Mentoring in der Wissenschaft - ein kurzer Leitfaden
1. Ziel und Zweck des Mentorings
Mentoring ist ein erprobtes und erfolgreiches Instrument zur gezielten Nachwuchsförderung. Ziel ist, junge WissenschaftlerInnen (Mentees) durch eine berufserfahrene Fach- oder Führungspersönlichkeit (MentorIn) darin zu unterstützen, ihre berufliche Identität und ein eigenes Profil zu entwickeln. So sollen exzellente Nachwuchskräfte für die Wissenschaft gewonnen und gehalten werden. In Mentoring-Tandems profitieren beide Seiten durch eine Stärkung ihrer beruflichen und persönlichen Kompetenzen. Mentees erlangen vor allem Kenntnisse über Karriereplanung, strategisches Netzwerken und Führungsanforderungen sowie wertvolles Handlungswissen über Strukturen, Prozesse und Spielregeln im Wissenschaftssystem. MentorInnen stärken ihre Beratungs- und Führungskompetenzen und erhalten wichtige Einblicke in die Situation von NachwuchswissenschaftlerInnen, frische Impulse und Zugang zu Trends der nächsten Generation.
2. Wahl des Mentors/der Mentorin
Wählen Sie sich eine unabhängige Person als Mentor/Mentorin, mit der Sie sich eine respekt- und vertrauensvolle Zusammenarbeit vorstellen können. Idealerweise kennen Sie sich bereits, beispielsweise aus beruflichen Zusammenhängen. Verständigen Sie sich auf gegenseitige Erwartungen, formulieren Sie Ziele, Inhalte und Methoden des Mentorats und klären Sie, wie Sie regelmäßig Kontakt halten können. Eine einvernehmliche Zustimmung beider Partner zum Mentorat und den damit verknüpften Verbindlichkeiten ist Grundvoraussetzung für eine gelingende Kooperation. Schließen Sie eine schriftliche Mentoring-Vereinbarung (Vorlage) ab, in der Sie die mündlich besprochenen Ziele und grundlegenden Vereinbarungen festhalten. Geregelte Rahmenbedingungen erzeugen eine offene Gesprächskultur und schaffen Verbindlichkeit. So werden die Ergebnisse überprüfbar.
3. Gestaltung des Mentorats
Das Mentorat ist ein Prozess des gegenseitigen Erfahrungs- und Wissenstransfers, der vom Mentee initiiert und gesteuert und vom Mentor/von der Mentorin als Reflexionspartner beratend begleitet wird. Setzen Sie sich mit Ihrem individuellen Lern- und Entwicklungsprozess auseinander, formulieren Sie Themen, die besprochen werden sollen und planen Sie regelmäßige Gespräche auf Basis einer Agenda. Mögliche Themen können sein:
• Entwicklung und Festigung des eigenen Wissenschaftsprofils
• Instrumente zur Erhöhung der Sichtbarkeit in der Wissenschaftsgemeinschaft
• Laufbahngestaltung: Standortanalyse, berufliche Perspektiven und Zieldefinition
• Erarbeitung von Karrierestrategien
• Strukturen, Prozesse und ungeschriebene „Spielregeln“ im Wissenschaftssystem
• Strategisches Netzwerken
• Anforderungen an Kommunikation im professionellen Umfeld
• Vorbereitung von Strategiegesprächen
• Zeit- und Aufgabenmanagement
• Publikationsstrategien
• Einwerbung von Forschungsgeldern
• Anforderungen an Führungs- und Leitungsaufgaben
• Umgang mit geschlechtsspezifischen Benachteiligungsmechanismen
• Vereinbarkeit von Beruf und Familie
• Lösungsorientierte Beratung zu speziellen Fragen/Schwierigkeiten
• Feedback zu Stärken und Schwächen
Die Abstände zwischen den Treffen bzw. Besprechungen sollten nicht zu lang sein, damit sich Verbundenheit entwickeln kann und beide Seiten motiviert bleiben (empfohlenes Intervall der Kontaktaufnahme: mindestens vierteljährlich). Verabreden Sie sich regelmäßig zum Telefonieren und nutzen Sie beispielsweise Konferenzen o.ä., um sich persönlich zu treffen. Halten Sie die Ergebnisse Ihrer Besprechungen in einem Protokoll fest (Vorlage).
4. Reflexion des Mentoring-Prozesses
Nehmen Sie sich Zeit, um das Mentoring und Ihre Rolle dabei regelmäßig kritisch zu reflektieren. Stellen Sie Ihre Ziele in den Mittelpunkt des Mentoring-Prozesses und gestalten Sie mit Hilfe der Anregungen Ihre Weiterentwicklung. Haben Sie den Mut zum Ausprobieren und dazu, eigene Entscheidungen zu treffen. Geben Sie Ihrem Mentor/Ihrer Mentorin regelmäßig Rückmeldung über erreichte Ziele und Karriereschritte. Ziehen Sie mit Beendigung des Mentorats gemeinsam Bilanz, was Sie in Ihrer Mentoring-Partnerschaft erreicht haben.
Angebote und Programme (Auswahl)
- Mentoring-Programm für Postdoktorandinnen im Universitätsbund Halle-Jena-Leipzig Link
- Mentoring-Programm der Max-Planck-Gesellschaft Link
- Fraunhofer Mentoring-Programm Link
- MentorinnenNetzwerk des Deutschen Ärztinnenbund e.V. Link
- Übersicht über universitäre Mentoring-Programme Link