Zahnärztliche Chirurgie
Operative Zahnentfernung
Sind alle zahnerhaltenden Maßnahmen fehlgeschlagen, muss ein Zahn entfernt werden. Zähne sind oft nicht einfach zu entfernen, besonders wenn sie stark zerstört sind und nur noch ein kleiner Anteil sichtbar ist. Über einen längeren Zeitraum belassene zerstörte Zähne können auch vom Zahnfleisch überwachsen werden. Diese so genannten Wurzelreste sind dann nur noch durch eine Röntgenaufnahme nachweisbar. Eine Entfernung der Zahnreste mit der Zange (Zahnextraktion) ist nicht mehr möglich und der verbliebene Zahnanteil muss chirurgisch entfernt werden (Osteotomie). Die Vorstellung bei einem spezialisierten Zahnarzt (Oralchirurg) oder Facharzt für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie ist häufig notwendig. Nach der örtlichen Betäubung mit einer Spritze (Lokalanästhesie), erfolgt ein Schnitt im Bereich des Zahnfleisches. Das Gewebe wird abgeklappt und der darunter liegende Kieferknochen wird sichtbar. Nun wird mit einem Bohrer der verbliebene Zahnanteil dargestellt und mit geeignetem Instrumentarium entfernt. Die Wunde wird anschließend gesäubert und die Schleimhaut mit mehreren Nähten über der Wunde fixiert. Damit nach einer Operation keine Schmerzen entstehen, wird ein Schmerzmittel verschrieben. Nach 10 Tagen werden die Fäden schließlich wieder entfernt.
Weisheitszahnentfernung
Das Gebiss eines Erwachsenen zählt auf jeder Kieferseite zwei Schneidezähne, einen Eckzahn, zwei Vorbackenzähne und insgesamt drei Backenzähne. Der letzte Zahn im Ober- und Unterkiefer wird als Weisheitszahn bezeichnet. Er ist somit der dritte Backenzahn und befindet sich in der Mundhöhle am weitesten hinten. Die Entwicklung der dritten Molaren ist oft erst im Erwachsenenalter abgeschlossen. Häufig ist nicht genügend Platz im Kiefer vorhanden, so dass die Weisheitszähne in der normalen Einordnung im Gebiss gehindert werden. Davon sind bis zu 80 % der jungen Erwachsenen in Europa betroffen. Der achte Zahn bricht dann entweder gar nicht (retiniert), oder nur teilweise (teilretiniert) durch. Besonders bei teilretinierten Zähnen entstehen Schmutznischen, in denen sich verstärkt Bakterien ansammeln. Auf Grundlage dessen kommt es bei bis zu 50 % der Betroffenen zu einer Schleimhautentzündung (Perikoronitis, Dentitio difficilis) oft in Kombination mit Mundgeruch, Schwellung der Wange, einer eingeschränkten Mundöffnung, Schluckbeschwerden sowie einem reduzierten Allgemeinbefinden. Des Weiteren können Weisheitszähne auf benachbarte Zahnwurzeln drücken. Eine Auflösung (Resorption) der benachbarten Wurzel und damit Schädigung des betreffenden Zahnes ist die Folge. Verbleiben dritte Backenzähne im Knochen können auch Gewebehohlräume (Zysten) entwickeln, welche den angrenzenden Knochen langsam verdrängen. In seltenen Fällen können aus den Umgebungsgeweben verlagerter dritter Backenzähne gutartige aber auch in sehr seltenen Fällen bösartige Tumore entstehen. Unerlässlich für die Entscheidungsfindung ist eine geeignete Röntgenuntersuchung. Hier lassen sich wichtige, mit dem Auge nicht sichtbare anatomische Strukturen darstellen. Eine Weisheitszahnentfernung ist grundsätzlich ein schmerzloser Eingriff. Die chirurgische Zahnentfernung kann pro Kieferhälfte erfolgen oder mehrere Zähne in einer Sitzung umfassen. Nach örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) wird mit einem Skalpell im Bereich des Kieferkammes geschnitten. Das Gewebe (Zahnfleisch) über dem Weisheitszahn wird abgeklappt, um den darunter liegende Kieferknochen sichtbar zu machen. Nun wird mit einem speziellen Bohrer der dritte Backenzahn freigelegt (Osteotomie) und der Zahn im ganzen oder in Stücken entfernt. Die Wunde wird anschließend gesäubert und das Weichgewebe mit mehreren Fäden über der Wunde vernäht. Damit nach einer Operation keine Schmerzen entstehen, wird ein Schmerzmittel verschrieben. Nach 10 Tagen werden die Fäden schließlich wieder entfernt.
Aktuelle Informationen zur Weisheitszahnentfernung erhlaten Sie darüberhinaus hier.
Wurzelspitzenresektion
Eine Entfernung der Wurzelspitze (Wurzelspitzenresektion, WSR) kann notwendig werden, wenn es trotz einer korrekten Behandlung der Zahnwurzel ausgehend von der Zahnkrone entlang des Wurzelkanals (endodontischen Behandlung, Wurzelkanalbehandlung) noch zu Schmerzen kommt. Bei anatomischen Besonderheiten, wie z.B. eine ausgeprägte Wurzelkrümmung gelingt es dem Zahnarzt nicht, den entzündeten Zahn vollständig bis zur Wurzelspitze aufzubereiten. Es kommt dadurch zu einer erneuten Entzündung im Bereich der Wurzelspitze (chronisch apikale Parodontitis), welche zur Bildung von abgekapselten Eiteransammlungen (Abszess) und Gewebehohlräumen (Zyste) führen kann. Entzündungsherde der Zahnwurzeln können gefährlich werden, besonders wenn vorliegende Erkrankungen oder Behandlungen bereits ohnehin das körpereigene Abwehrsystem schwächen. Bei der Wurzelspitzenresektion wird in einem kleinen chirurgischen Eingriff die infizierte Wurzelspitze gekappt und das umgebende Entzündungsgewebe entfernt. Hierbei handelt es sich um einen Versuch des Zahnerhaltes. Die Alternative wäre eine Entfernung (Extraktion) des betreffenden Zahnes. Bei einer Wurzelkappung erfolgt der Zugang zur Zahnwurzel von der Seite ausgehend. Nachdem das Operationsgebiet betäubt wurde, erfolgt eine Schnittführung im Zahnfleisch. Das Gewebe wird abgeklappt und der darunter liegende Kieferknochen wird sichtbar. Nun wird mit einem speziellen Bohrer die Zahnwurzelspitze dargestellt. Die entzündete Wurzelspitze sowie das entzündete Gewebe werden entfernt und der Wurzelstumpf mittels Füllung verschlossen. Die Wunde wird anschließend gesäubert und die Schleimhaut mit mehreren Nähten über der Wunde fixiert. Damit nach einer Operation keine Schmerzen entstehen, wird ein Schmerzmittel verschrieben. Nach 10 Tagen werden die Fäden schließlich wieder entfernt.
Frenuloplastik
Dünne Schleimhautbändchen wie Lippen-, Wangen- und Zungenbändchen sind normale bindegewebige Falten, die am Ober- und Unterkiefer ansetzen und bis in die Lippen- und Wangeninnenseite bzw. Zungenunterseite ziehen. Sind diese Bänder zu dick, wulstig, zu kurz oder zu lang, können sie zu Problemen führen. Kurze, tief ansetzende Oberlippenbändchen sind häufig Ursache für eine Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen (Diastema mediale). Dagegen führen zu kurze Unterlippen- und Wangenbändchen durch ihren straffen Zug oft zu Zahnfleischrückgang. Bei zahnlosen Patienten ist aufgrund des Knochenrückganges eine Verlagerung der Mukosafalten auf den kautragenden Bereich möglich. Diese Bänder sind äußerst schmerzempfindlich und stören zudem den Prothesenhalt. Zu kurze Bänder sind bei Prothesenträgern in der Lage schon bei leichten Mundbewegungen den Zahnersatz abzuheben. Auch liegen in diesem Bereich häufig Druckstellen vor. Ein zu kurzes Zungenbändchen (Ankyloglossie, Ankyloglosson) führt zur funktionellen Störung der Nahrungsaufnahme, des Sprechens sowie zu Entwicklungsstörungen der Kiefer. Eine frühzeitige Verlängerung (Frenuloplastik) ist hier besonders notwendig. In örtlicher Betäubung können störende Schleimhautbänder schmerzfrei durch eine Frenulotomie operativ verlängert (Z-Plastik), verlegt (VY-Plastik) oder durch eine Frenektomie entfernt (rhombenförmige Exzision) werden. Die Wunde wird anschließend mit mehreren Nähten über der Wunde fixiert. Nach 10 Tagen werden die Fäden schließlich wieder entfernt.
Probeentnahme
Gesunde Mundschleimhaut ist blass-rosa, glatt, weich und gut befeuchtet. Jede Mundschleimhautveränderung, die nach zwei Wochen nicht wieder abheilt, insbesondere Rauhigkeiten, Verhärtungen, Verdickungen, leicht blutende Oberflächen sowie weißliche und rötliche Verfärbungen sollten umgehend von einem spezialisierten Zahnarzt (Oralchirurg) oder Facharzt für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie untersucht werden, auch wenn keine Schmerzen vorliegen. Häufig liegt die Ursache bei Prothesendruckstellen oder einer Reizung durch schlecht sitzenden, festsitzenden Zahnersatz sowie Zahnfüllungen und kann einfach beseitigt werden. Findet sich keine Ursache für die Veränderung oder besteht der Verdacht auf eine Krebsvorstufe (Leukoplakie, Erythroplakie, Lichen, ruber mucosae) bzw. einen Mundkrebs (Mundhöhlenkarzinom, Lippenkarzinom, Wangenkarzinom), muss eine Gewebeprobe entnommen werden. Die Probeentnahme (Probeexzision) erfolgt schmerzfrei in örtlicher Betäubung. Die Wunde wird anschließend vernäht. Nach 10 Tagen wird das eingebrachte Nahtmaterial entfernt. Das entnommene Gewebe wird zur Beurteilung der einzelnen Zellen eingesendet und gibt somit die letzte Sicherheit über die Diagnose.
Zahnfreilegung
Verbleibt ein Zahn bei Zahndurchbruchsstörungen aufgrund seiner falschen Lage im Kieferknochen (Retention), ist nicht immer eine Entfernung des betreffenden Zahnes notwendig. Dies gilt besonders bei jungen Patienten mit noch nicht abgeschlossenem Zahn- und Kieferwachstum. Berücksichtigt man nicht die dritten Backenzähne, sind von einer Zahndurchsbruchsstörung besonders die oberen Eckzähne sowie die unteren Vorbackenzähne und die oberen Schneidezähne betroffen. In enger Zusammenarbeit mit dem behandelnden Kieferorthopäden wird ein gemeinsames Behandlungskonzept erstellt. Ist die Indikation zur Zahnfreilegung gestellt, wird nach der örtlichen Betäubung im Bereich des Zahnfleisches geschnitten. Das Gewebe wird abgeklappt und der darunter liegende Kieferknochen wird sichtbar. Nun erfolgt die Freilegung und Darstellung der Krone des retinierten Zahnes sowie das Anbringen eines Befestigungselements (Bracket, Häckchen) an die Zahnkrone. Danach wird das Gewebe wieder zurückgeklappt. Das Zahnfleisch wird mit Nähten fixiert, welche nach zehn Tagen wieder entfernt werden. Die regelrechte Einstellung des Zahnes in den Zahnbogen übernimmt der behandelnde Kieferorthopäde.
Ihre weitergehenden Fragen beantworten wir gerne in unserer Poliklinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie sowie in unserer allgemeinen ambulanten Beratung. Terminvereinbarung