Werde ich gerade psychisch krank? Welche psychische Störung werde ich ausprägen? Diese beiden Fragen stehen im Vordergrund eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes des Psychose-Früherkennungszentrums der Klinik für Psychiatrie des Uniklinikums Jena (Kontakt s.u.). Die Psychiatrische Klinik ist hierbei federführend für Deutschland Kooperationspartner in einem internationalen Forschungsverbund (PRESCIENT), welcher bei jungen Erwachsenen mit erhöhtem Risiko für eine psychotische Störung die ersten Anzeichen für eine beginnende Erkrankung untersucht und der Frage nachgeht, wie die Art der sich entwickelnden Erkrankung vorhergesagt werden kann bzw. wie entsprechend eine frühestmögliche zielgerichtete Therapie aussehen könnte. Initiiert wurde das Forschungsvorhaben vom weltweit führenden Früherkennungszentrum (ORYGEN Youth Health Research Centre) in Melbourne (Australien), mit welchem das hiesige Zentrum seit vielen Jahren eng kooperiert,
PRESCIENT, was so viel wie „rechtzeitig“ bedeutet, steht für Trajectories and Predictors in the Clinical High Risk for Psychosis Population: Prediction Scientific Global Consortium (dt.: Verlaufsrichtungen (Trajectories) und Verlaufsmerkmale (Prädiktoren) bei Personen mit klinisch erhöhtem Psychoserisiko: Weltweites Konsortium zur Psychose-Verlaufsforschung).
Im Rahmen der Studie wird erwartet, dass insgesamt bis zu 1.187 Teilnehmer*Innen werden, was erstmals zu einer Datenmenge führen wird, die die Untersuchung der o.g. Fragestellungen mit ausreichender statistischer Power erlaubt.
Ein besonderes Risiko dafür, eine psychotische Störung zu entwickeln, kann aufgrund einer familiären Vorbelastung (erstgradig Verwandte sind an einer Psychose erkrankt) bestehen oder aus bestimmten psychischen Symptomen und medizinischen Untersuchungsbefunden abgeleitet werden. Zum Beispiel deuten Stimmungstiefs, Einschränkungen in der alltäglichen Lebensführung, die Wahrnehmung nichtexistierender Dinge oder irrationalen Überzeugungen auf eine Psychosegefährdung hin. Die Symptome können individuell sehr stark variieren, in schwacher oder verstärkter Form sowie zeitlich fluktuierend auftreten. Die internationale Forschung und auch die am Standort Jena hat Erkenntnisse erbracht, dass Personen mit erhöhtem Psychoserisiko auch ein erhöhtes Risiko haben, andere psychische Erkrankungen auszuprägen, selbst wenn sie keine Psychose entwickeln. Hier setzt nun das Forschungsvorhaben mit einer Langzeitbegleitung der Risikopersonen an. Eine kontinuierliche antipsychotische Pharmakotherapie ist im Rahmen der Studie nicht vorgesehen, sondern gilt, falls bereits bestehend, als Ausschlußkriterium.