Jena (ukj/boe). Die siebenjährige Lina ist an Leukämie erkrankt und das bereits zum zweiten Mal. „Mit einer weiteren Chemotherapie allein bekommt man die erneute Erkrankung, das sogenannte Rezidiv, meist nicht unter Kontrolle. Deshalb kann eine Stammzelltransplantation die einzige Chance für die kleine Patientin sein“, so Prof. Dr. Bernd Gruhn, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ).
Die Blutspende am UKJ unterstützt die Suche nach einem passenden Stammzellspender: Wer Lina helfen möchte und zwischen 18 und 50 Jahren alt ist, kann daher in der Woche vom 17. bis 21. Dezember am Institut für Klinische Transfusionsmedizin Jena gGmbH (IKTJ) spenden. „Mit einem zusätzlich zur Blutspende entnommenen Röhrchen Blut registrieren wir die Blutspender kostenlos als Stammzellspender in der Deutschen Stammzellspenderdatei, kurz DSD“, sagt Dr. Silke Rummler, Geschäftsführerin des IKTJ.
2014 erkrankte Lina erstmals an akuter lymphoblastischer Leukämie, kurz ALL. Diese Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der die Leukämiezellen die normale Blutbildung im Knochenmark unterdrücken, ist die häufigste bösartige Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Nach zwei Jahren waren dank Chemotherapie keine Krebszellen mehr bei ihr nachweisbar. Lina ging es gut. „Nach ihrer Einschulung klagte sie immer mal wieder über Rückenschmerzen. Aber die regelmäßigen Blutkontrollen waren unauffällig“, blickt Christin Letsch, Linas Mutter, zurück. Am 21. November 2018 kam schließlich der Rückschlag: Linas Mutter entdeckte zahlreiche punktförmige Blutungen und blaue Flecken an ihrer Tochter. Daraufhin bestätigten Untersuchungen ihre Befürchtung, dass der Blutkrebs zurückgekehrt war. „Bei Lina haben wir erneut Leukämiezellen im Knochenmark nachgewiesen. Dabei sprechen wir auch von einem späten isolierten Knochenmark-Rezidiv“, so Prof. Gruhn.
Die Siebenjährige nimmt nun als erstes Kind am UKJ an einer internationalen Therapieoptimierungsstudie für Kinder mit erneuter Leukämieerkrankung teil. Im Rahmen der Studie wird nach dem Zufallsprinzip entschieden, ob die Patienten neben einer Chemotherapie auch mit dem Antikörper Epratuzumab behandelt werden, um die Leukämiezellen zu verringern. „Nach der Chemotherapie kann eine Stammzellspende Linas letzte Möglichkeit zur vollständigen Genesung sein“, beschreibt Prof. Gruhn den weiteren Therapieverlauf. „Aber nur, wenn ein passender Stammzellspender gefunden wird.“ Jedoch bleibt die Suche noch immer bei jedem zehnten Patienten erfolglos. „Wir freuen uns sehr über die Unterstützung von unseren Familien und Freunden, die wir in dieser schweren Zeit erhalten“, freut sich Christin Letsch. „Aber auch die Hilfsbereitschaft aller, die sich für Lina typisieren lassen wie beispielsweise die Schüler und Mitarbeiter der Polizeischule und Polizeihochschule Thüringen, des Amts- und Landesgerichts Meinungen oder des Landratsamts Schmalkalden-Meiningen rührt uns sehr.“ Mit jeder Typisierung kann die Chance auf einen passenden Stammzellspender erhöht werden nicht nur für Lina, sondern für alle an Leukämie erkrankten Patienten am UKJ, in Deutschland und weltweit.
Hintergrund Stammzellspenden am UKJ
Seit Juni 2017 werden die Transplantationspatienten im Kindes- und Erwachsenenalter im Klinikumsneubau am Standort Lobeda in der neu gegründeten José Carreras Stammzelltransplantationseinheit betreut. Seit Eröffnung der Station erhielten bereits 131 Erwachsene und 22 Kinder eine Stammzelltransplantation.