Postinfektiöse neuropsychologische Veränderungen
Ziele der Neurokognitiven Forschung
- Erfassung der zugrundeliegenden Mechanismen von postinfektiösen neurokognitiven Veränderungen
- Wirksamkeit von Interventionen bei Patienten mit postinfektiösen neurokognitiven Veränderungen
Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den möglichen Folgen infektiöser Erkrankungen auf kognitive Leistungen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen. Wir untersuchen Patienten nach durchgemachten COVID-Infektionen mit anhaltenden Beschwerden im Bereich der Kognition, entwickeln neuartige Testverfahren, untersuchen neurologische Korrelate der kognitiven Veränderungen und testen die Effektivität von Interventionen.
Mitglieder der Gruppe
- M.Sc. Eva-Maria Martin
- M.Sc. Isabell Utech
- M.Sc. Fabian Kattlun
- M.Sc. Valeska Kozik
Drittmittel
BMBF Projekt im Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum Sepsis und Sepsisfolgen (Center for Sepsis Control & Care, kurz CSCC), 2019-2020, STARDUsT „Stratifying and treating sepsis-associated cognitive dysfunction“.
Aktuelle Studien
1. PoCoNeNaE – Effekte einer mobilen Anwendung zum selbstständigen kognitiven Training auf die kognitiven Fähigkeiten und die Lebensqualität von PatientInnen mit leichten kognitiven Störungen nach COVID-Infektion
Nach einer COVID-Infektion beklagen viele Betroffene über Monate persistierende Probleme wie mangelnde Konzentrationsfähigkeit und erhöhte Erschöpfbarkeit bei kognitiver Beanspruchung. Diese Defizite führen zu gravierenden Problemen bei der sozialen und beruflichen Reintegration und beeinträchtigten damit die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien. Effektive Therapien sind bisher nicht bekannt. In unserer multizentrischen randomisierten, kontrollierten Studie sollen die Effekte eines appbasierten, häuslichen neuropsychologischen Trainings auf die kognitiven Defizite und die Lebensqualität von Post-COVID Patient*innen untersucht werden.
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. phil. Kathrin Finke
Klinik für Neurologie, NeuroCOVID Zentrum/Gedächtniszentrum
PD Dr. med. Stefan Brodoehl
Klinik für Neurologie, NeuroCOVID Zentrum/Gedächtniszentrum/Biomagnetisches Zentrum
2. PoCoSleepCog – Schlaf und Kognition beim Post-COVID-Syndrom
Zu häufigen neurologischen Manifestationen des Post-COVID-Syndroms zählen Schlafstörungen, kognitive, insbesondere aufmerksamkeitsbezogene Defizite und Fatigue, welche die Lebensqualität der Betroffenen erheblich mindern. Ziel unserer Studie ist, 1) die häufig berichteten Schlafstörungen bei Patient*innen mit Post-COVID-Syndrom näher zu charakterisieren und mittels Polysomnographie zu objektivieren. Darüber hinaus soll 2) der Zusammenhang zwischen polysomnographisch objektivierten Schlafauffälligkeiten und kognitiven, insbesondere aufmerksamkeitsbezogenen, Defiziten untersucht werden. Dies könnte wegweisende Impulse für Möglichkeiten der Behandlung dieser neurologischen Post-COVID-Manifestationen ermöglichen.
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. phil. Kathrin Finke
Klinik für Neurologie, NeuroCOVID Zentrum/Gedächtniszentrum
PD Dr. med. Sven Rupprecht
Klinik für Neurologie, Interdisziplinäres Zentrum für Schlaf und Beatmungsmedizin
3. PoCoNeuroValid I - Validierung von neuropsychologischen Testverfahren für den klinisch-diagnostischen Einsatzbereich
Im Rahmen der NeuroValid-Studie werden Post-COVID Patient*innen mit neuen und innovativen neuropsychologischen Testverfahren im Zusammenhang mit unterschiedlichen klinischen Parametern untersucht. Ziel der Untersuchung ist, festzustellen inwiefern eine Störung des zentralen Arousalsystems mit der subjektiv empfundenen Fatigue bei Post-COVID-Patient*innen zusammenhängt. Auf der neurokognitiven Ebene parametrisieren wir das Arousal dabei mithilfe computerbasierter Verfahren und mathematischer Modellierung über die visuelle Verarbeitungsgeschwindigkeit auf Basis der „Theorie der visuellen Aufmerksamkeit (TVA)“ nach Bundesen (1990). Auf der physiologischen Ebene erfassen wir das zentralnervöse Arousal mithilfe pupillographischer Verfahren über den Pupillenunruheindex. Die Studienergebnisse können wichtige Hinweise bezüglich möglicher zugrundeliegender Mechanismen liefern und dabei helfen, subjektive Erfahrungen von Post-COVID-Patient*innen zu objektivieren und quantifizieren.
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. phil. Kathrin Finke
Klinik für Neurologie, NeuroCOVID Zentrum/Gedächtniszentrum
PD Dr. med. Sven Rupprecht
Klinik für Neurologie, Interdisziplinäres Zentrum für Schlaf und Beatmungsmedizin
4. PoCoNeuroValid II - Vigilanzstudie
Im Rahmen unserer Vigilanzstudie in Kooperation mit der Universität Oxford werden Post-COVID Patient*innen mithilfe eines onlinebasierten neuropsychologischen Computerexperiments untersucht. Das Computerexperiment wurde am Department of Experimental Psychology der University of Oxford konzipiert. Es soll geprüft werden, inwiefern die kognitive Domäne der „Vigilanz“ bei Patient*innen mit subjektiven kognitiven Einschränkungen nach COVID-Infektion beeinträchtigt ist und welche Zusammenhänge mit weiteren klinischen Parametern bestehen. Die Ergebnisse werden mit denen soziodemographisch vergleichbarer, gesunder Kontrollproband*innen verglichen.
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. phil. Kathrin Finke
Klinik für Neurologie, NeuroCOVID Zentrum/Gedächtniszentrum
Prof. Dr. Masud Husain
Nuffield Department of Clinical Neurosciences, University of Oxford
5. Charakterisierung neurokognitiver Defizite bei Patient:innen mit Post-COVID-Syndrom: Persistenz, subjektive Beschwerden und klinische Prädiktoren
Diese Studie soll das Verständnis über das typische kognitive Profil bei dem Post-COVID-Syndrom, Beziehungen zu klinischen Einflussfaktoren und von Patient:innen berichteten, subjektiven kognitiven Beschwerden, sowie den langfristigen Symptomverlauf fördern. Dafür wird eine große Anzahl Patient:innen mit Post-COVID-Syndrom sowie gesunde Kontrollpersonen mit einem innovativen neuropsychologischen Tablet-Testverfahren untersucht, um Prädiktoren für spezifische kognitive Defizite in einer klinischen Kohorte zu ermitteln. Dieselbe Kohorte wird nach 6 Monaten erneut untersucht, um Erkenntnisse über den Langzeitverlauf zu erhalten.
6. Telemedizinische Computertherapie für Überlebende einer schweren Sepsis
Unter den Langzeitfolgen einer Sepsis stellen besonders kognitive Defizite ein zentrales und beeinträchtigendes Probleme für die Betroffenen dar. Die Beeinträchtigungen betreffen vor allem die Bereiche Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen. Bisher existiert kein Biomarker, der während der Sepsis oder späterer Erholungsstadien das Risiko für kognitive Langzeitfolgen valide vorhersagen, und damit zur Stratifizierung solcher Patienten, die von einer Therapie profitieren, dienen könnte. Außerdem wurden bisher keine machbaren und effektiven Trainingsstrategien zur Verbesserung der Kognition in diesen Patienten evaluiert. Im translationalen STARDUsT Pilotprojekt untersuchen wir, ob Serum-Analysen der Neurofilament-Leichtkette einen möglichen prädiktiven Marker darstellen könnten für eine Sepsis-induzierte Enzephalopathie, die zur Entwicklung von kognitiven Dysfunktionen prädisponiert. Außerdem untersuchen wir, ob visuelle Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisfunktionen durch ein spezifisches, von den Patienten zuhause zu absolvierendes, neuropsychologisches Training verbessert werden können.