Jena (ukj/ac). Es erinnert an Science Fiction, wenn PD Dr. Alexander Pfeil mit Virtual Reality-Brille und zwei Joysticks ausgestattet seine Medizinstudenten auf einen virtuellen Spaziergang durch das Innere eines Knochens mitnimmt. Was zunächst nach Unterhaltung auf dem Laptop aussieht, hat jedoch einen lehrreichen Hintergrund: Denn der Oberarzt der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Jena (UKJ) vermittelt Medizinstudierenden im achten Semester damit Wissen zu den häufigsten Erkrankungen im Bereich Rheumatologie. „Eigentlich findet das rheumatologische Pflichtpraktikum traditionell vor Ort im Klinikum statt – mit sechs realen Patienten, die den Studierenden ihre Erkrankungen vorstellen“, so Dr. Pfeil. „In Corona-Zeiten war das reale Aufeinandertreffen nicht möglich. Deshalb haben wir uns eine digitale Alternative gesucht.“
Virtuelle Rheumatologie am Laptop
Schon seit Mitte vergangenen Jahres testet der Rheumatologe ein digitales Konzept, welches um das Team von Dr. Arnd Kleyer von der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen entwickelt wurde, bei dem in einem virtuellen Raum rheumatologische Fälle zur Schulung von Patienten und Studierenden vorgestellt werden. „Eigentlich wollten wir diese sogenannte Rheumality unseren Studierenden zunächst alternativ zum Praktikum vor Ort zur Verfügung stellen, um das Konzept auf Herz und Nieren zu prüfen. Vor Start des Sommersemesters mussten wir schnell reagieren und haben allen Studierenden den Zugriff ermöglicht“, sagt der Rheumatologe. Seit Mai können sich die Studierenden in Gruppen in die anderthalbstündige Web-Konferenz einwählen, die Dr. Pfeil zweimal wöchentlich anbietet. Nach einer kurzen theoretischen Auffrischung geht es los: Er setzt die Virtual Reality-Brille auf und steuert mit zwei Joysticks durch den virtuellen Raum. Die Studierenden verfolgen ihn dabei auf ihren Laptops. Sie sehen das, was er durch seine Brille sieht. „Anhand von drei virtuellen Patienten können wir unseren Studierenden drei häufige rheumatologische Erkrankungen näherbringen: die rheumatoide Arthritis im frühen und im fortgeschrittenen Stadium und die Psoriasis Arthritis“, sagt Dr. Pfeil. Welche Beschwerden liegen bei den verschiedenen Erkrankungen vor? Sind Veränderungen der Knochenstruktur auf den Röntgenbildern erkennbar? Und bei welchen Erkrankungen sind Aufnahmen im Computertomographen notwendig? Der besondere Clou: Die hochauflösenden dreidimensionalen Bilder der Computertomografie ermöglichen es dem Rheumatologen, die Knochen beliebig zu vergrößern und die Strukturen „begehbar“ zu machen. Dank Chatfunktion und Ton-Übertragung können die Studierenden jederzeit Fragen stellen und mit dem Lehrenden interagieren.