Pressemitteilung
25.10.2010
Nierenkrebs genauer diagnostizieren und so besser behandelbar machen
Interdisziplinäres Symposium zum Nierenzellkarzinom am 29./30.10. in Jena
Jena. Die klinische und experimentelle Forschung zu Diagnose und Therapie des Nierenzellkarzinoms ist das zentrale Thema einer interdisziplinären Fachtagung am Universitätsklinikum Jena. Über 100 Urologen, Onkologen, Pathologen, Radiologen und Grundlagenwissenschaftler erwarten die Organisatoren am 29. und 30. Oktober.
Bei etwa 15 000 Patienten in Deutschland wird jährlich ein Nierenzellkarzinom diagnostiziert, ein aus den Zellen der Niere entstandener Tumor - oft zufällig bei Routineuntersuchungen. Denn dieser nach Prostata- und Blasenkarzinom dritthäufigste urologische Krebs verursacht kaum Beschwerden. Er lässt sich auch gut operativ behandeln. Selbst wenn die gesamte betroffene Niere entfernt werden muss, kann man mit der verbleibenden zweiten Niere gut leben. Das Gefährliche am Nierenzellkarzinom sind die Metastasen, die der Tumor je nach Unterart schon sehr frühzeitig bilden kann, und die sich durch Strahlen-, Chemo- oder Immuntherapie kaum eindämmen lassen.
„Erst seit einigen Jahren stehen uns Wirkstoffe für die molekulare Therapie zur Verfügung, die die Krebszellen daran hindern, ein eigenes Gefäßsystem zur Versorgung auszubilden und die die Tumorzellen selbst zielgerichtet zerstören. Diese sogenannten Tyrosinkinase- und mTOR-Inhibitoren werden auch bei Nierenkrebspatienten erfolgreich eingesetzt, weil schon kleinste Nierenzelltumoren und deren Tochtergeschwülste Gefäße bilden", so PD Dr. Kerstin Junker von der Klink für Urologie. Die Leiterin des molekularbiologischen Forschungslabors der Klinik steht dem vor fünf Jahren gegründeten Deutschen Netzwerk Nierenzelltumoren vor, das sich die Erforschung dieser Krebserkrankung zur Aufgabe gemacht hat.
Nachweis von Chromosomenveränderungen im Nierenzellkarzinom mit Hilfe der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung, Bild 1: gesunde Zelle, Bild 2: Tumorzelle mit Veränderungen auf den Chromosomen 1 (blau), 2 (rot) und 6 (grün). Bild: UKJ
Ein Arbeitsschwerpunkt dabei ist die Suche nach zell- und molekularbiologischen Biomarkern im Tumorgewebe, um die Art und Gefährlichkeit des Karzinoms möglichst differenziert bestimmen und die Therapie individuell daran ausrichten zu können. In Zusammenarbeit mit Industriepartnern konnten die Jenaer Urologen ein Diagnostik-Kit entwickeln, das durch Farbsonden die für die verschiedenen Krebsunterarten spezifischen Veränderungen in den Chromosomen der Tumorzellen anzeigt. Das erleichtert die Entscheidung, ob der Tumor operiert werden muss und welche weitere Behandlung notwendig ist.
Aktuelle Studien haben gezeigt, dass die Patienten von einer vollständigen Entfernung der Niere nicht mehr profitieren als von einer kompletten Tumorresektion, bei der das Organ erhalten bleibt. „Diese Eingriffe können auch minimal-invasiv durchgeführt werden", so Prof. Dr. Heiko Wunderlich von der Jenaer Klinik für Urologie. Der sehr erfahrene Nierenoperateur betont: „Die Wahl des chirurgischen Verfahrens hängt wesentlich von der Art und Größe des Tumors ab, dabei sind die Biomarker zunehmend wichtige Kriterien." Die Urologen, Pathologen, Onkologen und Biochemiker suchen auch nach Biomarkern, die geeignet sind, die effektivste zielgerichtete Therapie zur Behandlung der Metastasen für den einzelnen Patienten auszuwählen und frühzeitig das Versagen der Therapie zu erkennen. Ihr Ziel ist eine individuell auf den Patienten zugeschnittene Behandlung.
Die Mediziner im Netzwerk können für ihre Arbeit auf eine gemeinsame virtuelle Tumorgewebebank zugreifen, für die alle Mitglieder ihre Daten zu Verfügung stellen. Allein die Jenaer Urologen sammeln und dokumentieren seit 15 Jahren Nierenzellkarzinomgewebe. Für fundierte Aussagen in der klinischen Forschung ist umfassendes Proben- und Datenmaterial heute eine Grundvoraussetzung.
Auf ihrem inzwischen dritten Fachsymposium am 29. und 30. Oktober in Jena werden die Teilnehmer aus ganz Deutschland unter anderem diskutieren, wann eine Behandlung mit den neuen Wirkstoffen vor der chirurgischen Entfernung von Tumor und Tochtergeschwülsten sinnvoll ist, welche Hinweise Art und Grad der Nebenwirkungen für die Wirksamkeit der Therapie geben und wie sich Resistenzen gegen die Tyrosinkinaseinhibitoren entwickeln können. Auch die Möglichkeiten der operativen Therapie der Nierentumore von der offenen Operation über die Laparoskopie bis zur Roboterchirurgie werden ein Thema sein. „Unser Ziel ist eine weitere Vertiefung der interdisziplinären Zusammenarbeit von Grundlagenforschung und Klinik auf dem Gebiet der Nierenzellkarzinome", fasst Kerstin Junker zusammen.
Terminhinweis:
3. Nierenzellkarzinom-Symposium, 29. und 30. Oktober 2010,
SCALA Turm-Restaurant, Leutragraben 1, 07743 Jena
Kontakt:
PD Dr. Kerstin Junker
Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Jena
Telefon : 03641-935199
E-Mail: @med.uni-jena.de