Jena (ukj/me). Nach der erfolgreichen Lungentransplantation am Universitätsklinikum Jena (UKJ) beginnt nun ein neues Leben für Ingolf Stieglitz: 100 Tage lang hing das Leben des schwer Lungenkranken an einem sogenannten ECMO-Gerät („extracorporale Membranoxygenation“), das seine Lungenfunktion ersetzte. 100 Tage verbrachte er im Bett liegend, angeschlossen an dieses Gerät. 100 Tage kämpften er und die Mediziner des UKJ: Bis die erlösende Nachricht kam, dass er eine Spenderlunge erhält. „Dass er noch transplantiert werden konnte und heute wieder frei atmet, gleicht einem medizinischen Wunder“, so Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena. Ihm ist kein Patient bekannt, der so lange an dem ECMO-Gerät angeschlossen war. Schon seit zwei Jahren stand Stieglitz auf der Warteliste. Am 13 .Juli 2013 erhielt er eine neue Lunge. Inzwischen konnte er das UKJ verlassen.
„Die ersten Tage waren noch ungewohnt. Zunächst war es schwer vorstellbar, dass ich ein neues Organ in mir trage. Doch ich habe mich schnell daran gewöhnt und alles gut überstanden. Ich möchte unbeschwert laufen, Fahrrad fahren, also endlich Lebensqualität wiedergewinnen“, sagt Stieglitz. Außerdem lobt er das Team am UKJ, das ihn in der schweren Zeit begleitet hat. „Ich habe mich sehr gut betreut gefühlt“, erklärt der 60-jährige.
Doenst freut sich mit dem Patienten: „Mir geht das Herz auf, wenn ich ihn heute sehe. Sein persönlicher Wille und sein Vertrauen haben zu dieser Entwicklung beigetragen.“ Stieglitz ist der erste Patient am UKJ, der 100 Tage lang an ein ECMO-Gerät angeschlossen war. Das Gerät ist vergleichbar mit einer Herz-Lungen-Maschine und dient zum Ersatz der Lungenfunktionen eigentlich nur für wenige Tage. Der Thüringer war deutlich länger von der Maschine abhängig: Sie ersetzte seine kranke Lunge komplett. Über eine Kanüle wurde dabei Blut aus dem Körper abgesaugt, außerhalb des Körpers durch einen sogenannten Membran-Oxygenator mit Sauerstoff angereichert, von Kohlendioxid befreit und über eine zweite Kanüle wieder eingeführt.
Die Oberärzte der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ, Dr. Gloria Färber, Dr. Tim Sandhaus sowie der Leiter der Sektion Thoraxchirurgie, PD Dr. Matthias Steinert, transplantierten die Spenderlunge erfolgreich. „Die Transplantation ist komplikationslos verlaufen. Beigetragen zum heutigen Zustand des Patienten haben aber nicht nur die Chirurgen. Auch die Intensivmediziner haben tolle Arbeit geleistet, so etwas gelingt nur im Team“, so Doenst. In diesem Jahr wurden bisher acht Lungen (in zwei Fällen davon kombiniert mit einem Herzen) transplantiert.
Seit Februar war Stieglitz Patient am Thüringer Universitätsklinikum. Er litt seit zehn Jahren an chronischer Bronchitis und zuletzt an einem gutartigen Lungentumor. Nach seiner Behandlung am UKJ ging es nun für Stieglitz in die Reha, in die er mit viel Optimismus startete.