Im Jahre 2015 haben wir als Klinik für Innere Medizin I – Kardiologie, des Universitätsklinikums Jena unter Leitung von OÄ PD Dr. Sylvia Otto das Jenaer STEMI Register etabliert. Seither werden alle STEMIs mit den intra- und prähospitalen Behandlungsparametern prospektiv und anonymisiert erfasst. Hierüber konnten Schwachstellen der lokalen intra- und prähospitalen Behandlungsabläufe am Uniklinikum Jena und den zugehörigen Rettungsdiensten identifiziert werden. Seither erfolgt eine regelmäßige, systematische und strukturierte Personalschulung nach dem Jenaer Modell (Feedback der aktuellen Versorgungskennzahlen & Fallbasiertes EKG-Training). Hierüber konnten wir signifikant und nachhaltig unsere lokale Behandlungsqualität deutlich verbessern: 1) deutliche und kontinuierliche Verbesserung aller Behandlungszeiten, 2) Reduktion von falschen und verspäteten Diagnosen, 3) Erhöhung der diagnostischen Sicherheit in der EKG-Auswertung. Konkret konnte der Anteil der Infarktpatienten mit korrekter prähospitaler Diagnose, telefonischer Ankündigung und Direktübergabe im Herzkatheterlabor durch die Notärzte von initial nur 63% auf aktuell über 85% erhöht werden (Abb.). Seit Einführung der systematischen Erfassung und der Schulung aller Beteiligten hat sich auch die Prähospitalzeit des Rettungsdienstes/Notarztes im Raum Jena von initial 63 Minuten auf aktuell 46 Minuten verkürzt. Erwähnenswert ist die Reduktion von ungerechtfertigten Behandlungs- und Diagnoseverzögerungen. Noch im Jahr 2015 war bei jedem dritten Patienten (37%) solch eine zeitlich vermeidbare Verzögerung der Behandlung mit einem Mittelwert von 87±64 Minuten feststellbar und konnte aktuell auf 22% gesenkt werden. Sämtliche aufgeführten Verbesserungen wurden mit nur 1-2 Schulungsmaßnahmen / Jahr und kontinuierlicher Kontrolle der Versorgungsqualität erzielt.
Historie
Aufgrund unserer Erfahrung aus dem Jenaer STEMI-Register haben wir im Jahre 2017 mit den Vorbereitungen für ein thüringenweites Infarktnetzwerk begonnen (Abb. 2). Nach einem ersten gemeinsamen Planungs-Treffen im Frühjahr 2018, positivem Ethikvotum und Etablierung einer Online-basierten Datenbank unter Kooperation mit dem Zentrum für Klinische Studien (UKJ) konnten im Jahre 2019 die ersten Netzwerkpartner (KH Altenburg, KKH Nepomuk Erfurt, SHK Nordhausen, Helios Gotha) initiiert werden. Seither werden pro Jahr 2-4 Klinken in Thüringen neu initiiert. Alle Netzwerkpartner nehmen freiwillig und bislang ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung an diesem gemeinsamen Qualitätsmanagement-Programm teil.