Mikrotherapie der Prostata / Prostata-Arterien-Embolisation (PAE)
Allgemeine Informationen zur gutartigen Vergrößerung der Prostata
Die gutartige Vergrößerung der Prostata (Benigne Prostatahyperplasie - BPH) ist eine häufige Erkrankung des älteren Mannes. Folge dieser Vergrößerung können Beschwerden beim Wasserlassen sein. Typische Beschwerden sind häufiger Harndrang am Tag und in der Nacht, Harnstottern (mehrmaliges Aufhören und Starten), Gefühl der unvollständigen Entleerung der Harnblase, schwacher Harnstrahl und Schwierigkeiten, mit dem Wasserlassen zu beginnen. Beeinträchtigen die Beschwerden das Leben übermäßig stark, so sollte zuerst eine medikamentöse Therapie bei Ihrem Urologen eingeleitet werden. Sollte die medikamentöse Therapie nicht den erwünschten Effekt haben, gibt es eine Reihe von mehr oder weniger invasiven Verfahren. Ein wenig invasives Verfahren ist die Embolisation der Prostata. Dieses neue hoch innovative Verfahren stellt eine Alternative zu den urologischen Verfahren wie zum Beispiel die transurethrale Resektion der Prostata (TURP) dar.
Was versteht man unter "Embolisation der Prostata"?
Unter einer Embolisation der Prostata versteht man den Verschluss / Verödung der die Prostata versorgenden Gefäße (Prostataarterien). Infolge dieses Verschlusses schrumpft die Prostata und die Beschwerden lassen nach. Um die Prostataarterien zu embolisieren, wird als erstes in lokaler Betäubung die Leistenarterie punktiert und eine sogenannte Schleuse eingelegt. Hierüber wird ein sehr kleiner Mikrokatheter (Durchmesser: 0,7 mm) eingeführt, welcher unter Röntgendurchleuchtung bis in das die Prostata versorgende Gefäß (Prostataarterie) geführt wird. Bei sicherer Lage des Katheters in der Prostataarterie erfolgt die Embolisation mit Mikrokügelchen (Microspheren) der Größe 250 400µm. Da jeder Mensch eine rechte und eine linke Prostataarterie besitzt, wird in der gleichen Sitzung auch die jeweils andere Prostataarterie embolisiert. Dieser minimal-invasive Eingriff wird in örtlicher Betäubung ohne Vollnarkose durchgeführt. Während des gesamten mikrotherpeutischen Eingriffs sind unsere Patienten bei vollem Bewusstsein, dass heißt es besteht kein Narkoserisiko. Während und nach dem Eingriff treten im Allgemeinen keine oder nur sehr geringe Schmerzen auf, so dass unsere Patienten nur bei Bedarf Schmerzmittel erhalten.
Das genaue Vorgehen erklärt Herr Prof. Dr. med. Tobias Franiel mit einfachen Worten in einem Video zur PAE
Bei Interesse können Sie unsere neuesten wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) in dem aktuell erschienen Artikel Prostataarterienembolisation: Indikation, Technik und klinische Ergebnisse bzw. Prostate Artery Embolization: Indication, Technique and Clinical Results. der Zeitschrift RöFo oder Prostatic Artery Embolization with 250-μm Spherical Polyzene-Coated Hydrogel Microspheres for Lower Urinary Tract Symptoms with Follow-up MR Imaging. im Journal of Vascular and Inerventional Radiology nachlesen.
Außerdem finden Sie hier aktuelle Literatur zum Thema Prostataembolisation.
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Wissenschaft
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Universitätsklinikum Jena
Standort Lobeda
Am Klinikum 1
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07747 Jena
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Häufige Fragen
- Handelt es sich bei der Embolisation der Prostata um ein etabliertes Verfahren?
- Für wen ist dieses Verfahren geeignet?
- Wie lange dauert der Krankenhausaufenthalt?
- Welche Untersuchungen müssen vor dem Eingriff durchgeführt werden?
- Hat die Therapie Nebenwirkungen?
- Gibt es Langzeitergebnisse?
1. Handelt es sich bei der Embolisation der Prostata um ein etabliertes Verfahren?
Die Gesellschaft für interventionelle Radiologie beschreibt die Embolisation der Prostata als neues Therapieverfahren, welches sicher und effizient die Beschwerden beim Wasserlassen beseitigen kann (1). Da dieses Verfahren für die Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung noch neu ist, liegen bisher noch keine Langzeitergebnisse vor. In Jena bieten wir dieses Verfahren seit 2012 als eines der ersten Kliniken in Deutschland an. Weitere Kliniken, die die Prostataarterien-Embolisation regelmäßig angewendet haben sind beispielsweise das St. Louis Hospital in Lissabon, Portugal (unter der Leitung von Prof. Pisco) und das Universitätsklinikum in São Paulo, Brasilien (unter der Leitung von Prof. Carnevale).
Die von uns verwendeten Mikrokügelchen sind ein CE gekennzeichnetes Produkt für die Embolisation von gut durchbluteten Tumoren und entsprechen somit den geltenden Anforderungen der EU-Verordnung für Medizinprodukte. Zu den gut durchbluteten (gutartigen) Tumoren zählt auch die gutartige Vergrößerung der Prostata.
2. Für wen ist dieses Verfahren geeignet?
Dieses Verfahren ist für alle Patienten mit Beschwerden beim Wasserlassen aufgrund einer vergrößerten Prostata geeignet. Wichtig ist, dass eine medikamentöse Therapie der Beschwerden seit mindestens 6 Monaten nicht den erwünschten Effekt erzielte. Nicht geeignet ist dieses Verfahren für Patienten mit einem Prostatakarzinom, großen Blasendivertikeln (Ausstülpungen der Blase), gestauten Nieren, chronischer Niereninsuffizienz, akuter Prostata- oder Harnwegsinfekte und unzureichend eingestellter Gerinnungsparameter.
3. Ist die Behandlung mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden?
Die Behandlung wird meist stationär durchgeführt.
4. Welche Untersuchungen müssen vor dem Eingriff durchgeführt werden?
Vor einer stationären Aufnahme sollte ein Prostatakarzinom ausgeschlossen werden. Hierfür wird der Serum PSA Wert (Prostata spezifisches Antigen) bestimmt. Um den Ausprägungsgrad der Erkrankung abschätzen zu können, benötigen wir das mit Hilfe des Ultraschalls bestimmte Restharnvolumen und den maximalen Harnfluss. Alle diese Untersuchungen können bei ihrem Urologen durchgeführt werden. Zusätzlich werden ihnen von unserer Anmeldung noch Fragebögen zugesendet, die sie bitte vollständig ausgefüllt an uns zurücksenden.
5. Hat die Therapie Nebenwirkungen?
Nebenwirkungen werden äußerst selten beobachtet. Gelegentlich kann es nach der Embolisation zu Missempfindungen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang kommen. Diese Symptome werden nach ca. 1 bis 2 Wochen wieder nachlassen. Da die Prostata nach der Embolisation kurzfristig nochmal anschwellen kann, wird der Blasenkatheter erst kurz vor ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus entfernt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass sie die schmerz- und entzündungslindernden Medikamente und auch das Antibiotikum wie verordnet einnehmen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Infektionen der Harnwege, Blut im Urin und im Sperma.
6. Gibt es Langzeitergebnisse?
Für diese noch recht junge Methode konnte für eine Nachbeobachtungszeit von 6 bis 24 Monaten gezeigt werden, dass der klinische Therapieerfolg nach einer Embolisation der Prostata mit dem klinischen Erfolg nach dem Standardoperationsverfahren (TURP) vergleichbar ist (2). In der bisher größten, veröffentlichten Studie mit 255 Patienten war keiner der embolisierten Patienten nach der Therapie impotent oder zeigte eine retrograde Ejakulation (3). In 97,9% der Fälle konnte die Embolisation technisch erfolgreich durchgeführt werden. Und bei nur einem Patienten gab es eine größere Komplikation eines umschriebenen Untergangs von Harnblasengewebe, welches durch einen kleinen urologischen Eingriff beseitigt werden konnte.
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