Professionelle Unterstützung bei psychischen Problemen und Erkrankungen
Von Dr. Teresa Deffner und Pia Rippstein
Verschiedene Menschen können sehr unterschiedlich auf Belastungen reagieren. Manche haben auch noch lange danach an den Auswirkungen zu knabbern. Die Folge können Schlafstörungen sein, Stimmungstiefs, ausgeprägte Ängste und vieles mehr. Die Betroffenen wünschen sich dann oft Hilfe, um damit umzugehen. Aber wohin kann man sich wenden?
Ein erster Schritt kann der Gang zum Hausarzt sein. Dieser kann abklären, ob organische Ursachen für die Symptome vorliegen. Ist das nicht der Fall, überweist der Hausarzt dann zum Psychiater oder zum Psychotherapeuten. Beide Berufsgruppen sind Experten für psychische Erkrankungen, gehen aber unterschiedlich vor. Psychiater sind Fachärzte. Sie studieren also Medizin und absolvieren dann eine Facharztausbildung, in der sie Kenntnisse über seelische Erkrankungen erwerben. Daher dürfen sie auch Medikamente verschreiben. Im Gegensatz dazu studieren Psychologische Psychotherapeuten zuerst Psychologie und schließen dann zusätzlich eine staatlich geprüfte Ausbildung ab. Sie konzentrieren sich auf die psychische Seite der Erkrankungen und behandeln diese durch wissenschaftlich abgesicherte Verfahren. Sie setzen keine Medikamente ein. Stattdessen helfen sie bei der Auseinandersetzung mit den Ursachen der psychischen Erkrankungen und beim Erlernen neuer Wege, mit ihnen umzugehen. Ohne die zusätzliche Ausbildung spricht man von (Diplom- oder Master-) Psychologen, welche zwar auch Grundlagen der Therapie kennen und beratend tätig sein können, sich aber nicht vertieft damit auseinandergesetzt haben. Psychologen findet man auch in ganz anderen Berufsfeldern, wie z.B. in der Personalarbeit. Erst mit der mehrjährigen Ausbildung dürfen sie sich Psychotherapeuten nennen. Allerdings können auch Ärzte eine zusätzliche Ausbildung zum Psychotherapeuten absolvieren. Diese Ärztlichen Psychotherapeuten sind dann oft gleichzeitig Psychiater. Für junge Menschen gibt es zudem noch extra ausgebildete Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.
An Psychotherapeuten kann man sich übrigens auch ohne die Überweisung vom Hausarzt wenden. Nahe gelegene Psychotherapeuten kann man beispielsweise auf der Internetseite der jeweiligen Psychotherapeutenkammer nachschlagen (z.B. die Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer: www.opk-info.de). Außerdem kann die Krankenkasse Auskunft über ihre „Vertragsbehandler“ geben, also über die psychologischen Psychotherapeuten und Ärzte, die von der Kasse anerkannt sind. Oft ist es sinnvoll, bei mehreren Psychotherapeuten nachzufragen. So gibt es etwa häufig Wartezeiten, oder es kommt kein Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut zu Stande, wodurch ein Wechsel sinnvoll wird. Auch sollte im ersten Gespräch immer geklärt werden, ob die Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse möglich ist.
Neu ist seit April 2017 die Psychotherapeutische Sprechstunde. Psychotherapeuten bieten in diesen Sprechstunden regelmäßig die Möglichkeit, sich bei ihnen vorzustellen und abzuklären, ob eine Behandlung sinnvoll wäre. Dies findet offen oder mit Terminvergabe statt. Diese Regelung soll einen direkten Zugang zu Psychotherapeuten gewährleisten und die langen Wartezeiten bis zum ersten Termin verkürzen. Außerdem sollen Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen, die Termine für Sprechstunden vermitteln, die Suche nach Therapeuten vereinfachen. Eine Liste der Terminservicestellen findet sich etwa auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums (http://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/gkv-versorgungsstaerkungsgesetz/terminservicestellen.html). Auf Nachfrage wird ein Termin innerhalb der nächsten vier Wochen bereitgestellt. Allerdings kann der Psychotherapeut nicht frei gewählt werden und gegebenenfalls kommt es zu längeren Anfahrtswegen.
Neben den Praxen gibt es auch psychotherapeutische Ambulanzen, die direkt aufgesucht werden können. Diese sind oft an Universitäten, Ausbildungsinstitute oder Krankenhäuser angegliedert. Außerdem gibt es Heilpraktiker für Psychotherapie. Sie behandeln auf Grundlage des Heilpraktikergesetzes. Dafür müssen sie unter anderem nachweisen, dass von ihnen keine Gefahr für die Gesundheit ihrer Patienten ausgeht. Eine spezielle Ausbildung ist nicht erforderlich. Problematisch ist hier, dass der Patient oft nicht nachvollziehen kann, ob der Heilpraktiker ausreichend für die Behandlung psychischer Erkrankungen qualifiziert ist. Daher sollte man hier Vorsicht walten lassen. Zudem müssen die Kosten generell selbst getragen werden, da die Behandlung nicht durch die gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird.
Wenn der Schritt zur Psychotherapie noch schwer fällt, sind psychosoziale Beratungsstellen eine Möglichkeit. Häufig gibt es lokale Angebote, die in der Regel über ihre Internetauftritte, in der Tageszeitung oder im Telefonbuch (unter „Beratung“) gefunden werden können. Die Beratungsstellen sind meist spezialisiert, zum Beispiel auf Familien, chronisch Erkrankte oder Schwangere. Wenn das eigene Anliegen von diesem Angebot abweicht, kann es deshalb schwierig sein, einen Termin zu bekommen. Dafür ist die Beratung dort häufig kostenlos und steht für jede(n) offen. Die Beratung kann bereits entlastend wirken. Gegebenenfalls kann die Beratungsstelle dann auch dabei helfen, eine Psychotherapie zu beginnen.
Manchmal ist es aber auch sinnvoll, sich kurzfristige Unterstützung zu suchen. Etwa wenn eine lange Wartezeit auf einen Termin unumgänglich ist. Eine Möglichkeit sind hier natürlich Selbsthilfegruppen. Die Angebote reichen von Gruppen für Menschen mit Schädel-Hirn-Traumata bis zu Transplantationspatienten. Nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen können so in Kontakt mit Menschen kommen, die Ähnliches erlebt haben. Gegenseitige Unterstützung steht im Mittelpunkt. Für Hinterbliebene werden auch häufig Trauergruppen angeboten. Entsprechende Angebote können online gefunden werden, zum Beispiel über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (www.nakos.de).
Noch kurzfristiger ist ein Anruf bei der Telefonseelsorge. Eine Beratung dort kann und will aber keine Therapie ersetzen. Es geht darum, ein offenes Ohr für Probleme zu bieten. Unter den Nummern 0800 1110111 und 0800 1110222 kann kostenfrei und rund um die Uhr mit ehrenamtlichen Seelsorgern gesprochen werden. Die Beratung findet anonym statt und steht jedem offen. Unter www.telefonseelsorge.de wird zudem eine Chat- sowie eine Mail-Beratung angeboten.
Zwei leben ist ein Internet-basiertes Behandlungsangebot für Menschen, die eine intensivmedizinische Behandlung, z. B. bei schwerer Sepsis, erhalten haben und durch diese unter Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden.
Quellen:
Berufsverband Deutscher Psychologen und Psychologinnen (2017). Was ist Psychotherapie? Abgerufen von http://www.bdp-verband.org/psychologie/psytherapie.shtml[17.05.17].
Bundespsychotherapeutenkammer (2014). Wege zur Psychotherapie. Abgerufen von http://www.bptk.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/BPtK_Infomaterial/Wege_zur_PT/BPtK-Broschuere_Wege_zur_Psychotherapie_neu.pdf [17.05.17].
Bundespsychotherapeutenkammer (2017). Praxis-Info. Psychotherapie-Richtlinie. Abgerufen von http://www.bptk.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/BPtK_Infomaterial/Praxisinfo_Psychotherapie_Richtlinie/20170702_praxisinfo_psychotherapie-richtlinie.pdf [22.05.17].
TelefonSeelsorge (2017). Über uns. Abgerufen von http://www.telefonseelsorge.de/?q=node/12 [17.05.17].