25.09.2017
Informationskampagne „impfen60+“ gestartet
Informationen zu Impfungen für die Risikogruppe der über 60 Jährigen
Erfurt, 25.9.2017. Impfungen können schwere Erkrankungen verhindern und das Risiko einer Sepsis verringern. Dies gilt insbesondere für ältere Personen. Darüber informiert ab heute die thüringenweite Kampagne impfen60+. Sie richtet sich insbesondere an Thüringerinnen und Thüringer über 60 Jahre. Denn für sie kann eine Infektion – wie eine Grippe oder eine Lungenentzündung durch Pneumokokken – besonders schwerwiegende Folgen haben. Ab Oktober sind wissenschaftlich fundierte Informationsmaterialien in Arztpraxen, Apotheken, Krankenkassen und anderen Einrichtungen erhältlich. In die Kampagne eingebunden ist auch das neue Impfportal www.thüringen-impft.de des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit Frauen und Familie, das umfassende Impfinformationen für alle Altersgruppen bietet.
„Regelmäßige Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken können die Krankenhausaufenthalte wegen Grippe um mehr als ein Drittel reduzieren“, betont PD Ole Wichmann vom Robert Koch-Institut, das einer von vier Verbundpartnern im Forschungsprojekt impfen60+ ist. Wichtig sei insbesondere zu vermitteln, dass Impfungen nicht nur jeden einzelnen schützen, sondern auch andere Personen im persönlichen Umfeld. Denn wer gut geschützt ist, gibt Krankheiten nicht weiter. Dieser Gemeinschaftsschutz kommt allen zugute.
Wer sich nicht impfen lässt läuft in Gefahr, dass Infektionen z.B. durch Grippeviren oder Pneumokokken aus dem Ruder laufen. Die Folgen sehen die Ärztinnen und Ärzte des Universitätsklinikums Jena in ihrer täglichen Arbeit. „Drei von vier Sepsis-Patienten, die in Thüringer Krankenhäusern behandelt werden, sind über 60. Die Sepsisanfälligkeit und – sterblichkeit steigt mit zunehmendem Alter drastisch an, da das Immunsystem schwächer wird“., so Prof. Konrad Reinhart, Sepsis-Experte des Uniklinikums Jena (UKJ), ebenfalls Verbundpartner im Projekt impfen60+. „Eine bakterielle Lungenentzündung mit Pneumokokken entsteht oft in Folge einer Virusgrippe und verläuft dann besonders schwer. Sowohl gegen Grippeviren als auch gegen Pneumokokken kann geimpft werden. Das gute ist, beide Impfungen können während eines Arztbesuches verabreicht werden“, sagt Prof. Mathias Pletz vom UKJ. Viele ältere Menschen versäumen jedoch diese wichtige Vorsorge. Zu wenige Thüringerinnen und Thüringer zwischen 65 und 79 Jahren sind geimpft. Angesichts des demographischen Wandels kann dies zu einem kontinuierlichen Anstieg stationärer Behandlungen führen.
„Wir begleiten die Kampagne impfen60+ mit einer gesundheitsökonomischen Bewertung, um zu untersuchen, inwieweit Impfungen das Gesundheitssystem entlasten können“, erklärt Prof. Horst C. Vollmar (UKJ). Das Besondere an diesem Projekt und der daraus entstandenen Kampagne ist die Zusammenarbeit vieler Fachdisziplinen zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger: „Mit impfen60+ verbinden wir das Wissen aus Epidemiologie, Psychologie, Kommunikation, Medizin und Design, um Menschen dieser Altersgruppe gezielt über Impfungen und Sepsis zu informieren. So ermöglichen wir jedem eine eigenständige Entscheidung“, so Dr. Cornelia Betsch, neu berufene Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt und Leiterin des Verbundprojekts. „Ein wichtiger Ausgangspunkt war, wie die Botschaften aufbereitet werden müssen, damit sie die Zielgruppe gut erreichen“, so Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Constanze Rossmann (Uni Erfurt). „Mit zunehmendem Alter verändern sich die Rahmenbedingungen, wie Informationen verarbeitet werden. Bei der Entwicklung der Medien von impfen60+ stand daher der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten im Mittelpunkt“, so die Design-Direktorin Regina Hanke, deren Designagentur Lindgrün GmbH als vierter Verbundpartner die Kampagne federführend entwickelt hat.
Ärztinnen und Ärzte, Apotheken und andere Einrichtungen in Thüringen sind eingeladen, unter impfen60.bestellen-wir.de kostenlos Informationsmaterial einzusehen und zu bestellen.
Die Kampagne wird über das Verbundprojekt impfen60+ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung über das Konsortium InfectControl2020 finanziert und ist unabhängig von der Pharmaindustrie.
Über impfen60+
Im wissenschaftlichen Verbundprojekt impfen60+ entwickeln die Universität Erfurt, das Designbüro Lindgrün GmbH, das Universitätsklinikum Jena und das Robert Koch-Institut Strategien und Maßnahmen der Gesundheitskommunikation, um der sinkenden Impfquote in der Altersgruppe 60+ entgegen zu wirken. Impfen60+ ist unabhängig von der Pharmaindustrie und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Teil der Initiative InfectControl 2020.
Pressekontakt
impfen60+
Verbundleitung
PD Dr. Cornelia Betsch
Universität Erfurt
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InfectControl2020
Strategieentwicklung InfectControl 2020
Dr. Hanna Heidel-Fischer
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