Glossar und Begriffserklärung
A
Analytische PsychotherapieDies ist eine Form der Psychotherapie, die sich auf die unbewussten Prozesse und inneren Konflikte der Klient:innen konzentriert. Sie ist die älteste Form der Psychotherapie und basiert auf den direkten Lehren von Sigmund Freud. Die Behandlung zielt darauf ab, die psychodynamischen Ursachen von Symptomen zu verstehen und sie durch die Analyse von Träumen, Erinnerungen und unbewussten Übertragungen zu bearbeiten.
F
FrühförderungDie Frühförderung bezeichnet Maßnahmen, die darauf abzielen, die Entwicklung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen oder Entwicklungsverzögerungen so früh wie möglich zu unterstützen. Diese Unterstützung beginnt oft im Säuglings- oder Kleinkindalter und kann bis zum Schuleintritt dauern. Ziel der Frühförderung ist es, Entwicklungsdefizite zu erkennen und zu kompensieren, um den Kindern eine möglichst normale Entwicklung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Maßnahmen der Frühförderung werden u.a. in der Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie oder Spieltherapie umgesetzt.
G
GesprächstherapieDie Gesprächstherapie ist eine Form der Psychotherapie, bei dem die behandelnde Person der:m Klient:in einfühlsam zuhört, Verständnis zeigt und Empathie ausdrückt. Ziel dabei ist es, der:m Klient:in zu helfen, die eigenen Gedanken, Gefühle und Probleme zu erkunden und diese zu sortieren.
H
HeilkundeHeilkunde ist ein Überbegriff und bezieht sich auf das Wissen, die Praktiken wie auch die Techniken, die zur Behandlung von Krankheiten, Verletzungen und anderen gesundheitlichen als auch psychischen Problemen eingesetzt werden. Es umfasst ein breites Spektrum an Ansätzen, die darauf abzielen, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen zu fördern und wiederherzustellen. Heilkunde kann auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren oder auf traditionellem Wissen und Erfahrungen beruhen. Demnach zählen hierzu sowohl die evidenzbasierte Chemotherapie als auch die homöopathischen Globuli.
ACHTUNG! Eine Technik/ein Mittel, welche/s als „heilkundliches Verfahren“ angepriesen wird, bedeutet demnach nur, dass dieses Verfahren darauf abzielt, die Gesundheit der Klient:in zu fördern bzw. wiederherzustellen. Hierbei ist zunächst noch nicht sichergestellt, dass das jeweilige heilkundliche Verfahren dies auch wirklich tut.
Die Heilpädagogik im Sinne der Pädiatrie beschäftigt sich mit der Erziehung, Förderung, Bildung und Unterstützung von Kinder und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen. Ziel der Heilpädagogik ist es, Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, Entwicklungsverzögerungen oder sozialen Benachteiligungen in ihrer individuellen Entwicklung zu unterstützen und ihre (soziale) Integration zu fördern.
Als Heilpraktiker:in wird in Deutschland eine Person bezeichnet, welche die Heilkunde ausübt, ohne als staatlich anerkannte:r Arzt/Ärztin oder Psychologische:r Psychotherapeut:in tätig zu sein. Die Ausübung der Heilkunde als Heilpraktiker:in bedarf dennoch einer staatlichen Erlaubnis, wobei von den Heilpraktiker:innen nachgewiesen werden muss, dass ihr Angebot keinen Schaden verursacht – eine tatsächliche Heilungschance muss nicht nachgewiesen werden. Heilpraktiker:innen üben ihren Beruf somit eigenverantwortlich aus und dürfen alternative Heilmethoden wie Homöopathie, traditionelle chinesische Medizin, Naturheilverfahren usw. anbieten.
Im deutschen Recht sind Unterstützungsmaßnahmen, die als Hilfen zur Erziehung bezeichnet werden, in den §§ 27-35a Achtes Buch des Sozialgesetzbuches (SGB VIII) - Kinder- und Jugendhilfe - geregelt. Diese Hilfen sollen Familien unterstützen, in denen Kinder und Jugendliche Erziehungsprobleme erleben, die durch die Eltern allein nicht mehr gelöst werden können. Ziel dabei ist es, die Erziehungsfähigkeit der Eltern zu stärken und die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen positiv zu fördern.
Verschiedene Paragraphen beschreiben verschiedene Arten der ambulanten Hilfen zur Erziehung (z.B. § 30 SGB VIII, Erziehungsbeistandschaft). Welche Art der ambulanten Hilfen zur Erziehung eine Familie genau benötigt, wird durch verschiedene Beratungsstellen diagnostiziert. Die Antragsstellung erfolgt im Jugendamt. Die Unterstütztungsmaßnahmen werden durch das Jugendamt selbst durchgeführt oder auf Wunsch bei expliziten Einrichtungsträgern angefragt bzw. umgesetzt.
Die genauen Paragraphen können Sie hier nachlesen.
K
Kinder- und Jugendpsychotherapeut:inEin:e Kinder- und Jugendpsychotherapeut:in ist eine Person, die nach einem Masterstudium der Psychologie, der Medizin oder der Pädagogik eine mehrjährige, staatlich anerkannte Psychotherapieausbildung für Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre erfolgreich absolviert hat. Die Behandlung ist deutlich spielerischer als bei Erwachsenen und beinhaltet viele psychotherapeutische Ansätze, die an das Entwicklungsstadium und die Bedürfnisse junger Menschen angepasst sind.
P
PädiatrieDie Pädiatrie wird auch Kinder- und Jugendmedizin/-keilkunde genannt und ist der Gesundheitsfachbereich, der sich mit der Gesundheit von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren befasst. Der Begriff stammt aus dem Griechischen: "pais" bedeutet Kind und "iatros" bedeutet Arzt oder Heiler.
Die Pädiatrie umfasst eine breite Palette von Gesundheitsdienstleistungen, die von präventiven Maßnahmen und Gesundheitsförderung bis hin zur Diagnose und Behandlung akuter und chronischer Krankheiten reichen. Diese Disziplin hat einen ganzheitlichen Ansatz und berücksichtigt die körperliche, emotionale wie auch soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Die Ergotherapie im Sinne der Pädiatrie konzentriert sich auf die Förderung und Unterstützung der Entwicklung und Handlungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, die in ihrer Alltagsbewältigung beeinträchtigt sind. Diese Beeinträchtigungen können aufgrund von Entwicklungsstörungen, Behinderungen, Krankheiten oder Verletzungen auftreten. Ziel der pädiatrischen Ergotherapie ist es, die Kinder dabei zu unterstützen, ihre motorischen, sensorischen, kognitiven und sozialen Fähigkeiten zu entwickeln, zu verbessern oder zu kompensieren, um eine größtmögliche Selbstständigkeit und Teilhabe am alltäglichen Leben zu erreichen.
Logopädie im Sinne der Pädiatrie konzentriert sich auf die Diagnose, Behandlung und Prävention von Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörstörungen bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Ziel der pädiatrischen Logopädie ist es, die Kommunikationsfähigkeit und das Sprachverständnis der Kinder zu fördern, um ihre soziale Interaktion und schulische Leistungsfähigkeit zu verbessern.
Die Physiotherapie im Sinne der Pädiatrie meint die Behandlung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen, um ihre körperliche Entwicklung und Funktionsfähigkeit zu fördern, zu verbessern oder wiederherzustellen. Ziel der pädiatrischen Physiotherapie ist es, Bewegungsstörungen vorzubeugen oder zu behandeln, die durch angeborene oder erworbene Erkrankungen, Verletzungen oder Entwicklungsverzögerungen verursacht werden. Dabei ist sowohl die Entwicklung und der Ausbau der Grob- und Feinmotorik von Interesse.
Ein:e Psychiater:in ist eine Person mit erfolgreich abgeschlossenem Medizinstudium, welche nach ihrem Studium eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und/oder Psychotherapie absolviert hat. Im Gegensatz zu Psychologischen Psychotherapeut:innen können Psychiater:innen Medikamente und Psychopharmaka verschreiben. Allerdings erlernen sie im Rahmen ihrer Facharztausbildung nicht die Anwendung von Techniken einer sozialrechtlich anerkannten Psychotherapierichtung, weswegen sie nur eine Kombination aus Gesprächstherapie und medikamentöser Behandlung anbieten dürfen, um psychische Gesundheitsprobleme zu behandeln.
Ein:e Psychologe/Psychologin ist eine Person, die mindestens einen Bachelorabschluss im Studienfach Psychologie hat. Psychologen und Psychologinnen können in verschiedenen Bereichen tätig sein, darunter in der klinischen Psychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie, Schulpsychologie, Forschung usw.
Ein:e Psychologische:r Psychotherapeut:in ist eine Person, die nach einem Masterabschluss in Psychologie eine mehrjährige, staatlich anerkannte Psychotherapieausbildung erfolgreich absolviert hat. Psychologische Psychotherapeut:innen sind demnach dazu befähigt, Menschen bei der Bewältigung von psychischen Problemen und Störungen, emotionalen Schwierigkeiten sowie gewünschten Verhaltensänderungen kompetent zu unterstützen. Hierbei werden verschiedene therapeutische Ansätze und Techniken verwendet, die, je nach Therapierichtung, unterschiedlich konstruiert sind. Diese Berufsbezeichnung ist in Deutschland rechtlich geschützt. Die Kosten, die durch den Besuch bei einer:m Psychologische:n Psychotherapeut:in entstehen, können durch die Krankenkasse abgerechnet werden. Aufgrund der fehlenden medizinischen Ausbildung dürfen Psychologische Psychotherapeut:innen aktuell keine Medikamente oder Psychopharmaka verschreiben.
Der Begriff "psychosozial" bezieht sich auf die Wechselwirkungen zwischen psychologischen und sozialen Faktoren und wie diese das menschliche Verhalten, die Gesundheit und das Wohlbefinden beeinflussen.
Psychosoziale Aspekte meinen daher das Zusammenspiel aus:
- Psychologische Faktoren: Diese beinhalten Emotionen, Gedanken, Einstellungen, Überzeugungen, Persönlichkeit und individuelle Bewältigungsstrategien.
- Soziale Faktoren: Dazu gehören das soziale Umfeld, Beziehungen zu Familie und Freunden, soziale Netzwerke, kulturelle Normen und gesellschaftliche Einflüsse.
Psychologische als auch soziale Faktoren können gemeinsam Einfluss auf unsere Gesundheit haben, indem sie sich gegenseitig bedingen oder in Wechselwirkung miteinander stehen (z.B. Ich bin traurig (psy.), weil ich Streit mit meinen Eltern habe (soz.)).
Im Rahmen psychosozialer Behandlungen werden sich daher beide Faktoren genau angeguckt und es wird geschaut, an welcher Stelle Entlastung geschaffen werden kann, damit das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit nicht (weiter) darunter leidet.
Die Psychosoziale Beratung ist eine Form der Unterstützung, die darauf abzielt, Menschen in Krisensituationen, bei persönlichen Problemen oder bei der Bewältigung von akuten psychosozialen Belastungen zu helfen. Diese Beratung kann auf persönlicher, beruflicher oder schulischer Ebene stattfinden und zielt darauf ab, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Klient:innen zu verbessern. Sie kann von Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen, allg. Berater:innen oder anderen Fachleuten angeboten werden und ist niedrigschwelliger als eine Behandlung bei einer:m Psychologischen Psychotherapeut:in.
Psychotherapie bezeichnet eine Vielzahl von therapeutischen Ansätzen und Techniken, die darauf abzielen, psychische Probleme, emotionale Belastungen und zwischenmenschliche Schwierigkeiten zu behandeln. Diese Therapien können in Einzel-, Gruppen- oder Familienkontexten stattfinden.
ACHTUNG! Der Begriff “Psychotherapie“ ist rechtlich nicht geschützt, was bedeutet, dass jede:r Behandler:in ein Angebot als „Psychotherapie“ betiteln kann, ohne, dass die Person eine staatlich anerkannte Psychotherapieausbildung durchlaufen ist.
Eine Psychotherapierichtung bezieht sich auf einen bestimmten Ansatz oder eine spezifische theoretische Orientierung in der Psychotherapie, die bestimmte Konzepte, Techniken und Interventionen umfasst. In Deutschland sind sozialrechtlich vier Therapierichtungen anerkannt, die von Psychologischen Psychotherapeut:innen erlernt und mittels der Krankenkasse abgerechnet werden: Analytische Psychotherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, (Kognitive) Verhaltenstherapie, Systemische Psychotherapie.
S
SchwangerschaftskonfliktberatungDie Schwangerschaftskonfliktberatung ist eine gesetzlich vorgeschriebene, ergebnisoffene Beratung für schwangere Frauen, die sich in einer Konfliktsituation befinden und einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen. Diese Beratung dient dazu, die Frau in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, ihr umfassende Informationen zur Verfügung zu stellen und sie bei Bedarf auch nach der Entscheidung weiter zu begleiten. Um einen Schwangerschaftsabbruch straffrei einleiten zu können, muss diese Art der Beratung vorher erfolgt sein. Von der jeweiligen staatlich anerkannten Einrichtung erhalten Sie nach Beratung einen Beratungsschein.
Ein:e Sozialarbeiter:in ist eine Person, die ein Studium der Sozialen Arbeit abgeschlossen hat. Mithilfe von Sozialerarbeiter:in klären Klient:innen gemeinsam ihre sozialen wie auch rechtlichen Probleme, füllen verschiedene Anträge und Formulare aus und finden allg. Hilfe bei Herausforderungen. Ziel dabei ist es, das Wohlbefinden der Klient:innen zu verbessern und diese zu unterstützen, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Sie sind in verschiedenen Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Wohnen und Beschäftigung tätig.
Die Systemische Psychotherapie ist seit November 2019 sozialrechtlich anerkannt. Diese Form der Psychotherapie konzentriert sich auf die Beziehungen und Interaktionen innerhalb eines sozialen Systems (z.B. Familie, Organisation, Freundesgruppe). Sie betrachtet psychosoziale Probleme einer Person als Symptom eines dysfunktionalen Netzwerks und zielt darauf ab, durch die Veränderung von Interaktionsmustern und Dynamiken innerhalb dieses Netzwerks Lösungsansätze für Individuen zu finden.
T
Tiefenpsychologisch fundierte PsychotherapieHierbei handelt es sich um eine Form der Psychotherapie, bei der sich auf die Bearbeitung und Verarbeitung unbewusster Konflikte und Dynamiken konzentriert wird. Sie basiert ebenfalls auf den Konzepten von Sigmund Freud sowie Alfred Adler und zielt darauf ab, durch die Analyse von unbewussten Prozessen und Beziehungen Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten zu ermöglichen.
V
VerhaltenstherapieDie Verhaltenstherapie ist eine Form der Psychotherapie, die sich auf die Veränderung von maladaptiven Verhaltens- und Denkmustern konzentriert. Sie basiert auf dem Konzept, dass Verhalten erlernt wurde und daher durch gezielte Interventionen modifiziert werden kann. Techniken wie Exposition, kognitive Umstrukturierung und Verhaltensmodifikation werden verwendet, um positive Veränderungen zu fördern und alte Verhaltensmuster gänzlich ablegen zu können.
Eine vertrauliche Geburt ist eine rechtliche und soziale Maßnahme, die es Frauen ermöglicht, ein Kind unter Wahrung ihrer Anonymität zur Welt zu bringen. Dies geschieht, um die Gesundheit und das Leben von Mutter und Kind zu schützen und gleichzeitig den Frauen eine Alternative zu einer unbetreuten Geburt oder gar einer Kindstötung zu bieten. In Deutschland wurde das Gesetz zur vertraulichen Geburt im Jahr 2014 eingeführt. Die Mutter erhält während der Schwangerschaft, Geburt und der Nachsorge eine umfassende medizinische wie auch psychosoziale Betreuung. Das Kind erhält eine Geburtsurkunde und ist sozial abgesichert. Es wird im Geburtenregister eingetragen und hat dieselben Rechte wie jedes andere Kind.