Selbststudium
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In den letzten Jahren ist uns immer mehr aufgefallen, dass viele Studierende sich keine Bücher mehr anschaffen. Viel häufiger werden Informationen mit Smartphones, Tablets und Notebooks gegoogelt. Prinzipiell spricht nichts gegen diese Methode der Quellensuche. Denn schließlich werden Sie als später diese Medien als Hauptinformationenquelle nutzen. Aber leider sind die wenigsten Studierenden in der Lage gute und knapp aufbereitete Informationen aus dem Internet zu beschaffen. Da werden Foreneinträge zitiert, die Apothekenumschau oder sonstige Laienpresse. Leider sind diese Quellen nicht zu gebrauchen. Ein relativ aktuelles Lehrbuch hat verschiedene Vorteile:
- Es richtet den Fokus bereits auf wichtige Inhalte und lässt weniger wichtigen auch weniger Raum.
- Es weist auf Redflags und Pitfalls hin.
- Es schlägt häufig eine gute Brücke zwischen Untersuchungsbefund, Klinik und Therapie, was in Internetartikeln meist nicht stattfindet.
Natürlich können und sollen Sie sich auch das Internet zu Nutzen machen. Vorwiegend werden Sie aber aus geeigneten Lehrbüchern lernen, die wir Ihnen gerne empfehlen. Sie benötigen ebenfalls geeignete Lehrbücher für den POL-Unterricht.
Literaturempfehlung
Hier eine Auswahl an Lehrbüchern, zum Teil mit einer kurzen Bewertung, die selbstverständlich subjektiv ist und nicht als Kaufempfehlung gewertet werden soll. Link
Recherchieren mit dem Internet
Googeln Sie alles, was Sie nicht wissen! Das machen wir Ärzte letztlich genauso. Je mehr Sie googeln, desto klüger werden Sie. Manchmal aber auch nur verwirrter. Sie müssen lernen die Quellen, die Sie nutzen richtig zu bewerten. Und bitte: Informationen aus Internetforen können Sie gleich links liegen lassen!!!!! BITTE!!!! Da steht wirklich zu 99,9% unreflektierter Quatsch. Aber je mehr Sie sich mit Informationen aus dem Internet beschäftigen, desto mehr wissen Sie, mit welchen Fragen und Sorgen sich Ihre Patienten an Sie wenden.
Pubmed
DIE medizinische Meta-Daten-Bank mit Links zu Unmengen medizinischen Fachartikeln. Als Rechercheanfänger schwierig in der Bedienung. Jedoch jeder von Ihnen, wird sich früher oder später damit auseinandersetzen müssen. Sei es für die Literaturrecherche der Doktorarbeit, Vorbereitung von Vorträgen und Weiterbildungen oder einfach nur, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und eine Quelle zu überprüfen. Wie man mit Pubmed arbeitet lernen Sie in verschiedenen Onlinetutorials, z.B. auf Youtube.
Youtube
Youtube wird von vielen „alten Hasen“ der Medizin nicht nur als Wissensbasis unterschätzt, sondern teils völlig ausgeblendet. Dabei punktet Youtube mit deutlich mehr als lustigen Katzenvideos. Suchen Sie doch mal nach „parkinsonian gate“, „lumbar punction“ oder „neurologische Untersuchung“. Sie finden hier teils hervorragende Lehrmaterialien. Auch wir nutzen schon lange Youtube in der Ausbildung unserer Peer Teacher und drehen immer wieder eigene Lehrvideos. Leider haben wir noch nichts konsolengängiges entwickelt. J
Fachgesellschaften
Also wo schauen Sie nun nach, wenn in zwei unterschiedlichen Lehrbüchern unterschiedliche Angaben für das Lysefenster beim ischämischen Schlaganfall stehen (z.B. 3 Stunden und 4,5 Stunden????) Richtig! Bei den Leitlinien unserer Fachgesellschaften. Hier werden Ihnen wichtige Studien und sich daraus ableitende Handlungsempfehlungen, immer auf dem aktuellsten Stand aufbereitet! Ein Zusammenschluss vieler medizinischer Fachgesellschaften ist die AWMF. Aber besuchen Sie auch die wirklich gute und übersichtliche Seite der DGN (Deutsche Gesellschaft für Neurologie). Auf diesen Websites können Sie sich wirklich gut informieren und bekommen alles geboten, was eine gute Quelle können muss.
Wikipedia
Leider ist Wikipedia immer noch sehr verschrien bei vielen medizinischen Ausbildern. Dabei hat sich grade die deutsche Wikipedia, was Quellen und Wissenstiefe angeht ganz schön gemausert. Also nur zu: Wenn Sie einen kurzen Einstieg oder Überblick über ein Thema wollen, gehen Sie lieber zu Wikipedia, als zu sonstiger Laienpresse. Natürlich finden Sie auch hier noch Artikel, in denen viel Mist steht oder die sehr sehr oberflächlich sind. Also nutzen Sie die Übersicht über die Quellen, um sich selbst einen Eindruck von der Artikelqualität zu machen. Aber wichtig zu wissen: Zitieren Sie niemals (vielleicht ändert sich das noch in den kommenden 10 Jahren) Wikipedia in Ihrer Doktorarbeit oder Epikrise. Dafür müssen Sie etwas tiefer in die Quellenangaben tauchen.
Laienpresse
Letztens titelten online der Spiegel, als auch Heilprasixnet, dass der nachlassende Geruchssinn ein Warnzeichen für den heraneilenden Tod sind und alle, die schlecht riechen, am besten sofort zum Hausarzt gehen… Die armen Kollegen in den hausärztlichen Praxen…
Liest man die Artikel dazu durch, wird eine Panik unter den Mitbürgern gestreut, die völlig sinnlos ist. Schon lange, wissen wir, dass zum Beispiel ein schwindender Geruchsinn bei Parkinsonpatienen lange vor motorischen Symptomen auftritt. Aber was soll der verunsicherte schlecht riechende Laie mit dieser Information nun anfangen? Die kommenden Jahre auf den nahenden Tod warten? Einmal im Monat zum Neurologen gehen und fragen, ob es nun schon so weit ist? Oder sich daran erinnern, dass dieser Zustand vielleicht seit einer schlimmen Sinusitis besteht????
Es ist für Sie als medizinische Anfänger, genau wie für den Laien schwierig, solche Informationen richtig einzuordnen und die richtigen Rückschlüsse daraus zu ziehen. Behalten Sie das im Hinterkopf, wenn Sie die Laienpresse studieren. Oder besser noch: Nutzen Sie die Laienpresse als Aufhänger für Ihre Diskussionen mit Kommilitonen und weitere Recherchen. Daran kann man trotzdem vieles lernen.
ck