Mit Nadel, Säge und Bohrmaschine
PJler und Studenten trainierten wichtige chirurgische Fertigkeiten
Auf den ersten Blick erinnerte der Seminarraum im Lobedaer Klinikum eher an eine Mechanikerwerkstatt: Da wurde gesägt, gebohrt und geschraubt, es wurden Gewinde geschnitten und Kunststoffteile mit Metallplatten zusammengefügt. Doch hier vervollkommneten nicht etwa künftige Handwerksmeister ihre Fähigkeiten, hier übten Ärzte in spe das Bearbeiten, Trennen und Verbinden von Knochenersatzmaterialien.
Die Ärzte der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Jena hatten am 19. Januar 2008 PJler und Medizinstudenten höherer Semester zum "1. Jenaer Traumatag" eingeladen. Neben der Osteosynthese standen ein Gipskurs, Röntgenbild-Auswertungen und ein chirurgischer Nahtkurs auf dem Programm.
"Während des Studiums besteht leider nicht die Möglichkeit, derartige ärztliche Grundfertigkeiten zu erlernen, da kam mir die Einladung zum 'Traumatag' ganz recht", sagt Angelika Borkowetz, Medizinstudentin im 7. Semester, nimmt die Bohrmaschine und widmet sich wieder ihrem "Werkstück". Unfallchirurg Dr. Matthias Müller, neben Dr. Florian Gras der "Erfinder" des Traumatages, geht von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz, gibt Hinweise und begutachtet erste Ergebnisse. Im Nachbar-Seminarraum wird "gegipst", allerdings ohne die bekannten Gipsbinden. "Wir arbeiten hier mit Binden aus einem speziellen synthetischen Material. Das lässt sich sauberer und schneller verarbeiten, ist hautverträglicher und zudem auch noch atmungsaktiv", erläutert Julia Wittig, die gerade den Unterarm eines Kommilitonen bandagiert.
Einen Raum weiter werten Studenten und Ärzte Röntgenbilder aus und besprechen die erforderlichen therapeutischen Maßnahmen und im Nahtkurs werden unter fachkundiger Anleitung von Ärzten der Klinik Knotentechniken trainiert und Hautnähte an Schweinefüßen geübt. "Auch diese Grundfertigkeiten, die nicht nur für Chirurgen, sondern beispielsweise auch für künftige Hausärzte wichtig sind, gehören leider nicht zum Studienprogramm", bedauert die Ärztin Karina Litzenberger und gibt den Studierenden Hinweise für den Umgang mit der sichelförmigen OP-Nadel.
"Insgesamt 40 Plätze standen für die PJler und Studenten zur Verfügung, innerhalb von fünf Tagen waren sage und schreibe 140 Anmeldungen bei uns eingegangen. Davon waren wir völlig überrascht", sagt die Ärztin Monique Kribus, die sich, ebenso wie Dr. Matthias Müller, mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden zeigte. Die Jenaer Unfallchirurgen wollten mit dem "Traumatag" wichtige chirurgische Grundlagen vermitteln und auch Interesse für ihr Fach wecken. Die teilnehmenden Medizinstudenten waren von der Veranstaltung begeistert. Allerdings, und das war der einzige Kritikpunkt, müsste so etwas viel öfter angeboten werden. mv
Quelle: Klinikmagazin online 1/2008