Nitroxolin-UTI
Während der letzten 15 Jahre ist eine besorgniserregende Zunahme multiresistenter gramnegativer Erreger in Zusammenhang mit Harnwegsinfektionen zu beobachten. Harnwegsinfekte zählen zu den häufigsten Infektionen. Weltweit wird dabei eine Zunahme der ESBL-Bildner als Erreger beobachtet. Aufgrund der zunehmenden Resistenzentwicklung gelten entsprechend der aktuell publizierten nationalen S3 Leitlinie, Cotrimoxazol und Ciprofloxacin mittlerweile nicht mehr als erste Wahl bei empirischer Therapie der ambulant erworbenen unkomplizierten Harnwegsinfektion. Als Mittel der ersten Wahl werden nun Fosfomycin, Nitrofurantoin und Pivmecillinam, das in Deutschland nicht verfügbar ist, angegeben. Der breite Einsatz von Fosfomycin als Monotherapie, das aufgrund der Resistenzentwicklung zunehmend häufiger auf Intensivstationen eingesetzt wird, ist kritisch zu bewerten. Durch Mutation kann bei Monotherapie rasch eine Resistenz erworben werden, die zum Verlust der Wirksamkeit dieses zunehmend wichtigeren Antibiotikums bei kritisch kranken Patienten führen könnte. Nitrofurantoin wird von Klinikern wegen der bekannten schweren, wenn auch seltenen, pulmonalen Toxizität nur zurückhaltend eingesetzt.
Nitroxolin ist ein 1967 in den Markt eingeführtes Harnwegsantiseptikum mit einem breiten antibiotischen und antimykotischem Spektrum, das laut Fachinformation ohne Einschränkung zur Behandlung akuter und chronischer Harnwegsinfekte zugelassen ist. Die Substanz wird nach Resorption sofort tubulär sezerniert und erreicht daher im Blut nur minimale Konzentrationen. Obwohl in vitro Resistenzdaten eine gute Wirksamkeit bei multi-resistenten Erregern (ESBL-Bildner, MRSA, Vancomycin-resistenter Enterokokken=VRE) nahe legen, fehlen Daten zur klinischen Wirksamkeit. Diese sollen durch folgende, prospektive Kohortenstudie in Form einer Anwendungsbeobachtung in Kooperation mit der Klinik für Geriatrie (UKJ) und dem Insitut für Medizinische Mikrobiologie (UKJ) erhoben werden.
Studiensynopse
Acronym |
Nitro-UTI |
Titel |
Anwendungsbeobachtung zur Beurteilung der mikrobiologischen Wirksamkeit einer antibiotischen Therapie mit Nitroxolin (3 x 250 mg p.o.) bei Patienten mit unteren Harnwegsinfektionen |
Gefördert durch |
BMBF (FKZ 01KI1204) |
Projektleiter |
Prof. Dr. Mathias W. Pletz Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena |
Status: |
Beended |
Beteiligte Partner innerhalb der Forschergruppe |
Dr.med. Stefan Hagel Dr. med. Christina Forstner Stephanie Baier (Std Schw.) Lisa Klingbeil (MTA) Fr. Katja Leonhardt (Zentrum für Klinische Studien, UKJ) (Dokumentation) Fr. Grit Wehner (Dokumentation) |
Beteiligte externe Partner |
Dr. rer.nat. Jürgen Rödel, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Jena Prof. Dr. Anja Kwetkat, Klinik für Geriatrie, Universitätsklinikum Jena Prof. Dr. Hartmann, Apotheke, Universitätsklinikum Jena |
Studiencode ZKS |
ZKSJ0036 |
Zielgruppe |
Stationäre, geriatrische Patienten mit unteren Harnwegsinfektionen |
Design |
Monozentrische Anwendungsbeobachtung |
Ziele |
Primäres Ziel: Anteil der Patienten mit mikrobiologischem Erfolg definiert als Reduktion der Keimzahl auf kleiner 105 kbE/ml in der Urinkultur nach einer antibiotischen Therapie mit Nitroxolin (3 x 250 mg p.o.) bei Patienten mit unterer Harnwegsinfektion, am Tag 12 ± 1 (5 ± 1 Tage nach Therapieende) Sekundäre Ziele:
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Patientenzahl |
90 Patienten, 81 auswertbare Fälle, Dropout-Rate 10% |
Einschlusskriterien |
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Ausschlusskriterien |
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Anzahl der Zentren |
1 |
Zeitplan (Dauer der AWB) |
Patientenbezogene Dauer der AWB Therapiedauer: 7 Tage Beobachtungsdauer: 12 Tage Nachbeobachtungsdauer: nicht vorgesehen |