In der konventionellen nuklearmedizinischen Diagnostik werden Aufnahmen mittels Gammakameras erstellt. Ziel einer solchen Untersuchung ist es, die Funktion bzw. Stoffwechselvorgänge von bestimmten Organen zu überprüfen. Radioaktive Medikamente (Radiopharmaka) werden in sehr geringen Mengen verabreicht. Ihr Körper zeigt auf die Gabe dieser Radiopharmaka in der Regel keine Reaktion - Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten. Die aus dem Patienten austretende Strahlung wird von der Gammakamera gemessen und in Form von auswertbaren Bildern dargestellt. Zwischen der Gabe des Medikamentes und der eigentliche Aufnahme liegt, je nach Untersuchung, eine Zeitspanne von bis zu mehreren Stunden, da die Stoffwechselvorgänge in Ihrem Körper zunächst stattfinden müssen. Die Strahlenbelastung durch diese Untersuchungen ist gering und gerechtfertigt (die Notwendigkeit einer nuklearmedizinischen Untersuchung sowie mögliche Alternativen werden im Vorfeld stets überprüft). Die wichtigsten Untersuchungen bzw. deren Sinn werden im Folgenden kurz erklärt. Sollten spezielle Vorbereitungsmaßnahmen notwendig sein, werden Sie vorab informiert.
Konventionelle Diagnostik mittels Gammakamera
Herzszintigraphie
Der Herzmuskel wird über die Herzkranzgefäße mit Blut versorgt. Bei einer Erkrankung / Verengung dieser Blutgefäße, kann sich die Sauerstoffversorgung einzelner Bereiche des Herzens verschlechtern. Bei der sogenannten Herzszintigraphie (Myokardszintigraphie) wird die Durchblutung des Herzmuskels dargestellt um festzustellen ob, wo und in welchem Ausmaß eine krankhafte Minderdurchblutung vorliegt. Meist wird die Untersuchung sowohl in Ruhe, als auch in Anstrengung durchgeführt, um die Durchblutung während dieser beiden Phasen vergleichen zu können. Die Ergebnisse können für die Therapieplanung bzw. die Verlaufskontrolle nach einer Therapie genutzt werden. Im besten Fall kann die Myokardszintigraphie eine relevante Minderdurchblutung ausschließen und Ihnen damit eine Herzkatheteruntersuchung ersparen.
Für die Untersuchung (einschließlich Vorbereitung, Gabe des radioaktiven Medikamentes, Verteilungszeit und mehreren Aufnahmen) sollten Sie mindestens 3 Stunden einplanen.
Lungenszintigraphie
Erkrankungen der Lunge können mit unspezifischen Beschwerden einhergehen, insbesondere die Lungenarterienembolie (der Verschluss von Blutgefäßen in der Lunge) ist in manchen Fällen zunächst nicht eindeutig festzustellen. Die Lungenszintigraphie ermöglicht eine dreidimensionale Darstellung der Belüftung und der Durchblutung der einzelnen Lungenanteile. Damit kann eine Lungenarterienembolie ausgeschlossen oder nachgewiesen werden. Die Lungenszintigraphie kommt insbesondere bei kleineren oder chronisch-wiederkehrenden Gefäßverschlüssen, bzw. dann wenn Untersuchungen mittels Röntgenkontrastmittel nicht möglich sind (aufgrund von Allergie, sehr schlechter Nierenfunktion, Schilddrüsenüberfunktion) zum Einsatz.
Für die Untersuchung (einschließlich Vorbereitung, Gabe des radioaktiven Medikamentes, und mehreren Aufnahmen) sollten Sie 1,5 Stunden einplanen.
Nebenschilddrüsenszintigraphie
Nebenschilddrüsen sind kleine, hormonproduzierende Organe in Nachbarschaft der Schilddrüse, im Regelfall existieren 4 Nebenschilddrüsen. Eine krankhaft gesteigerte Funktion dieser Drüsen wirkt sich auf den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel des Körpers aus und kann Ursache für verschiedene Erkrankungen und Beschwerden sein. Die Nebenschilddrüsenszintigraphie kann feststellen ob und wenn ja, welche der Nebenschilddrüsen eine Auffälligkeit zeigt, was für die eventuell notwendige operative Entfernung von Nutzen ist.
Für die Untersuchung (einschließlich Vorbereitung, Gabe des radioaktiven Medikamentes, Verteilungszeit und mehreren Aufnahmen) sollten Sie 4 Stunden einplanen.
Nierenszintigraphie
Nierenerkrankungen sind vielfältig, so existieren beispielsweise angeborene Fehlbildungen, Störungen des Harnabflusses, Funktionseinschränkungen oder Verengungen der Nierenarterien. Ebenso verfügt die nuklearmedizinische Diagnostik über verschiedene szintigraphische Untersuchungen, welche Funktion bzw. Ausscheidung darstellen können. Damit ist es beispielsweise möglich die Leistung beider Nieren zu vergleichen, eine Verzögerung des Harntransports zwischen Niere und Harnblase, eine Doppelanlage oder Narben in der Nierenrinde festzustellen.
Für die Untersuchung (einschließlich Vorbereitung, Gabe des radioaktiven Medikamentes, und Aufnahme) sollten Sie mindestens eine Stunde einplanen.
Schilddrüsendiagnostik
Schilddrüsenerkrankungen sind in Deutschland sehr häufig. Mindestens jeder dritte Bürger leidet unter Schilddrüsenknoten oder einer Vergrößerung des Organs. In den meisten Fällen sind diese Veränderungen unbedenklich und benötigen keine Behandlung. Da aber ebenso relevante Erkrankungen, bzw. durch die Schilddrüse verursachte Beschwerden möglich sind, ist eine Abklärung oft notwendig. Die Schilddrüsenszintigraphie stellt die Funktion (genauer den Jodstoffwechsel) der Schilddrüse dar. Durch die Kombination aus Blutwerten, Ultraschalluntersuchung und Schilddrüsenszintigraphie lässt sich die Funktion von Schilddrüsenknoten in normal, gesteigert („heiß“) oder vermindert („kalt“) unterscheiden, damit lassen sich die Knoten sicherer einordnen. Heiße Knoten können als gutartige Veränderungen die Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion sein, kalte Knoten können wiederum in seltenen Fällen bösartigen Tumoren entsprechen. Nicht zwangsläufig muss eine Erkrankung der Schilddrüse mit Knoten verbunden sein, beispielsweise existiert mit dem sogenannten Morbus Basedow eine autoimmune Erkrankung der gesamten Schilddrüse, die Ursache für teilweise schwere Formen der Schilddrüsenüberfunktion sein kann.
Für die Untersuchung (einschließlich Vorbereitung, Blutentnahme, Gabe des radioaktiven Medikamentes, Verteilungszeit, Szintigraphie und Ultraschall) sollten Sie mindestens 1,5 Stunden einplanen.
Skelettszintigraphie
Die Skelettszintigraphie zeigt den Knochenstoffwechsel und visualisiert dabei den natürlichen Prozess des Knochenumbaus. Eine lokalisierte Steigerung dieses Knochenstoffwechsels kann hingegen Ausdruck von krankhaften Veränderungen sein. So ist es möglich mittels Skelettszintigraphie gutartige oder bösartige Tumore zu identifizieren. Beispielsweise kann beim Vorliegen von Brustkrebs oder Prostatakrebs eine Absiedlung des Tumors (Metastasierung) in den Knochen ausgeschlossen oder festgestellt werden. Darüber hinaus lassen sich auch Veränderungen an den Gelenken (Arthrose / Entzündungen) sichtbar machen, wie sie zum Beispiel bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen auftreten.
Für die Untersuchung (einschließlich Vorbereitung, Gabe des radioaktiven Medikamentes, Verteilungszeit und mehreren Aufnahmen) sollten Sie 3-4 Stunden einplanen. Gegebenenfalls ist es möglich, während der Verteilungszeit, unsere Abteilung vorübergehend zu verlassen.
Über die genannten Methoden hinaus, existieren viele weitere nuklearmedizinische Verfahren zur Untersuchung verschiedenster Organe. Gern informieren wir Sie bei Nachfragen gesondert. In jedem Fall erfolgt vor der jeweiligen Untersuchung ein Informations- und Aufklärungsgespräch mit einem Arzt.