Wie erfolgt die Diagnostik?
Viele Schwindelsyndrome lassen sich bereits durch eine eingehende fachärztliche Erhebung der Krankengeschichte (Art, Dauer, Auslösbarkeit des Schwindels, Begleitsymptome wie Tinnitus, Doppelbilder, Gefühlsstörungen, Kopfschmerzen, u.ä.) und einer neurologischen Untersuchung einordnen.
Wenn nötig erfolgen apparative Zusatzuntersuchungen wie die kalorische Testung der Funktion der Gleichgewichtsorgane, Doppler- und Duplexsonografie der gehirnversorgenden Gefäße, neurophysiologische Messungen wie Videonystagmografie, Kopfimpulstest und andere. Prinzipiell stehen alle diagnostischen Möglichkeiten der Neurologischen Universitätsklinik Jena zur Verfügung.
Auch kann bei Bedarf eine ambulante psychologische Vorstellung erfolgen, insbesondere zur Erhebung der psychologischen Schwindelanamnese (Zusammenhänge mit belastenden Situationen, Verhalten, Gedanken beim Schwindel sowie Befragung zu evtl. schwindelverstärkenden oder -auslösenden weiteren psychischen Faktoren (bspw. psychische und physische Überlastungsfaktoren, Depressivität, Ängstlichkeit).
Wie erfolgt die Behandlung?
Im Rahmen einer ambulanten Vorstellung im Schwindelzentrum lässt sich grundsätzlich eine fachärztliche und / oder psychologische Beurteilung und Beratung realisieren. Auch kann ggfs. je nach Diagnose eine medikamentöse oder physikalische (z.B. Lagerungsübungen) Therapie eingeleitet werden. Darüber hinaus wird evaluiert, ob eine tagesklinische Behandlung / Schwindeltherapiewoche für Ihre Symptomatik in unserem Schwindelzentrum indiziert und geeignet ist.
Die tagesklinische Behandlung in unserem Schwindelzentrum erfolgt intensiv über 5 Tage jeweils von 8 bis 16 Uhr. Die Therapie beruht hier auf einem multimodalen und interdisziplinären Ansatz. Hierbei arbeiten Ärzte, MTA’s, Psychologen, Physiotherapeuten und Entspannungstherapeuten zusammen in einem Team.
Das Ziel der Therapiewoche ist neben der Wissensvermittlung, Sie vor allem darin zu unterstützen, hilfreiche Strategien für den Umgang mit ihren Beschwerden erwerben und im Alltag anwenden zu können.
Im Folgenden werden die wichtigsten Behandlungsschwerpunkte vorgestellt:
Wissensvermittlung
- Ärztliche Schulung und Einzelgespräch zur Entstehung von Schwindel- und Gleichgewichtsempfindungen sowie zur Informationsverarbeitung im Nervensystem
- In der verhaltenstherapeutisch orientierten Schulung wird vermittelt, wie und warum gedankliche, emotionale, körperliche und weitere Faktoren wie z.B. Vermeidungsverhalten, das Schwindelgeschehen aufrechterhalten, verstärken und teilweise auslösen können
Physiotherapeutisches Schwindeltraining / Bewegungstherapie
- Ein physiotherapeutisches Training / Bewegungstherapie sind elementare Bestandteile einer erfolgreichen Behandlung von Schwindel und anderen Beschwerden:
- Gleichgewichtsübungen, Blickrichtungsübungen
- Gang- und Standtraining
- Gezieltes Muskeltraining (u.a. Hals- und Nackenmuskulatur, Rückenmuskulatur)
Entspannungstherapie
- Ein wichtiger Gegenspieler der körperlichen Aktivitäten / des Trainings ist eine gute und regelmäßige Entspannungsfähigkeit
- Hierfür werden verschiedene Entspannungsmethoden (u. a. Autogeneses Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jakobson, Tai Chi) angeleitet und durchgeführt
Verhaltenstherapeutische Strategien
- In den Gruppengesprächen werden v. a. Faktoren, die das Schwindelgeschehen ungünstig aufrechterhalten und verstärken (z. B. Aufmerksamkeitslenkung, Stress- und Symptomverarbeitung, Sicherheits- und Vermeidungsverhalten) bearbeitet und das Erlernen von Bewältigungsstrategien im Umgang mit dem Schwindel, wie bspw. das Einüben positiver Gedanken („Ich bleibe ganz ruhig und konzentriere mich auf meine Atmung“) vermittelt.
- Erarbeitung individueller Verarbeitungsstrategien
- Vertiefung individueller Themen sowie weiterführende Empfehlungen im Rahmen eines psychologischen Einzelgespräches
Der Großteil der therapeutischen Behandlungen erfolgt in einer Gruppe (ca. 6 bis 8 Teilnehmer*innen).
2024
13.–17.05. und 27.–31.05.
03.–07.06.
01.–05.07. und 15.–19.07.
29.07. – 02.08.2024
12.08. – 16.08.2024
26.08. – 30.08.2024
02.09. – 06.09.2024
23.09. – 27.09.2024
14.10. – 18.10.2024
21.10. – 25.10.2024
04.11. – 08.11.2024
18.11. – 22.11.2024
02.12. – 06.12.2024
22.03.2023 -Fortbildung Neurologie "Schwindel" - Hörsaal 1 am UKJ
Programm
17.00 Uhr: Funktioneller Schwindel und Gangstörungen, Prof. Doreen Huppert, München
17.30 Uhr: Schwindel aus Sicht der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin, PD Dr. Norman Best, Weimar
18.00 Uhr: Imbiss und Austausch mit den Firmenvertretern vor Ort
18.30 Uhr: Multimodale Schwindeltherapie – 10 Jahre Schwindelzentrum Jena, Prof. Hubertus Axer, Jena
19.00 Uhr: Ende der Veranstaltung
Weitere Informationen: www.uniklinikum-jena.de/neuro/Veranstaltungen/Fortbildung+Schwindel-pos-0.html
23.03.2023 - Tag der offenen Tür im Schwindelzentrum Jena
Weitere Informationen folgen in Kürze
Kooperationspartner In Zusammenarbeit mit: HNO-Klinik, Direktor: Prof. Dr. med. O. Guntinas-Lichius
Institut für Physiotherapie, kommissarischer Leiter OA PD Dr. med. habil. Norman Best
Schwindel ist eines der häufigsten Leitsymptome in der ärztlichen Praxis. Jeder fünfte Erwachsene leidet an Schwindel. Das Symptom Schwindel tritt häufiger bei Frauen als bei Männern (Verhältnis von 1,7:1) auf und betrifft alle Altersgruppen. Die meisten Schwindelerkrankungen können durch interdisziplinär ausgebildete Ärzte zuverlässig diagnostiziert und erfolgreich behandelt werden. Betroffene mit dem Symptom Schwindel konsultieren in der Regel nacheinander Ärzte unterschiedlicher Fachdisziplinen.
Dies führt zu unnötiger apparativer Diagnostik, Doppeluntersuchungen, Fehldiagnosen und mangelhafter bzw. unwirksamer Therapie. Hieraus resultieren häufig lange Phasen von Arbeits-, Erwerbs- und Berufsunfähigkeit. Darüber hinaus fehlen für viele Patienten mit chronischem Schwindel adäquate Therapieangebote. Das Schwindelzentrum Jena bietet eine interdisziplinär-fachübergreifende ambulante und teilstationäre Diagnostik und Behandlung von Patienten mit Schwinde
Das Schwindelzentrum Uniklinik Jena kooperiert im Rahmen der integrierten Gesundheitsversorgung mit der AOK plus.