Forschungsbereiche
Die Forschung unserer Klinik gliedert sich in 4 Teilbereiche:
Bereich 1: Charakterisierung und Modulation von Vorgängen der Weichgewebeheilung
Teilprojekt 1
Präfabrikation myo-cutaner Weichgewebetransplantate durch lokalisierte Neoangiogenese-Stimulation mittels zell-basierter VEGF-Gentherapie
Autochthone Gefäße bilden die Basis für den Gewebetransfer. Die Anatomie vaskulärer Territorien begrenzt jedoch die Flexibilität gefäßgestielter Transplantationstechniken. Durch eine präoperative Stimulation der Angiogenese ließe sich eine Verstärkung der Perfusion über akzessorische Gefäßstiele induzieren. Somit wäre eine Ausweitung des Indikationsbereiches gefäßgestielter Transplantationstechniken denkbar. Ein wesentliches Schlüsselprotein der Angiogenese ist der Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF).
Es konnte in Voruntersuchungen gezeigt werden, dass primäre, durch Nukleofektion VEGF-transfizierte, Fibroblasten über einen Zeitraum von 14 Tagen aktives Transgen freisetzten. Nach Injektion VEGF-transgener Fibroblasten in den Bereich von Kollagenmembranen konnte im Rattenmodell eine beschleunigte Neovaskularisation der Membranen detektiert werden. Die transgenen Zellen zeigten kein Trafficking in andere Organe, wie Leber, Lunge oder Gehirn. Der VEGF-Plasmaspiegel wurde nicht beeinflusst, sodass systemische Nebenwirkungen vom derzeitigen Standpunkt auszuschließen sind.
Im vorliegenden Projekt erfolgt der Fokus auf folgende 3 Fragestellungen:
- Welchen Einfluss hat der Applikationszeitpunkt auf die Effizienz der Gentherapie?
- Kann durch Anwendung eines Hypoxie-induzierbaren Vektors die Sicherheit des Delivery-Systems erhöht werden?
- Kann die Effizienz der Therapie durch Kombinationsbehandlung mit VEGF und PDGFbeta gesteigert werden?
Weitere Teilprojekte
Spätreaktion intraoraler Weichgewebe nach adjuvanter Strahlentherapie zur Behandlung von Mundhöhlenkarzinomen
Bedeutung der phänotypischen Differenzierung rekrutierter Makrophagen für die Qualität der Weichgeweberekonstruktion durch biologische ECM-basierte Scaffolds
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Bereich 2: Regenerationsvorgänge periimplantärer Hart- und Weichgewebe
Teilprojekt 1
Der Einfluss des Insertionsprotokolls dentaler Implantate auf humorale, zelluläre und molekulare Weichegewebeparameter in-vivo
Die dichte Anlagerung des Gingivalepithels im Bereich der Implantatdurchtrittsstelle ist von essentieller Bedeutung für die periimplantäre Weichgewebeästhetik sowie die Verhinderung mikrobieller Infektionen und damit für die Langzeitstabilität von Dentalimplantaten. Im Rahmen der Implantatinsertion soll durch chirurgische Techniken des Weichgewebemanagements die Ausbildung einer dichten Epithelmanschette gefördert werden.
Im Rahmen eines tierexperimentellen Versuchsprojektes wurden bei insgesamt 12 Hausschweinen 192 Probekörper enossal inseriert. Nach einem Split-Mouth Design wurde dabei die Hälfte der Probekörper nach einem offenem, die andere Hälfte nach einem geschlossenen chirurgischen Protokoll inseriert. Untersuchungen der periimplantären Schleimhaut erfolgten jeweils nach einer, zwei, vier und zwölf Wochen. Alle Proben wurden wie vorgesehen entnommen und einem Histologie- und RNA-Assay gestütztem Auswertungsalgorythmus zugeführt. Unmittelbar postoperativ zeigte sich eine diskrete Entzündungsreaktion der periimplantären Schleimhaut unabhängig vom gewählten Insertionsprotokoll. Nach 12 Wochen wurde in der geschlossen inserierten Gruppe eine weitgehend physiologische Schleimhautarchitektur gefunden, während zu diesem Zeitpunkt in der offen inserierten Gruppe eine leukozytäre Infiltration sowie Überexpression proinflammatorischer Faktoren, wie Transforming Growth Factor (TGF)-b, Tumor Necrosis Factor (TNF)-a und Nuclear Factor (NF)-kB, als Ausdruck einer floriden Entzündung persistierte. Aus den erzielten Ergebnissen lässt sich eine Überlegenheit der primär geschlossenen Vorgehensweise hinsichtlich Ausheilung der Weichgewebe ableiten.
Weitere Teilprojekte
Modulation der periimplantären Weichgewebestabilität durch minimalinvasive Implantatinsertion
Analyse klinischer Einflussfaktoren auf das ästhetische Behandlungsergebnis implantat-getragener Rehabilitationen
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Bereich 3: Genetik der Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten
Molekulargenetische Untersuchungen zur kausalen Genese von Lippenkiefergaumenspalten/ kraniofazialen Fehlbildungen
Die kausale Genese der isolierten Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKGS-Spalte) ist bislang ungeklärt. Mit den Fortschritten in der Molekulargenetik, insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten, konnten bislang über 50 Kandidatengene ermittelt werden. Die Datenlage ist jedoch sehr uneinheitlich und war bisher nicht weiterführend. So wurden bisher keine Allelvarianten oder Mutationen identifiziert, die zwangsläufig eine Spaltbildung zur Folge haben. Für deutsche Stichproben gibt es kaum derartige molekulargenetische Studien. Eine, von unserer Arbeitsgruppe durchgeführte, Assoziationsstudie zu dem Kandidatengen MSX 1 bei nichtsyndromalen LKGS-Spalten am Jenaer Krankengut zeigte signifikante Unterschiede in der Häufigkeit des 175bp Allels zwischen männlichen und weiblichen Patienten mit kompletten Spalten und simplexer Familienanamnese. Aktuell wird eine molekulargenetische Studie zu den Kandidatengenen TGFα und TFGß3 bei nichtsyndromalen Lippen-Kiefer-Gaumenspalten am Jenaer Krankengut durchgeführt. Anhand einer Stichprobe von mindestens 75 Trägern einer nichtsyndromalen LKGS-Spalte und 75 gesunden Kontrollpersonen wird auch in dieser Fall-Kontroll-Studie die Häufigkeitsverteilung bestimmter Markerallele bestimmt und auf signifikante Unterschiede zwischen Spaltträgern und Kontrollen untersucht. Mit der Zielsetzung der Optimierung der humangenetischen Beratung sowie Entwicklung suffizienter Prophylaxemaßnahmen wird mit diesen Studien ein Beitrag zur Erforschung der Ursachen der Lippen-Kiefer-Gaumenspalten geleistet.
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Bereich 4: Chirurgische Techniken
Teilprojekte
- Vergleichende retrospektive Analyse des Augenbrauenrandschnitts und der oberen Blepharoplastik-Inzision als operative Zugänge zum lateralen Jochbeinpfeiler
- Vergleichende retrospektive klinische und radiologische Analyse verschiedener Orbitabodenrekonstruktionen (PDS-Folie, Titanmesh)
- Klinisch-anthropometrische Analyse des transkonjunktivalen und subziliären Zuganges zur Versorgung von Orbitabodenfrakturen
- Beurteilung der Lebensqualität von Patienten mit mikrovaskulären myokutanen Transplantaten zur plastisch-chirurgischen Wiederherstellung im Kopf-Hals-Bereich
- Tauglichkeit und Ergebnisbeurteilung von mikrovaskulären osteomykotanen Transplantaten zur plastisch-chirurgischen Wiederherstellung im Kopf-Hals-Bereich
- Regeneration bei der Versorgung von Mittelgesichtsfrakturen unter Verwendung von Miniosteosyntheseplatten aus Titan und dem bioresorbierbaren System Inion CPS 2,0 mm/1,5 mm