Mit ihr hat die lange Zeit des Wartens, der Einschränkungen und Ungewissheit endlich ein Ende: die Nierentransplantation. Ob plötzlich als postmortale Organspende oder als geplante Lebendnierenspende – den Empfängern wird mit der neuen Niere auch ein neues Leben geschenkt. Seit mehr als 30 Jahren wird auf diese Weise auch Menschen am Nierentransplantationszentrum (NTZ) am UKJ geholfen. Das einzige Nierentransplantationszentrum Thüringens wurde 1991 gegründet. 2022 wurden insgesamt 36 Nieren transplantiert, davon sieben als Lebendnierenspenden.
Das NTZ am UKJ ist ein enges Zusammenspiel der Klinik für Urologie und der Klinik für Innere Medizin III. Gemeinsam werden Patienten vor der Aufnahme auf die Warteliste bzw. während der Zeit des Wartens betreut. Während die Urologen dann hauptsächlich den operativen Teil der Transplantation übernehmen, sind die Nephrologen vor allem für die Vorund Nachsorge mit der medikamentösen Einstellung sowie gelegentlich für die Behandlung erster Infekte nach dem Eingriff verantwortlich.
Ist der Tag der Transplantation gekommen, wird der Empfänger noch einmal gründlich untersucht und vorbereitet, z.B. wenn notwendig mit einer Dialyse. Ist dies geschafft, geht es in den OP. „Was viele nicht wissen, ist, dass die neue Niere gar nicht dorthin kommt, wo die Nieren eigentlich im Körper sitzen. Sie wird in der Regel ins kleine Becken links oder rechts neben die Harnblase eingesetzt“, erklärt Dr. Susan Foller, leitende Oberärztin an der Klinik für Urologie. Häufig nimmt die Niere schon während der Operation ihre Tätigkeit auf. „Manchmal dauert es aber auch noch einige Tage, bis das Organ anspringt, sodass unter Umständen auch nach der OP noch eine Dialyse nötig werden kann“, so Dr. Foller. Die ersten Tage nach der Operation werden die Patienten engmaschig und interdisziplinär auf der Station der Urologie überwacht. Anschließend werden sie in die Nephrologie verlegt. Dort werden die Patienten unter anderem weiter auf die immunsupressiven Medikamente eingestellt, die es nach einer Transplantation braucht, damit das neue Organ nicht vom Körper abgestoßen wird. „Wichtig ist, die richtige Dosis der Immunsupressiva zu finden. Nach der Transplantation soll eine Abstoßungsreaktion verhindert werden, allerdings darf die Funktionsfähigkeit des Immunsystems nicht übermäßig heruntergefahren werden, weil sonst die Wahrscheinlichkeit für Infektionen und im Langzeitverlauf für Tumore höher ist. Ziel ist deshalb, die Dosis der Medikamente so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich zu halten“, sagt Dr. Mandy Schlosser, Nephrologin in der Klinik für Innere Medizin III.
Um langfristig eine Abstoßung zu vermeiden und frühzeitig gesundheitliche Probleme zu erkennen, stehen auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus regelmäßige Kontrolluntersuchungen an. „Die Nachsorge ist sehr wichtig. Nach der oftmals sehr langen Wartezeit sollte das Organ, das man bekommen hat, gut behütet und der Patient optimal und interdisziplinär versorgt werden. Dafür trägt jeder Patient selbst eine große Verantwortung“, so Dr. Schlosser. Denn: „Es obliegt dem Patienten und seiner Zuverlässigkeit, regelmäßig die Arztbesuche wahrzunehmen und die Medikamente einzunehmen sowie sich korrekt nach der Transplantation zu verhalten.“ Die Untersuchungen finden in den ersten zwölf Monaten nach der Transplantation in der Regel einmal im Quartal statt. Begutachtet werden ausgiebig die Transplantatfunktion ebenso seine speziellen Nebenerkrankungen. Darüber hinaus gibt es die Jahres-Kontrolluntersuchung, bei der unter anderem ein körperlicher Checkup, spezielle Blutuntersuchungen und eine Sonographie durchgeführt werden. Hinzu kommen diverse Termine, um chronische Infekte und Tumore auszuschließen. Sollte das Transplantat nicht wie gewünscht funktionieren, ist eine Nierentransplantatbiopsie er forderlich. Die Nachsorge erhalten im Übrigen nicht nur Empfänger: Nach einer Lebendnierenspende werden auch die Spender am NTZ körperlich und psychosozial nachbetreut.
Werden die Kontrolluntersuchungen regelmäßig wahrgenommen, die verordneten Medikamente gewissenhaft eingenommen, auf eine gesunde Ernährung sowie ausreichend Bewegung geachtet, stehen die Aussichten gut, zirka 15 Jahre mit einer Spenderniere zu leben.