Die Blutgefäße, die das Gehirn mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, können sich an bestimmten Stellen ausdehnen und eine Ausbuchtung bilden – ein sogenanntes Aneurysma. Normalerweise wird man nicht mit einem Aneurysma geboren sondern erwirbt es im Lauf seines Lebens. Man nimmt aber an, dass eine Veranlagung für Schwachstellen in der Gefäßwand, die sich im Laufe der Jahre zu einem Aneurysma entwickeln können angeboren sind, aus denen. Besonders häufig tritt dies an Verzweigungen der Gefäße auf. Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Rauchen können die Bildung eines Aneurysmas begünstigen. Aneurysmen entstehen oft spontan, es gibt jedoch auch Formen, die in Familien gehäuft vorkommen. Wenn zwei oder mehr nahe Verwandte ein Aneurysma haben sollte bei weiteren Verwandten eine Screening-MRT erfolgen.
Nicht jedes Aneurysma muss behandelt werden. Ob eine Therapie notwendig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe, Lage und Form des Aneurysmas. Um eine exakte Diagnose zu stellen, ist oft eine Katheterangiographie erforderlich, die als der präziseste Standard in der Aneurysma-Diagnostik gilt.
Wie gefährlich sind Aneurysmen?
Die Wahrscheinlichkeit einer Blutung hängt stark von der Lage und Form des Aneurysmas ab. Aneurysmen in den Arterien, die das Kleinhirn und den Hirnstamm versorgen, neigen schon bei kleineren Größen dazu zu bluten, im Gegensatz zu Aneurysmen beispielsweise an der inneren Halsschlagader. Ähnliches gilt für Aneurysmen an der vorderen Hirnschlagader. Das Alter der Patienten, Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Zigarettenkonsum sind zudem wichtig bei der individuellen Entscheidung für oder gegen eine präventive Behandlung zufällig entdeckter Aneurysmen.
Muss mein Aneurysma behandelt werden – und auf welche Weise?
Geblutete Aneurysmen müssen generell möglichst rasch behandelt werden. Ob ein zufällig diagnostiziertes Aneurysma behandelt werden sollte hängt von vielen Faktoren ab, die für jede Person individuell betrachtet werden müssen. Alle Patienten mit Aneurysmen besprechen wir interdisziplinär mit unseren Kollegen der Neurochirurgie und Neurologie und suchen für jeden die beste Therapieempfehlung – sei sie konservativ, chirurgisch oder interventionell.
Wie funktioniert die interventionelle Aneurysmatherapie?
Bei der Behandlung eines Aneurysmas mit sogenannten Coils (dünne Platinspiralen) wird das Aneurysma minimalinvasiv von innen über die Blutgefäße verschlossen. Der Eingriff findet unter Vollnarkose statt um sicherzustellen, dass sich der Patient währenddessen nicht bewegt. Der Zugang erfolgt meist über die Beinschlagader in der Leiste. Ein dünner Schlauch (Katheter) wird bis zum Aneurysma vorgeschoben, wo die Platinspiralen hineingelegt werden. Diese Coils füllen das Aneurysma aus und verlangsamen den Blutfluss darin, wodurch sich ein stabiler Verschluss aus Spiralen und geronnenem Blut bildet. Das Aneurysma ist damit vom Blutkreislauf abgeschnitten.
Coils gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen, die ständig weiterentwickelt und in einer großen Auswahl bereitgehalten werden. Falls das Aneurysma eine breitere Basis hat, kann ein Stent oder ein Ballon verwendet werden, der den Eingangsbereich verengt und die Coils stabilisiert.
Für einige Aneurysmen ist ein „Flow Diverter“ (Flussumleiter) die bessere Wahl. Dabei handelt es sich um einen speziellen Stent mit einer dichten Maschenstruktur, die den Blutstrom in das Aneurysma stark verringert, was zur Blutgerinnung im Aneurysma führt. Dadurch schrumpft es im Laufe der Monate. Eine weitere Methode ist der sogenannte intrasakkuläre Flow Disrupter (hier vor allem das WEB-Device), bei der nicht mehrere Coils, sondern ein einzelnes Implantat eingesetzt wird, um den Blutfluss vom Aneurysma wegzuleiten.