Ein besonderer Schwerpunkt der interdisziplinären Endoskopie der Uniklinik Jena liegt in der Diagnostik und Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Bei beiden Erkrankungen kommt es zu einer dauerhaften bzw. wiederkehrenden Entzündung der Darmwand, die mit blutigen Durchfällen, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und weiteren Komplikationen einhergehen können. Das Befallsmuster von Colitis ulcerosa, vom Mastdarm (Rektum) kontinuierlich aufsteigend den Dickdarm betreffend, und Morbus Crohn, diskontinuierliche Ausbreitung mit Möglichkeit des Befalls des gesamten Gastrointestinaltrakts unterscheidet sich. Komplikationen der CED umfassen unter anderem Engstellen im Darm (Stenosen), Abszesse (abgekapselte Eiteransammlungen) und Fisteln, hierbei handelt es sich um eine nicht-natürliche röhrenartige Verbindung zwischen Organen oder Organen und Körperoberfläche.
Diagnostik
Diagnostische endoskopische Maßnahmen beinhalten die Darmspiegelung (Koloskopie) und Magenspiegelung (Ösophagogastroduodenoskopie) sowie die Darmsonographie. Bei Verdacht eines Dünndarmbefalls, bieten wir die Möglichkeit einer Kapselendoskopie und Single-Ballon-Enteroskopie an.
Zur Beurteilung der Schleimhaut auf dem Zellniveau bieten wir die Endozytoskopie an. Die spezielle Optik im Endozytoskop ermöglicht eine bis zu 520-fache Vergrößerung der Schleimhaut, so dass eine Echtzeit-Beurteilung von Zellen, Zellkernen und Blutgefäßen möglich wird.
Die Darmkrebsvorsorge ist bei Patienten mit langjähriger Dickdarmentzündung von hoher Bedeutung. Wir führen hierfür eine spezielle Darmspiegelung mit Färbemittel durch. Bei dieser sogenannten Chromoendoskopie wird die Schleimhaut mittels Methylenblau oder Indigokarmin benetzt. Frühe Entartungen der Schleimhaut werden so besser sichtbar und können gezielt entfernt oder daraus Proben entnommen werden.
Therapie
Zur Diagnostik und Therapie von perianalen Fisteln wird die Endosonographie mittels hochauflösender Stabsonde durchgeführt. Der Verlauf des Fisteltraktes kann so beurteilt werden um gezielt drainierende Fadendrainagen einzulegen. Diese beugen einer Abszessbildung effektiv vor. Abszesse können durch die Endosonographie diagnostiziert und folgend durch sonographisch gestützte Punktion und Drainage therapiert werden.
Stenosen (Engstellen) können durch längerfristige Darmentzündung oder auch nach Operationen auftreten. Engen sie das Lumen zu stark ein, können Sie die Passage von Darminhalt einschränken. Kolikartige (wellenförmige) Bauchschmerzen bis hin zum Darmverschluss können die Folge sein. Kurzstreckige Darmstenosen können durch endoskopische Ballondilatation aufgeweitet oder durch endoskopische Elektroinzision von innen eingeschnitten und passierbar gemacht werden. In speziellen refraktären Fällen kann eine passagere Stenteinlage Erfolge bringen.
Die seltene chronisch-entzündliche Gallenwegserkrankung primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist mit CED assoziiert. So haben 90% der Patienten mit PSC eine CED. Die PSC kann zu Stenosen (Engstellen) der Gallenwege führen. Bei Auftreten von relevanten, aufstauenden Stenosen, sollten diese endoskopisch überwacht werden. Wir führen hierfür per endoskopischer Cholangiopankreatikographie (ERCP) u.a. Probengewinnung (Bürstenzytologie) aus Stenosen durch und verbessern die Gallenwegspassage durch regelmäßige Aufweitungen mittels Ballondilatation durch.