@ www.jenaer-nachrichten.de am Dienstag, dem 18.10.2016
Neue "Klinikliste" veröffentlicht
Uniklinik Jena gehört zu den besten Deutschlands
Neue "Klinikliste" veröffentlicht: Universitätsklinikum Jena erstmals unter den besten zehn Krankenhäusern von Deutschland.
Jena. Großer Erfolg für das Universitätsklinikum Jena (UKJ): In der aktuellen Klinikliste des Nachrichtenmagazins "Focus" belegt die Thüringer Uniklinik Platz sieben unter "Deutschlands Top Kliniken". Im Vorjahr lag das UKJ auf Platz 15, 2014 auf dem 23. Platz.
Das Titelbild des Focus-Themenheftes mit der Klinikliste zeigt Prof. Dr. Torsten Doenst (mitte) und weitere Mitarbeiter der UKJ-Herzchirurgie und der UKJ-Kinderklinik.Die Thüringer Uniklinik liegt deutschlandweit auf Platz sieben.
"Ein solcher Sprung in die absolute Spitzengruppe der deutschen Krankenhäuser ist natürlich schön und eine große Anerkennung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UKJ. Für die Patienten zeigt es die hohe Qualität in der Krankenversorgung", blickt PD Dr. Jens Maschmann, Medizinischer Vorstand des UKJ, auf die neue Klinikliste. Das Sonderheft "Focus Gesundheit" ist heute (18. Oktober) erschienen. Nach Verlagsangaben ist es Deutschlands größter Krankenhausvergleich.
Damit hat die Jenaer Klinik erstmals bundesweit den Sprung in die "Top Ten" geschafft. In der ebenfalls veröffentlichten Landesliste für Thüringen liegt das UKJ wie in den Vorjahren auf dem ersten Platz. Für die Klinikliste 2017 wurden laut "Focus" insgesamt rd. 14.000 Fach- und Hausärzte befragt und die Ergebnisse der Patientenbefragung der Techniker Krankenkasse herangezogen, bei der knapp 400.000 Versicherte eine persönliche Einschätzung abgaben. Zudem wurden die Qualitätsberichte sowie die Hygienemaßnahmen der Kliniken ausgewertet.
Neben dem sehr gutem Gesamtplatz für das UKJ gibt es in der aktuellen Klinikliste wieder eine Vielzahl von besonderen Empfehlungen für einzelne Kliniken bzw. Behandlungsschwerpunkte am UKJ. So gibt es gleich vier Empfehlungen für das UKJ bei Krebserkrankungen, konkret für Brustkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs und für die Strahlentherapie.
Die Geburtshilfe des UKJ zählt ebenso zu den Spitzenkliniken wie die Jenaer Diabetesexperten, die Neurologen des UKJ werden speziell bei der Versorgung von Parkinson-Patienten und bei Multipler Sklerose empfohlen. Im Bereich der seelischen Gesundheit ist das Jenaer Klinikum mehrmals aufgeführt für die Behandlung von Patienten mit Angststörungen, Depressionen und Zwangsstörungen. In der Herzmedizin zählen die Kardiologie und die Herzchirurgie des UKJ zu den "Top Kliniken".
Kein Wunder also, dass die Redaktion des Focus in diesem Jahr für das Titelbild des Magazins in Jena anfragte. Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, einige Kollegen seiner Klinik sowie eine Kollegin aus der Kinderklinik des UKJ standen daher für ein "Foto-Shooting" bereit.
Prof. Doenst lacht: "Wir stehen also nicht nur auf der Liste, sondern auch auf dem Cover des Magazins. Die Foto-Aktion war mal eine schöne Abwechslung. Viel wichtiger aber ist, dass unsere gemeinsame Arbeit für die Patienten hier an der Uniklinik Jena erneut so gut bewertet wurde."
Text: Stefan Dreising/UKJ
@ www.otz.de am Donnerstag, dem 06.10.2016
Jenaer Ärzte mit erster Luftröhren-Transplantation in Mitteldeutschland
Die Operation dauerte fünf Stunden. Der 53-jährige aus Sachsen-Anhalt litt seit 2013 an einer schweren Lungenentzündung, die seine Luftröhre angriff. Zunächst wurde die Luftröhre dabei in die Bauchdecke eingesetzt.
Andre Both (Mitte) dankt dem Team der Herz- und Thoraxchirurgie am Uniklinikum Jena: Mit Privatdozent Matthias Steinert, Privatdozent Christoph Sponholz (Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin) sowie den Ärzten Gloria Fäber, Tim Sandhaus und Prof. Torsten Doenst (v.l.). Foto: UKJJena. Heute kann sich Andre Both wieder selbstständig im Alltag betätigen, etwa Fahrrad fahren oder mit seinem Hund spazieren gehen, dank einer lebensrettenden Luftröhrentransplantation, die erstmals von den Chirurgen der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Uniklinikum Jena im Mai 2016 erfolgreich durchgeführt wurde, wie das Klinikum mitteilt. Der 53-jährige aus Sachsen-Anhalt litt seit 2013 an einer schweren Lungenentzündung, die später auch seine Luftröhre angriff.
"Ein großes Lob an das gesamte Team der Herzchirurgie und die Schwestern und Pfleger der Station 440. Ich war in sehr guten Händen", sagt Both.
Operation dauerte fünf Stunden
Prof. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, spricht von einem einzigartigen Eingriff, der ohne Komplikationen verlief: ".In Deutschland wurde 1979 die weltweit erste Luftröhre transplantiert. Seitdem existieren nur wenige Berichte über Luftröhrentransplantationen, da sich das Verfahren aufgrund der Schwierigkeiten beim Einwachsen des kaum durchbluteten Gewebes nie zu einem Routineeingriff entwickelt hat."
Die Luftröhre ist ein bis zu zwölf Zentimeter langer Schlauch, welche die Luft vom Kehlkopf zu den Bronchien befördert. Das 12-köpfige Team um Operateur Privatdozent Matthias Steinert, Leiter der Sektion Thoraxchirurgie am Uniklinikum, operierte fünf Stunden. Steinert beschreibt den Zustand des Patienten vor dem Eingriff als kritisch. "Seine gesamte rechte Lunge war aufgrund der Lungenentzündung zerstört und musste deshalb operativ entfernt werden. In der Folge kam es dann auch zu einem großen Defekt in der Luftröhre. Er musste beatmet werden und erhielt provisorisch einen Stent. Doch die Luftröhrentransplantation war letztlich unumgänglich."
Spender-Luftröhre zunächst in Bauchdecke eingesetzt
Oberarzt Dr. Tim Sandhaus, Leiter des Transplantationsprogramms der Herzchirurgie des UKJ, erklärt: "Im ersten Schritt wurde die Spenderluftröhre zunächst in die sehr gut durchblutete Bauchdecke des Patienten transplantiert, um zu sehen, ob diese angenommen wird. Da es zu keiner Abstoßungsreaktion kam, wurde diese dann acht Wochen später wieder aus der Bauchdecke entnommen und eingesetzt."
Andre Both und die Chirurgen sind mit dem Ergebnis und Genesungsprozess sehr zufrieden. "Mittlerweile ist die Luftröhre sehr gut eingeheilt. Herr Both kann wieder fast normal Luftholen, ist aber jetzt mit nur einer Lunge noch etwas kurzatmig", sagt Sandhaus.
ZGT / 06.10.16 / OTZ
@ ukajott kompakt am Freitag, dem 09.09.2016
UKJ-Team bei "Rad am Ring"
Seit mehr als zehn Jahren wird das Radsport-Event "Rad am Ring" auf der Nordschleife des Nürburgrings ausgetragen. Erstmals war in diesem Jahr auch ein Team des UKJ unter den mehr als 8.000 Starten. Beim 24-Stunden-Rennen erreichten PD Dr. Jens Maschmann, Prof. Dr. Ulf Teichgräber und Prof. Dr. Torsten Doenst mit Unterstützung von Torsten Hiekmann nach 26 gefahrenen Runden mit insgesamt 676 Kilometern und über 13.700 Höhenmetern den 42. Platz in der Altersklasse, insgesamt belegten sie den 125. Platz in der Gesamtwertung der über 500 Vierer-Teams.
von links: PD Dr. Jens Maschmann - Prof. Dr. Ulf Teichgräber - Prof. Dr. Torsten Doenst - Herr Torsten Hiekmann
@ www.otz.de am Dienstag, dem 31.05.2016
Erstmals in Deutschland: Herzklappen-Operation an hochmodernem Simulator am UKJ Jena
In Jena wurde erstmals deutschlandweit eine Herzklappen-Operation an einem Simulator durchgeführt. Simulatoren sollen in Zukunft einen wesentlichen Aspekt in der Chirurgie darstellen.
Hier sieht man den Herzklappen-Simulator am Universitätsklinikum Jena.
Foto: Michaela Buchmann / Medtronic
Jena. Erstmals in Deutschland haben Jenaer Herzchirurgen die Rekonstruktion einer Herzklappe an einem Simulator der Firma Medtronic trainiert. Operationen am offenen Herzen und Abläufe in der Luftfahrt hätten vieles gemeinsam, so Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). "Die Prozesse sind hochtechnisiert, die Abläufe erfordern ein hohes Maß an Standardisierung und auch nur kleine Fehler haben schnell schwerwiegende Konsequenzen." Gerade bei minimal-invasiven Eingriffen nimmt die Komplexität der Prozesse nochmals zu. Für Doenst sei es daher nicht überraschend, dass Simulatoren entwickelt wurden, an denen der Nachwuchs die Prozesse der Herzchirurgie erlernen kann. Das Gerät, das in Jena zum Einsatz gekommen ist, überprüft zudem die Qualität der Reparatur mittels stichgenauer Computeranalyse.
"Die Herzchirurgie bewegt sich immer mehr in Richtung minimal-invasiver Verfahren. Wir können in Jena mittlerweile die meisten Operationen ganz ohne Durchtrennung des Brustbeins durchführen. Allerdings steigen hiermit auch die technischen Ansprüche an den Chirurgen", so Doenst. Daher geht er davon aus, dass – wie in der Luftfahrt auch – Simulationen einen wesentlichen Anteil an der praktischen Ausbildung in der Herzchirurgie einnehmen werden. "Diese Simulationen erlauben, theoretische Prinzipien unmittelbar in die Praxis umzusetzen", so der Herzchirurg weiter. Doenst ist ein international anerkannter Experte in der minimal-invasiven Herzchirurgie und seine Klinik in Bezug auf Spektrum und Komplexität minimal-invasiver Eingriffe ein führendes Zentrum.
UKJ / 31.05.16 / OTZ
@ www.otz.de am Freitag, dem 29.04.2016
Kunstherz der neuesten Generation am Universitäts-Klinikum Jena transplantiert
Mehr als drei Jahre lang musste Heinrich Wawryk miterleben, wie sein eigenes Herz immer schwächer wird. Jetzt ist er der erste Patient an der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ, der ein Linksherzunterstützungssystem der neuesten Generation erhalten hat.
Heinrich Wawryk (3.v.l.) ist der erste Patient am UKJ, der ein Kunstherz der neuesten Generation erhalten hat. Auf diesem Weg haben ihn begleitet (von links): Kardiotechniker Birk Runge, Klinikdirektor Torsten Doenst, die leitende Oberärztin Gloria Färber, Stationsärztin Tatjana Pauli und Sebastian Freiburger, Arzt in der Transplantationsambulanz. Foto: Schleenvoigt
Jena. Manchmal hat er es schon vergessen. Dann erinnert die schwarze Umhängetasche Heinrich Wawryk wieder daran, dass sein Herz allein zu schwach ist, um seinen Körper mit ausreichend Blut zu versorgen. Der 67-Jährige ist der erste Patient an der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ von Klinikdirektor Torsten Doenst, der ein Linksherz-unterstützungssystem der neuesten Generation erhalten hat. In der drei Kilogramm schweren Tasche, die Heinrich Wawryk immer bei sich trägt, verstaut er das Kontrollgerät und die Akkus. Über einen Schlauch durch die Bauchdecke liefern sie den Strom, der sein Kunstherz rund um die Uhr arbeiten lässt.
Zuerst merkt Heinrich Wawryk, wie ihm beim Treppensteigen die Luft wegbleibt. Auch längere Strecken zu laufen, fällt ihm immer schwerer. Mehr als drei Jahre lang muss der Kunstmaler und Dozent miterleben, wie sein eigenes Herz immer schwächer wird. "Am Ende lag die Leistung bei zehn Prozent", sagt die Leiterin des Kunstherzprogramms und leitende Oberärztin, Gloria Färber, aus der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie. Patienten mit einer Herzmuskelschwäche gerieten oft in einen Teufelskreis: Unter der geringeren Pumpleistung leiden auch andere Organe, Flüssigkeit lagert sich ein, die Herzklappen werden undicht und leiern aus. "Oft verläuft die Krankheit in Schüben, wobei die Patienten in der Tendenz immer weiter abbauen – vor allem muskulär", so Färber.
Ein Monat nach Zulassung wird das Kunstherz transplantiert
Im vergangenen Sommer geht es Heinrich Wawryk so schlecht, dass er das Krankenhaus an seinem Wohnort in Arnstadt aufsucht. Sofort wird er ans Universitätsklinikum Jena überwiesen, wo die Ärzte feststellen, dass sich sein Schrittmacher infiziert hat. Mehrere Wochen mit diversen Untersuchungen vergehen, in denen sich Heinrich Wawryk mit dem Gedanken an ein Kunstherz anfreundet. "Für mich war klar, dass es – wenn es denn sein muss – das neueste Modell sein soll." Am 10. November wird ihm ein Gerät implantiert, das erst im Monat zuvor zugelassen wurde.
Bereits seit 2010 versorgen Klinikdirektor Torsten Doenst und sein Team Patienten in Jena mit Herzunterstützungssystemen, die elektrisch arbeiten. Dabei spült ein kleiner Rotor mit einer individuell eingestellten Geschwindigkeit kontinuierlich Blut durch den Körper. Meist haben die Patienten keinen spürbaren Puls. Das eigene Herz arbeitet weiter und in seltenen Fällen erholt es sich so gut, dass es vom Kunstherz "entwöhnt" werden kann. Die neue Generation der Kunstherzen zeichnet sich dadurch aus, dass der Rotor durch Magnetkraft in der Schwebe gehalten wird. So ist kein Lager notwendig, das bei früheren Modellen häufig die Ursache für die Bildung von Blutgerinnseln mit teilweise schlimmen Komplikationen war. Außerdem kommen die Geräte mit weniger Strom aus, die Akkus halten zwölf bis 14 Stunden.
Bis auf Baden alles erlaubt
Die bisherigen Erfahrungen seien positiv, so Kardiotechniker Birk Runge, der als Koordinator für die so genannten ventrikulären Assistenzsysteme am UKJ tätig ist. "Wie gut die neuen Herzunterstützungssysteme tatsächlich sind, können wir aber erst in zwei, drei Jahren sagen." Die Kardiotechniker sind wichtige Ansprechpartner für die Kunstherz-Patienten. "Das Bedienungshandbuch ist so dick", sagt Runge und deutet mit seinen Händen die Größe eines Bauklotzes an. Nur das Wichtigste vermitteln er und seine Kollegen den Patienten und ihren Angehörigen, die immer anrufen könnten, wenn sie Fragen zu ihrem neuen Begleiter haben. "Uns ist wichtig, die Patienten bereits vor der Operation mit dem System vertraut zu machen", sagt Runge. "Damit sie möglichst genau wissen, was auf sie zukommt." Baden darf Heinrich Wawryk nicht, ansonsten soll er sich nicht einschränken. "Es ist nicht ausgeschlossen, mit einem Kunstherz berufstätig zu sein", so der Kardiotechniker. Viele Patienten seien zu vorsichtig und müssten sich erst wieder daran gewöhnen, belastbar zu sein. Heinrich Wawryk hat diesen Schritt schon geschafft, arbeitet wieder mehrere Stunden täglich in seinem Atelier, fährt selbst Auto. Seine Frau und eine treue Schülerschar würden ihn besonders motivieren.
Natürlich habe er darauf gehofft, ein Spenderherz zu bekommen. Als der Zustand des Kunstmalers so schlecht war, dass auch Leber und Niere in Mitleidenschaft gezogen wurden, stand er kurzzeitig auf der Hochdringlichkeitsliste für ein Spenderherz. Doch dann erholten sich seine Organe. "Damit ist er jetzt zu gesund für die Hochdringlichkeitsliste", sagt die leitende Oberärztin Färber. Die Wartezeit auf ein gespendetes Organ liegt für Patienten wie Heinrich Wawryk im Moment bei rund fünf Jahren. Am UKJ haben daher bis heute etwa 900 Patienten ein Kunstherz erhalten, während nur 300 ein Spenderherz transplantiert wurde. "Wir sind auf die Herzunterstützungssysteme angewiesen, um unseren Patienten zu helfen", so Färber. Dank der technischen Verbesserungen seien diese Systeme heute keine Notlösung mehr. "Es geht uns darum, Perspektiven zu schaffen." Heinrich Wawryk hat sein Ziel fest vor Augen. Er will mit seinen Schülern wieder zum Zeichnen hinaus in die Natur ziehen. Im Herbst startet sein nächster Kurs.
UKJ / 29.04.16 / OTZ
@ www.uniklinikum-jena.de/Aktuelle Pressenews am Mittwoch, dem 27.04.2016
UKJ bildet die jüngsten Herzchirurgen Deutschlands aus
Vorschüler der Kita "Schatzinsel" transplantieren 13 Herzen
Ein Mädchen aus dem Kindergarten "Schatzinsel" operiert den Teddy am Herzen.
Prof. Torsten Doenst assistiert. Foto: UKJ / Schleenvoigt
Jena. Konzentriert öffnet Eva den Brustkorb des Patienten, um sein krankes Herz zu entfernen. Prof. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena (UKJ), ist heute ihr Assistent.
Mit einer Pinzette greift Eva nach dem Organ und legt es vorsichtig in eine Schale, bevor sie sich der Implantation des "neuen" Herzens widmet. Übliche Routine am UKJ. Heute aber ist einiges anders: Eva ist die 6-jährige Tochter von Prof. Doenst und eines des sogenannten Dinos, der Kinder aus dem Kindergarten "Schatzinsel", die dieses Jahr in die Schule kommen werden. Ihr Patient? Ein übergroßer Teddy.
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"Die Kinder haben sich gewünscht, das Klinikum zu besuchen", sagt Simone Gelfert. Sie leitet die Kita "Schatzinsel", die diese Kooperation mit dem UKJ pflegt. In ihrem letzten Kindergartenjahr lernen die angehenden Grundschüler besondere Orte Jenas und Berufe ihrer Eltern kennen. Da zahlreiche Eltern der Kita-Kinder am nahegelegenen Klinikum arbeiten, steht der Besuch der Vorschüler bisher in jedem Jahr auf der Wunschliste.
Die 13 Mädchen und Jungen schauen sich zunächst auf einer Pflegestation um, begutachten staunend die vielen Knöpfe, mit denen ein Patientenbett ausgestattet ist und grüßen einige der Patienten auf dem Flur. Dann geht es zusammen mit den beiden Erzieherinnen Annett Lange und Annette Brembach in den Operationssaal.
Vom Überwachungsmonitor über das sterile Operationsbesteck bis zur Herz-Lungen-Maschine – Prof. Doenst und Kardiotechniker Mirko Kaluza haben den Raum für die Nachwuchschirurgen mit allem Notwendigen ausgestattet. Auch der Patient ist für seinen großen Tag besonders vorbereitet: Der Teddy hat auf Brusthöhe einen Reißverschluss erhalten, so dass das rote Plüschherz aus seinem Inneren herausoperiert und durch ein neues ersetzt werden kann. "Der wurde übrigens gestern spät am Abend auf dem Küchentisch noch eingenäht", so erzählt Evas Mutter, die die Kinder bei diesem Ausflug begleitet.
Da jedes Kind einmal Chirurg sein darf, finden an nur einem Tag gleich 13 Herztransplantationen statt. "Ein weltweiter Rekord", vermutet Prof. Doenst und lobt seine Jung-Assistenten für ihr umsichtiges Vorgehen. Nach gelungener Operation wird der Patient zum Aufwachen auf die Intensivstation gebracht und die Operateure rufen die Angehörigen an, um ihnen mitzuteilen, dass der Eingriff gut geklappt hat. Mundschutz und OP-Kleidung können jetzt abgelegt werden. Zum Abschluss schauen sich die jungen Mediziner noch auf dem Hubschrauberlandeplatz um.
Ob vielleicht noch ein neuer Notfall für sie ankommt? Doch für heute bleibt es ruhig. "Bei dir arbeite ich einmal", sagt ein Junge der Kita selbstbewusst bei der Verabschiedung zu Prof. Doenst. Bei dieser Begeisterung macht sich der Herzchirurg keine Sorgen um den Nachwuchs.
Text: Anke Schleenvoigt/UKJ
@ Klinik-Magazin 2|16 - April 2016
Das Brustbein bleibt heil
Herzklappen und Bypass: Innovative Operationstechnik in UKJ-Herzchirurgie
Vor 15 Jahren wurde bei Hans Militzer ein Herzklappenschaden entdeckt. Die Aortenklappe funktionierte bei dem 75-Jährigen, der in seinem Berufsleben körperlich schwer arbeiten musste, nicht mehr richtig. Das "Auslassventil" für das Blut auf der linken Herzseite war undicht. "Schließlich wurde das so schlimm, dass ich keine zehn Meter mehr die Treppe hoch schaffte, weil ich keine Luft bekam", erzählt der Münchenbernsdorfer. Hartmut Krähmer aus Jena wiederum plagt sich seit Jahren mit verstopften Herzkranzgefäßen herum, hat schon zwei Herzinfarkte hinter sich; mehrere Stents halten seine Gefäße offen.
Beide Männer wurden Anfang dieses Jahres am Universitätsklinikum Jena operiert. Bei Hans Militzer setzten die Herzchirurgen in einem rund vierstündigen Eingriff eine neue Aortenklappe ein und reparierten zwei weitere, ebenfalls geschädigte Ventile: die Mitralklappe und die Trikuspidalklappe. Hartmut Krähmer legten sie einen Bypass – eine Gefäßumleitung – und brachten so die Gefäßdurchblutung wieder in Gang.
Das Besondere an beiden Eingriffen: Die Spezialisten der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie um Klinikdirektor Prof. Dr. Torsten Doenst wandten dabei ein Verfahren an, bei dem das Brustbein nicht – wie bei diesen Eingriffen bislang üblich – durchtrennt wird. Sie operierten minimal- invasiv – mit einem kleinen Schnitt zwischen den Rippen hindurch. Eine echte Innovation in der Herzchirurgie, denn das Brustbein bleibt dabei heil. Die Jenaer Herzchirurgie ist mit dieser Technik deutschlandweit führend.
Bei dem Verfahren ist unter Vollnarkose nur ein kleiner Schnitt an der rechten Körperseite beziehungsweise auf der Brustseite in Herzhöhe erforderlich, über den die Instrumente eingeführt werden. Den Zugang für die Herz-Lungen- Maschine, an die die Patienten während der Operation angeschlossen werden, verschafft ein Katheter, der über die punktierte Leiste eingeschoben wird. "Zunächst haben wir diese Technik nur bei Patienten mit Mitralklappenschaden eingesetzt", erläutert Prof. Doenst. "Inzwischen ist sie so weit entwickelt, dass sie auch bei Schädigungen der Aortenklappen und bei Kombinationseingriffen zum Einsatz kommt." Solche Eingriffe, bei denen mehrere Klappen gleichzeitig operiert werden, werden Prof. Doenst zufolge bisher nur an der UKJ-Herzchirurgie vorgenommen.
Die Erfahrungen, die die Jenaer Spezialisten mit minimal-invasiven Klappenoperationen gesammelt haben, sollen nun auch verstärkt Bypass-Patienten zugute kommen. Die ersten Patienten wurden auf diese Weise operiert. Vorteil des Verfahrens: "Man kann nicht nur einen Bypass über diesen kleinen Zugang anlegen – das war bisher als MIDCAB-Verfahren bekannt – sondern alle nötigen Bypässe", so der Herzchirurg. "Damit können wir das, was früher per Sternotomie gemacht wurde, jetzt in gleicher Qualität über den kleinen Zugang ausführen - das gilt sowohl für Klappen als auch für Bypässe. Wir liefern also über Jahre dokumentierte Qualität und Langzeitprognose mit deutlich weniger Invasivität."
Bei der minimal-invasiven Technik entsteht ein lediglich drei bis acht Zentimeter großer Schnitt. Zum Vergleich: Die aufwendige Durchtrennung des Brustbeinknochens (Sternotomie) – lange Zeit das Standardverfahren in der Herzklappenchirurgie – ist mit einem rund 30 Zentimeter langen offenen Schnitt verbunden. Das durchtrennte Brustbein muss mit Drähten stabilisiert werden, oft müssen die operierten Patienten auch eine Spezialweste tragen. Die Heilung dauert länger. Für die Patienten sei das neue Verfahren hingegen schonender, so Prof. Doenst. "Sie haben weniger Schmerzen und vor allem das Risiko für Wundinfektionen ist sehr viel geringer." Sie seien auch schneller wieder auf den Beinen und in der Lage, zur Anschlussheilbehandlung in eine Reha-Klinik zu fahren. "Und natürlich ist das Ergebnis auch kosmetisch besser."
Das ging auch Hans Militzer so, der nach der Operation noch eine reichliche Woche im Krankenhaus lag. "Keine Schmerzen, keine Komplikationen, auch in der Reha nicht." Und sein Herz arbeitet wieder richtig. "Ich fühle mich wie neugeboren", freut er sich. Auch der 76-jährige Hartmut Krähmer ist mit dem Heilungsverlauf sehr zufrieden. "Man kommt viel schneller wieder auf die Füße." Zwar habe die kurze Narbe auch etwas geschmerzt. "Aber das ist viel besser, als wenn die Knochen zusammenwachsen müssten."
"Solche anspruchsvollen Eingriffe gehören in die Hände erfahrener Operateure", betont Prof. Doenst. "Es gibt keinen Raum für Fehler." Speziell bei Bypass-Eingriffen stehe man noch am Anfang und das minimal-invasive Verfahren eigne sich noch nicht für jeden Patienten. Die Wahl dieser Methode sei vor allem davon abhängig, wie gut zugänglich die erkrankten Herzkranzgefäße im Brustkorb seien. In der Mehrheit der Fälle operieren die Jenaer Herzchirurgen Bypass-Patienten daher vorerst mit dem klassischen Verfahren der Sternotomie. Die Entscheidung, welches Operationsverfahren in Frage kommt, treffen die Herzchirurgen gemeinsam mit den Kardiologen des UKJ.
Katrin Zeiß
Kontakt:
Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie
Prof. Dr. Torsten Doenst
Erlanger Allee 101, 07747 Jena
☏ 03641 9-322901
✉
⌨ www.htchirurgie.uniklinikum-jena.de
Stichwort: Herzklappen
Jeder Mensch hat vier Herzklappen, die bei der Blutversorgung des Herzens eine wichtige Rolle spielen. Sie befinden sich wie eine Art Türchen rechts und links zwischen Herzvorhöfen und Herzkammern. Die Aortenklappe auf der linken Herzseite ist das Auslassventil der linken Herzklappe zur Hauptschlagader (Aorta), darunter liegt die Mitralklappe. In der Form erinnert sie an die Kopfbedeckung der Bischöfe (Mitra). Auf der rechten Herzseite liegen die Pulmonalklappe, die die rechte Herzkammer mit der Lungenschlagader verbindet, darunter die Trikuspidalklappe. Von Herzklappenerkrankungen ist besonders die linke Herzseite betroffen. Besonders häufig sind Undichtigkeiten der Mitralklappe und Verengungen der Aortenklappe, aber auch die Trikuspidalklappe auf der rechten Herzseite ist öfter mal undicht. Herzklappenerkrankungen nehmen mit steigendem Lebensalter zu.
@ Klinik-Magazin 2|16 - April 2016
Kompetenz und Kooperation im Herzteam
Drei Fragen an Prof. Christian Schulze, Direktor der Klinik für Kardiologie,
und Prof. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie
Worin bestehen die Vorzüge des universitären Herzzentrums Jena für die Patienten?
Prof. Doenst: Wir kombinieren in unserem Herzzentrum drei entscheidende Vorteile für Patienten: erstens fachliche Kompetenz, zweitens leitliniengerechte, gemeinsame Therapieentscheidungen und drittens das Vorhandensein des gesamten Therapiespektrums in Kardiologie und Herzchirurgie, wobei wir in unseren Spezialbereichen auch international führend sind. Das bedeutet, dass in die Behandlung eines Patienten immer sowohl die Expertise der Kardiologie als auch die der Herzchirurgie einfließt.
Prof. Schulze: Einmal wöchentlich treffen sich Kardiologen und Herzchirurgen – das "Herzteam" – beispielsweise zur Fallkonferenz vor Herzoperationen. Dabei gehen wir jeden einzelnen Patientenfall durch, wägen ab, welches Verfahren das bestmögliche für die jeweiligen Patienten ist – also ob die schadhafte Herzklappe besser mittels Kathetereingriff oder aber mit einer Operation behandelt wird. Dringliche Entscheidungen treffen wir sofort und täglich. Auch am OP-Tisch stehen Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam. Beste Voraussetzungen bietet hierfür unser Hybrid-Operationssaal am Universitätsklinikum Jena. Das ist eine Kombination aus klassischem OPSaal und Herzkatheterlabor; sowohl Katheterbehandlungen als auch offene Operationen sind hier möglich.
Welche Schwerpunkte wollen Sie bei der Weiterentwicklung des Jenaer Herzzentrums setzen?
Prof. Doenst: In der Herzchirurgie wollen wir vor allem die minimal-invasiven Techniken weiterentwickeln – also jene, die mit nur kleinen Schnitten verbunden sind. Unser Ziel ist es, dokumentierte Langzeitergebnisse von solchen herzchirurgischen Eingriffen zu gewährleisten. Damit wissen wir, wie lange unsere Bypässe und implantierten Klappen halten, können dies dem Patienten vermitteln. Gleichzeitig nehmen wir an der Entwicklung der innovativen interventionellen Klappentherapie – also mittels Katheterbehandlung – teil und sind hier, was die neuen medizinischen Produkte angeht, am Puls der Zeit. Neben der Klappentherapie besteht ein wesentlicher Schwerpunkt in der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche (terminale Herzinsuffizienz). Thüringen hat hier die meisten Diagnosen bundesweit, die Zahl der Erkrankungen liegt 43 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Durch die Kombination unserer Kompetenzen im Herzzentrum entwickeln wir im Bereich der Herzinsuffizienz und auch der minimal-invasiven Herzchirurgie für Jena eine Leuchtturmfunktion.
Prof. Schulze: Am UKJ verfügen wir über das komplette Behandlungsspektrum bei Herzinsuffizienz – von der konservativen Therapie über das Einsetzen mechanischer Hilfssysteme, sprich: Kunstherz, bis hin zur Herztransplantation. Hier wollen wir die fachübergreifende Zusammenarbeit am Klinikum, aber auch überregional in ganz Thüringen, in einem Herzinsuffizienznetzwerk intensivieren. Wir wollen auch gemeinsam die Behandlung von Herzrhythmusstörungen mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren weiterentwickeln. Ein großes Thema werden angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Hier gilt es für uns vor allem die Frühdiagnostik zu verbessern – und somit zum Einen das Infarktrisiko zu senken und zum Anderem das Fortschreiten der koronaren Herzerkrankung bei betroffenen Patienten zu verringern.
An welche neuen Formen der Zusammenarbeit von Kardiologen und Herzchirurgen denken Sie?
Prof. Schulze: Vor kurzem haben wir im Herzteam eine regelmäßige wöchentliche Fallkonferenz für Herzinsuffizienz- Patienten etabliert, die – ähnlich wie vor Operationen – die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche abstimmt. Durch die intensive, fachübergreifende Diskussion können wir die optimale Therapie für die Patienten festlegen und auch deren Liegezeit im Klinikum verkürzen. Die Kooperation im universitären Herzzentrum betrifft aber auch andere Kliniken am UKJ. Wir wollen in Jena in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik ein Zentrum für angeborene Herzerkrankungen etablieren. Bisher müssen betroffene Patienten aus Thüringen zur Behandlung weite Wege in andere Bundesländer auf sich nehmen. Das wollen wir ändern.
Prof. Doenst: Die Zusammenarbeit zwischen Kardiologie und Kardiochirurgie in Jena ist seit Jahren sehr gut. Die Weiterentwicklung unserer Fächer hat jedoch zu neuen Herausforderungen geführt, die sich am besten durch ein engeres Zusammenrücken der Arbeitsbereiche in den beiden Fächern beschreiben lässt. Die Konsequenz ist eine neue organisatorische Struktur, die diese Veränderung faktisch abbildet. Wir haben daher unsere Abteilungen noch enger als bisher miteinander verschmolzen, indem wir nicht nur täglich im Herzteam Entscheidungen für den Patienten gemeinsam treffen, sondern auch unsere wirtschaftliche Veranlagung zusammengelegt haben. Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter wissen, dass sie primär zum Herzzentrum und sekundär zur Kardiologie oder zur Herzchirurgie gehören. Diese Wahrnehmung macht es für den Patienten angenehmer, sicherer und auch schneller. (zei)
Stichwort: Herzinfarkt und koronare Herzerkrankung
Ein Herzinfarkt ist ein akuter Verschluss der das Herz mit Blut versorgenden Koronararterien durch ein Blutgerinnsel. Dadurch wird die Herzdurchblutung unterbrochen. Wird nicht schnellstmöglich behandelt, besteht Lebensgefahr.
Typische Herzinfarkt-Symptome sind akut auftretende Brustschmerzen, die in den linken Arm ausstrahlen, Atemnot, Blässe, Schwindelgefühle oder Übelkeit. Bei Frauen kann sich ein Infarkt auch eher untypisch durch Bauchschmerzen und Übelkeit äußern.
Ein Herzinfarkt ist immer ein medizinischer Notfall! Bei Infarktsymptomen muss unverzüglich der Rettungsdienst – ☎ 112 – gerufen werden, nicht der Hausarzt und auch nicht der Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte.
Diagnostiziert wird ein Herzinfarkt durch ein EKG, eine Blut- und/oder eine Herzkatheteruntersuchung. Mit dem Herzkatheter kann das verschlossene Gefäß auch gleich wieder geöffnet werden – was heute die gängigste Infarktbehandlung ist. Sie sollte möglichst innerhalb von 90 Minuten erfolgen.
Die koronare Herzerkrankung (KHK) ist die häufigste Ursache von Herzinfarkten. Dabei sind die Herzkranzgefäße, die das Herz mit Blut versorgen, durch Fett- (Cholesterin) und Kalkablagerungen verengt. Aus diesen Plaques können sich Gerinnsel lösen und damit einen Herzinfarkt verursachen. KHK-Symptome können zeitweilige und wieder abklingende Schmerzen im Brustbereich und Brustenge – Angina Pectoris – sein, die zum Teil auch nur unter körperlicher Anstrengung auftreten.
@ Klinik-Magazin 2|16 - April 2016
Schnellere Therapie bei Endokarditis
Herzklappen-Entzündung: UKJ-Spezialisten bauen Netzwerk auf
Oberarzt Dr. Mahmoud Diab (M.) leitet den Endokarditis-Schwerpunkt an der
Klinik für Herz und Thoraxchirurgie, hier mit Dr. Stefan Hagel (li. ) und
Dr. Ali Hamadanchi. Foto: Szabó
Bei Endokarditis werden Herzinnenwand und Herzklappen zum Angriffsziel krankmachender Keime. Mit dem Blut eingeschwemmte Bakterien wie Staphylokokken oder Streptokokken lösen eine Entzündung aus, die die Herzklappen – überwiegend Mitral- und Aortenklappe – schädigen. Die Klappen werden undicht oder verengen, bilden Beläge, aus denen Blutgerinnsel zum Beispiel ins Gehirn gelangen und Schlaganfälle verursachen können. Je nach Art und Aggressivität des Keims verläuft die Entzündung rasend schnell oder schleichender. Zwischen 20 und 40 Prozent der an einer bakteriellen Endokarditis Erkrankten sterben.
Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen so schnell wie möglich fachgerecht behandelt werden – und das heißt in den meisten Fällen heutzutage Herzklappen-Operation. "Sobald die Indikation zur operativen Sanierung besteht, muss zeitnah operiert werden, um Schlaganfällen vorzubeugen", betont Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ. In Mitteldeutschland geschah das, so die Erfahrungen der Jenaer Herzchirurgen, jedoch häufig erst bei weit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf. "Wir sahen die Patienten früher häufig viel zu spät", so Prof. Doenst. Aus Sicht der Jenaer Experten spielt dabei eine ganze Reihe von Ursachen eine Rolle, nicht zuletzt die verhältnismäßig geringe Zahl niedergelassener Kardiologen in Thüringen und das lange Warten auf Termine, das von Patienten häufig beklagt wird.
Deshalb wird am UKJ derzeit ein regionales Endokarditis-Netzwerk aufgebaut. Darüber haben umliegende Krankenhäuser und niedergelassene Kardiologen die Möglichkeit, auf das Knowhow und die Erfahrung von Thüringens universitärem Herzzentrum zurückzugreifen – was nicht nur den Kontakt zu den Kardiologen und Herzchirurgen bedeutet. "Über eine Hotline ist zum Beispiel auch ein Infektionsspezialist jederzeit verfügbar", erläutert Dr. Mahmoud Diab, Oberarzt der Jenaer Herzchirurgie und Leiter des Endokarditis-Schwerpunkts am UKJ, in den neben Herzspezialisten auch Infektionsmediziner, Mikrobiologen, Neurologen, Anästhesisten und Radiologen eingebunden sind. In Zukunft soll das Netzwerk auch Fortbildungen für niedergelassene Ärzte anbieten.
Hauptproblem bei Endokarditis sei die schwierige Diagnose der Erkrankung, sagt Dr. Diab. In den meisten Fällen macht sich die Entzündung zwar beim Abhören des Herzens durch besondere Geräusche bemerkbar. Dr. Diab: "Doch Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Nachtschweiß sind Anzeichen, die auch bei vielen anderen Krankheiten auftreten. Da muss man schon daran denken, dass es eine Endokarditis sein könnte." So stehe die Diagnose oft erst mit Verzögerung fest und nicht selten werde dann zunächst – entgegen den medizinischen Leitlinien zur Endokarditis-Therapie – versucht, die Entzündung mit Antibiotika in den Griff zu bekommen. Dies bedeute weiteren Zeitverzug.
Erste Früchte trage das Netzwerk inzwischen, so Prof. Doenst. "Wir sehen mittlerweile die Patienten in den früheren Phasen der Endokarditis - und das hat natürlich eine Wirkung auf den Erfolg der Therapie." (zei)
Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie
Endokarditisschwerpunkt
Dr. Mahmoud Diab
☏ 03641 9-322978
@ Thüringer Landeszeitung, Weimar am Samstag, dem 26.03.2016
Stipendium für Aufenthalt im Ausland
Der Jenaer Herzchirurg Torsten Doenst: ein wichtiger Schritt für spätere Karriere
Jena. Mit einem Forschungsaufenthalt in den USA oder Kanada können Medizinstudenten neben ihrem fachlichen Wissen auch ihr berufliches Netzwerk erweitern. Das Biomedical Education Program (BMEP) bietet Studenten der Biowissenschaften ein Teilstipendium für ihren Aufenthalt im Ausland. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herzund Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena (UKJ), leitet das Programm zusammen mit Michael Marschollek von der Medizinischen Hochschule Hannover und Hans-Christoph Pape von der Uniklinik Aachen.
Während des Studiums habe ich selbst an diesem Förderprogramm teilgenommen, bei dem man neben der finanziellen Förderung auch einen Mentor in Deutschland und in der ausländischen Universität erhält. Meine Zeit an der Houston Medical School der University of Texas war dabei ein wichtiger Schritt für meine spätere Karriere, ist Doenst überzeugt. Aktuell nehmen zwei Doktoranden der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie des UKJ am Programm teil und verbringen ihren Auslandsaufenthalt am Carver College of Medicine der University of Iowa und dem Sanford Burnham Prebys Medical Discovery Institute in Orlando, Florida. Seit 1979 haben etwa 750 Wissenschaftler im Bereich der Biowissenschaften wie Humanmedizin, Biologie oder Psychologie über das Programm im Ausland studiert und gearbeitet.
www.bmep.education
@ Jena-TV am Dienstag, dem 22.03.2016
Herzchirurg führt Stipendienprogramm weiter
Der Herzchirurg Prof. Dr. Torsten Doenst vom Jenaer Universitätsklinikum führt das Stipendienprogramm "Biomedical Education Program" weiter.
(http://www.bmep.education)
Das Programm fördert den biomedizinischen Wissenschaftsnachwuchs. Mit einem Forschungs-aufenthalt in den USA oder Kanada können Medizinstudenten neben ihrem fachlichen Wissen auch ihr berufliches Netzwerk erweitern. Deshalb bietet das "Biomedical Education Program" Studenten der Biowissenschaften ein Teilstipendium für ihren Aufenthalt im Ausland. Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, leitet das Programm nun zusammen mit Kollegen aus Hannover und Aachen. Aktuell verbringen zwei Doktoranden der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie ihren Auslandaufenthalt am Carver College of Medicine der University of Iowa und dem Sanford Burnham Prebys Medical Discovery Institute in Orlando, Florida. cd
@ UKJ-Pressestelle am Donnerstag, dem 05.02.2016
Herzinsuffizienz: Eine gemeinsame Herausforderung
Fast 200 Herzmediziner beim Symposium des UKJ / Zehn Prozent
der über 75-Jährigen leiden an Herzschwäche
Jena (ukj). Teilnehmerrekord: Fast 200 Herzmediziner besuchten das Symposium "Herzinsuffizienz: Eine gemeinsame Herausforderung" am Universitätsklinikum Jena (UKJ). "Die Veranstaltung ist inzwischen zu einem wichtigen Termin für Herzexperten aus ganz Thüringen und dem Umland geworden", freut sich Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ, über die wachsende Resonanz. Er hat das Symposium gemeinsam mit Prof. Dr. Christian Schulze, Direktor der Kardiologie am UKJ, gemeinsam geleitet.
Hintergrund der Tagung: Kann das Herz die Organe des Körpers nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen, dann spricht man von Herzinsuffizienz. Gerade angesichts der demographischen Entwicklung ist hier eine Zunahme zu erwarten. Schon heute leiden etwa zehn Prozent der über 75-Jährigen an einer Herzinsuffizienz. Wie kann dieser Lebensqualität dieser Patienten bestmöglich erhalten werden? Das war nur eines der Themen.
Das Symposium setzt dabei auf Interaktion: Per "TED-Abstimmung" können die Teilnehmer ihre Meinung zu vorgestellten Fällen mitteilen, es gibt eine Podiumsdiskussion und eine Patientin berichtete aus ihrer Perspektive. Speziell dieser Mix des Programms wurde von vielen Teilnehmern sehr positiv bewertet.
Immer wichtiger werde bei der Therapie von schweren Verläufen der Einsatz von Kunstherzsystemen, so Prof. Doenst. Alleine am UKJ wurden im vergangenen Jahr 22 Kunstherzsysteme eingesetzt. Inzwischen können diese Systeme sogar minimal-invasiv eingesetzt werden. Vorteil: Die Patienten sind schneller wieder mobil und können das Krankenhaus schneller verlassen.
@ www.thueringer-allgemeine.de am Donnerstag, dem 07.01.2016
Weimarer Orakel 2016: "Die Poliklinik kehrt zurück"
Dr. Jens Maschmann, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Jena, redet im Gespräch mit unserer Zeitung über das Thüringer Gesundheitswesen.
Jens Maschmann leitet seit über einem Jahr als Medizinischer Vorstand das Universitätsklinikum in Jena.
Foto: Angelika Schimmel
Diesmal lesen Sie die wichtigsten Prognosen von Dr. Jens Maschmann, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Jena. Es geht um den Umzug von Thüringens größtem Krankenhaus, um das Gesundheitswesen in Thüringen, Krankheiten im Alter und neue Möglichkeiten in der Medizin.
Der Neubau des Universitätsklinikums soll im Sommer fertig sein. Muss man Hellseher sein, um zu wissen, ob der Zeitplan eingehalten wird?
Nein, muss man nicht. Es gibt zwar Verzögerungen auf der Baustelle, aber nach Abstimmung mit dem Generalunternehmer gehen wir nach wie vor davon aus, dass wir im Herbst 2016 mit fast allen Innenstadt-Kliniken umziehen werden.
Der Großteil der medizinischen Versorgung findet dann in Jena-Lobeda statt. In einem zweiten Schritt werden danach auch die Hautklinik, die Geriatrie und die Klinik für Strahlentherapie in den neuen Campus nach Lobeda ziehen.
Was bedeutet dieser Neubau für die Patienten?
Deutlich kürzere Wege und mehr Komfort. Vor hundert Jahren hatte man noch große Angst vor Seuchen, ließ beim Bau einer Klinik großen Abstand zwischen den einzelnen Disziplinen. Frankfurt, Tübingen, Jena – alle großen Kliniken wurden damals so gebaut.
Aber heutzutage, wo ja gerade das Interdisziplinäre, die fächerübergreifende Zusammenarbeit, den Mehrwert für eine Universitätsklinik wie unsere ausmacht, rücken die einzelnen Bereiche wieder enger zusammen. Von daher ist der Neubau für uns sehr wichtig, damit wir dieses Interprofessionelle, Interdisziplinäre auch räumlich fördern können.
Fachleute aller Disziplinen unter einem Dach zu haben, erleichtert natürlich auch Diagnose und Therapie bei komplizierten Krankheitsbildern.
Davon profitieren die Patienten enorm. Dieses Interdisziplinäre wollen wir neben der räumlichen Zusammenführung deutlich stärken.
Also wird das Angebot für die Patienten größer?
Unser Angebot wird laufend weiterentwickelt. Wir haben gerade das Zentrum für seltene Erkrankungen gegründet, um bei nicht so bekannten Erkrankungen und Symptomen schneller helfen zu können. Je näher die Experten beieinander sitzen, um so öfter begegnen sie sich und um so intensiver ist der Austausch.
Für die Patienten wird es allein bezüglich der Zimmer und deren Ausstattung einen erheblichen Komfortvorsprung geben. Wie gesagt, einige Innenstadt-Kliniken sind 100 Jahre alt.
Die Zimmergröße und die Ausstattung werden mit dem Neubau modernsten Ansprüchen genügen.
Im Umkreis der Universitätsklinik liegen moderne Krankenhäuser wie die Zentralklinik Bad Berka, das Hufeland-Klinikum Weimar und die Robert-Koch-Klinik in Apolda. Haben wir in Thüringen zu viele Krankenhäuser?
Das muss die Politik entscheiden. Es gibt in Thüringen vergleichsweise viele Krankenhausbetten, das ist richtig. Aber wenn sie gut ausgelastet sind, sind es nicht zu viele. Wenn sie meist leer bleiben, muss man sich etwas überlegen.
Anders gefragt – haben wir zu wenig Patienten?
Nein, ich glaube nicht. Aber man muss die Gesundheitsversorgung in ihrer Gesamtheit betrachten. Nur auf die Krankenhäuser zu schauen, reicht nicht. Das eigentliche Drama, das vielen noch nicht so bewusst ist, spielt sich im ambulanten Bereich ab. Viele Ärzte finden für ihre Praxen keinen Nachfolger, was individuell schon schwierig ist, da der Verkauf der Praxis oft ein großes Stück Altersversorgung bedeutet.
Für die Bevölkerung, die Patienten, bedeutet das, künftig länger unterwegs zu sein, um einen Hausarzt oder Facharzt zu finden.
Ich glaube, da liegt der Schlüssel der Zukunft. Es geht nicht nur um die Standorte, sondern auch um die Aufgaben. Welche Versorgungsaufträge haben wir zu erfüllen? Wie sieht es im niedergelassenen Bereich aus und wie im stationären? Das muss man zusammenbringen. Die Neuentdeckung der Poliklinik ist sinnvoll, ist ein richtiger Schritt.
Zumal sind zwei Drittel der Medizinstudenten weiblich. Themen wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie rücken immer stärker in den Vordergrund. Für viele – Frauen wie Männer – ist eine Karriere als selbstständiger Arzt in der eigenen Praxis, der rund um die Uhr arbeitet, nicht mehr attraktiv.
Der kollegiale Austausch, das soziale Umfeld und die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses werden immer wichtiger. Das führt dazu, dass sich Strukturen ändern werden. Ändern müssen.
Liegt die Zukunft vieler Krankenhäuser in der Spezialisierung?
Meine Vision wäre eine flächendeckende Grund- und Regelversorgung durch die ansässigen Krankenhäuser – mit Schwerpunktzentren als Partner. So könnten die Kliniken die Patienten grundsätzlich vor Ort behandeln, aber auch an die Schwerpunktzentren weiterleiten, wenn es aus medizinischen Gründen angebracht ist. Ich glaube, nur so wird es in Zukunft gehen.
Wie wird sich der Patient als solcher in den nächsten Jahren verändern?
Er wird immer informierter, aber auch verwirrter sein. Das Internet liefert zu jeder Frage alle Antworten, von "hab dich nicht so" bis "könnte auch irgendwas ganz Schlimmes sein". Da ist ein Laie am Ende überfordert. Aber generell sind die Patienten heutzutage informierter als früher und sagen auch ganz deutlich, was sie erwarten. Daran müssen sich einige Ärzte noch gewöhnen.
Die Menschen werden immer älter, haben nicht selten mehrere Krankheiten gleichzeitig und wollen bis ins hohe Alter mobil bleiben. Stoßen Ärzte da nicht an ihre Grenzen?
Da gibt es zwei Theorien. Die eine sagt, die Phase, in der ich die meisten Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehme, ist immer gleich lang. Egal, ob ich 70 oder 90 Jahre alt werde. Und für diese These spricht einiges.
Der zweiten These zufolge ist der Körper nach einer bestimmten Zeit einfach verschlissen. Und dann geht es los mit den Zipperlein. Je länger ich nun lebe, umso länger wird diese Verschleißperiode.
Diese beiden Theorien müssen sich in der Praxis noch bestätigen. Möglicherweise – wie so oft – gilt die eine und gilt die andere, aber es kommt ein Stück weit auf die Individualvita an, wie sich jemand im Leben so entwickelt hat, wie seine Lebensumstände waren, wie er gelebt hat, wie er veranlagt ist.
Dazu kommt aber noch der medizinische Fortschritt, von dem wir alle profitieren – ein extremer Treiber für Veränderungen.
Mittlerweile werden, gerade in der Kardiologie und der Herzchirurgie, Patienten behandelt, die hätte man vor 10 oder 20 Jahren nicht angerührt, weil man gesagt hätte, die überleben die OP nicht. Und jetzt eröffnen sich zum Beispiel mit minimalinvasiven Klappenersatzverfahren völlig neue Möglichkeiten.
In welchen Bereichen erwarten Sie im nächsten Jahr die größten Fortschritte, die größten Erkenntnisse?
Große Sprünge kann man eher selten voraussehen. Wenn der Sprung kommt, ist er für alle irgendwie neu. Aber ich denke, dass die Tendenzen weiter gehen, also gerade in der Medizintechnik. Dass immer mehr möglich wird, die Geräte immer kleiner, die Operationen immer schonender.
An unserer Klinik in Jena haben wir gerade den ersten Herzschrittmacher implantiert, der keine Kabel hat – und dabei gerade ungefähr so groß ist wie eine Tablette.
Das wird weitergehen, auch in den Bereichen Herzinsuffizienz und Kardiochirurgie, wo man immer kleiner werdende Pumpsysteme als Herzunterstützungssysteme nutzt.
Das sind Entwicklungen, die man nicht für möglich gehalten hätte. Dass sich Herzen offensichtlich regenerieren können, wenn sie eine Zeit lang durch so eine Pumpe entlastet werden. Es gibt Beobachtungen, dass sich dadurch der Muskel wieder derart erholt, dass man am Ende eben keine OP braucht und der Patient, vielleicht nicht mehr ganz so vital wie früher, aber ohne Eingriff, weiterleben kann.
In der Richtung dürfen wir sicher in der Zukunft noch einiges erwarten.
Und auch die Krebsforschung wird weiterhin von sich reden machen. Wie etwa der Körper lernt, Tumorzellen gezielt selbst zu bekämpfen. Das sind schon sehr spannende Entwicklungen.
Ingo Glase / 07.01.16 / TA