit die häufigste Krebserkrankung des Mannes und die dritthäufigste nach Brust- und Dickdarmkrebs bei der Frau. Trotz intensiver medizinischer Bemühungen und Weiterentwicklungen in Früherkennung und Therapie, ließ sich die Fünf-Jahres-Überlebensrate in den letzten Jahrzehnten nur um einige wenige Prozent anheben (ca. 13%). Diese kann jedoch, bei entsprechender Früherkennung und Diagnose in einem operablen Stadium, 50-90% betragen.
Die menschlichen Atemwege bestehen aus verschiedenen Zellarten, welche sich prinzipiell alle im Laufe eines Lebens verändern können. Unter einem Bronchialkarzinom versteht man eine bösartige Neubildung entarteter Zellen der Bronchien oder Bronchiolen. Verschiedene Arten des Lungenkarzinoms auf dem Boden unterschiedlicher Zelltypen sind:
- Kleinzelliges Karzinom (SCLC) 15-20%
- Nichtkleinzelliges Karzinom (NSCLC)
- Plattenepithelkarzinom 30-40%
- Adenokarzinom 25-30%
- großzelliges Karzinom 10-15%
- Andere Karzinomarten
Ursachen
Hauptursache ist das inhalative Tabakrauchen. Daneben gibt es einige Stoffe, die den Tumor auslösen können denen man z. B. beruflich bedingt ausgesetzt sein kann. Alle anderen Ursachen treten weit in den Hintergrund. Fast 85% aller Lungenkrebserkrankungen sind auf Zigarettenkonsum zurückzuführen ist. Hierbei ist eine so genannte Dosisabhängigkeit zu berücksichtigen:
- Erkrankungswahrscheinlichkeit beim Raucher 22-fach, bei der Raucherin 12-fach erhöht im Vergleich zum Nichtraucher/in
- Verdoppelt sich das Produkt aus der Anzahl gerauchter Schachteln am Tag und der Raucherjahre ("pack years"), kann sich das Erkrankungsrisiko nochmals vervierfachen
Die zweithäufigste Ursache für ein Bronchialkarzinom ist das radioaktive Gas Radon. In Deutschland gibt es jährlich ca. 1.900 Lungenkrebstodesfälle, die auf die Belastung durch Radon zurückzuführen sind. Bei Uran-Bergarbeitern ist Lungenkrebs eine anerkannte Berufskrankheit. Weitere krebsfördernde Substanzen sind Asbest, Benzole und Nickelmetalle. Eine familiäre Häufung spricht für eine genetische Komponente, so haben Kinder erkrankter Eltern ein bis zu 3-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Chronisch-entzündliche Reizungen haben ebenfalls einen Einfluss auf die Entstehung von Bronchialkarzinomen. Sie können auch im Bereich alter Lungennarben entstehen, wie sie nach Tuberkulose, Silikose oder Lungeninfarkt auftreten.
Entstehung
Die Entstehung der Bronchialkarzinome ist sehr komplex. Hier eine Vereinfachung des gängigsten Entstehungsmodells: Die Reservezellen des Bronchialsystems sind pluripotent, das heißt, sie sind fähig, sich zu verschiedenen Zellen der Bronchialschleimhaut zu differenzieren. Nach chronisch-entzündlicher Reizung und Einwirkung von karzinogenen Substanzen kann das Epithel mit einer Entartung verschiedener Zellarten (Dysplasien) reagieren, welche die verschiedenen Subtypen von Bronchialkarzinomen bilden. Genetische Untersuchungen von Lungengewebe zeigten, dass die Aktivität von Genen, die für die Reparatur der DNA in den Zellen zuständig sind und die Entwicklung von Lungenkrebs aufhalten sollen, selbst bei ehemaligen Rauchern dauerhaft herabgesetzt ist.
Symptome
- Husten / Auswurf ggf. auch blutig
- Schmerzen in der Brust
- Atemnot
- Heiserkeit
- so genannte B-Symptomatik, Fieber, Nachtschweiß und akuter Gewichtverlust
- Apetitlosigkeit bis hin zur Abneigung gegen Fleisch oder fettreiche Nahrung
Auf Grund dieser unspezifischen Symptome vergeht bis zum Zeitpunkt der Diagnosestellung meist viel wertvolle Zeit. Neben genannten Krankheitszeichen kann es ebenfalls zu "paraneoplastischen Syndromen" kommen, welche durch hormonähnliche Substanzen ausgelöst werden die der Tumor in den Körper abgeben kann. Einige Beispiele hierfür sind Veränderungen des Elektrolythaushaltes einhergehend mit vermehrtem Durst und Harnproduktion, Beeinträchtigung der Verdauung mit Verstopfung und/oder Durchfällen, muskulären Beschwerden, Veränderungen des Blutes mit erhöhter Thrombosegefahr oder zum Beispiel geistige Verwirrtheitszustände.
Diagnostik
Bei Verdacht auf ein Bronchialkarzinom werden Untersuchungen durchgeführt, die folgende Fragen beantworten sollen:
- Um welche Art von Tumor handelt es sich?
- Wie weit ist der Tumor fortgeschritten (Ausbreitungsdiagnostik, Staging)?
- Bestimmung der funktionellen Operabilität
Führende Untersuchung hierbei ist die Computertomographie (CT) des Brustkorbes. Durch diese bildliche Rekonstruktion des Thorax und seiner inneren Organe lassen sich bis zu viermal so viele Lungentumoren in Frühstadien erkennen als mit der nunmehr als veraltet geltenden herkömmlichen Röntgenaufnahme. Bei dieser modernen Bildgebung werden zusätzlich Ausmaß und Lokalisation sowie in Mitleidenschaft gezogene Organe oder Metastasen im Bereich der Lymphknoten dargestellt (Staging). Trotz modernster Technologie der bildgebenden Verfahren ist die Vorhersagekraft der CT alleine zur Beurteilung mediastinaler Lymphknoten zur Stadieneinteilung nicht ausreichend, so dass hier der Mediastinoskopie eine große Bedeutung zukommt, falls im CT Lymphknoten von mehr als einem Zentimeter Durchmesser auffallen. Zur Identifizierung der Tumorart kann zusätzlich eine bronchskopische Untersuchung erfolgen (wahlweise auch als Fluoreszenz-Bronchoskopie) während der man ultraschallgestützt dem Tumor eine Gewebeprobe entnehmen kann soweit seine Lage in der Lunge (zentral oder randständig) dies zulässt. Ist diese Art der Diagnostik nicht möglich so kann mittels thoraxchirurgischer Entfernung betroffener Lungenareale und anschließender mikroskopischer Gewebeuntersuchung die Diagnose erzielt werden. Methoden wie Untersuchungen von Lungensekret sind äußerst unzuverlässig und daher veraltet.
Die Therapie des Bronchialkarzinoms
Die Therapie des Bronchialkarzinoms setzt sich aus drei Fachrichtungen zusammen
- Chirurgie/Operation
- Onkologie/Chemotherapie
- Strahlentherapie/Bestrahlung
Oben genanntes Staging, mit Bestimmung des Gewebetyps des Tumors sowie sein Ausmaß und Begleiterkrankungen beeinflussen den Weg der optimalen Therapie, so dass eine Konferenz der drei genannten Fachrichtungen hierüber gemeinsam entscheiden muss.
Das kleinzellige Bronchialkarzinom ist bei Diagnosestellung in der Regel inoperabel (70%). Es spricht jedoch häufig gut auf eine Chemotherapie oder auch eine Strahlentherapie an. Allerdings müssen sehr hohe Bestrahlungsdosen appliziert werden, um den Tumor nachhaltig zu zerstören. Bei heilender Zielsetzung sollte zudem eine kraniale Bestrahlung erfolgen, um die Möglichkeit eins Auftretens im Kopf zu reduzieren. Durch die thorakale Bestrahlung besteht ein Risiko von 1/20, dass der Patient eine Lungenfibrose entwickelt, die mitunter tödlich enden kann. Seltene Strahlenfolgen sind Myo-/Perikarditis als auch Myelitis, die mit einer Latenz von neun Monaten bis zu einem Jahr auftreten können. Damit kann eine Lebensverlängerung um einige Monate bis zu einem Jahr erreicht werden.
Beim nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) ist die chirurgische Entfernung des Tumors Mittel der Wahl, sofern das Staging einen operativen Eingriff als sinnvoll erachtet sprich noch keine Metastasen gestreut wurden und der allgemeine Zustand des Patienten einen solchen zulässt. Lediglich ein Drittel der Patienten sind nach erfolgter Diagnostik und Stadieneinteilung allerdings in heilender (kurativer) Absicht operabel. Ziel eines Eingriffs kann hier aber auch die Linderung Tumor bedingter Symptome (sog. palliative Therapie) sein.
Sind Lungenkarzinome als inoperabel eingestuft auf Grund fortgeschrittener Ausbreitung bzw. Metastasierung kommt eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie als palliativer Weg zum Einsatz. In gesonderten Fällen können so auch Tumormassen reduziert und einer Operation zugänglich gemacht werden.