Harnröhrenstriktur
Unter einer Harnröhrenstriktur versteht man eine Einengung der männlichen oder weiblichen Harnröhre. Je nach Ausmaß der Einengung zeigt sich ein abgeschwächter Harnstrahl, die Entleerung der Harnblase wird mehr oder minder stark behindert. Es kann sogar bis zu einer Harnverhaltung kommen. Bei unvollständiger Entleerung der Blase sind Entzündungen möglich. Neben Veränderungen an der Harnblase sind Spätschäden an den Nieren möglich.
Ursachen
Es werden angeborene und erworbene Ursachen unterschieden. Bei den selteneren angeborenen Verengungen handelt es sich häufig um Klappen und Engen im Bereich der hinteren Harnröhre. Aber auch die äußere Harnröhrenöffnung kann betroffen sein.
Bis zum Beginn der Antibiotikatherapie des Trippers (Gonorrhoe) waren 70% aller erworbenen Strikturen Spätfolgen dieser Geschlechtskrankheit. Diese Form ist heute seltener geworden. Weitere Ursachen für erworbene Strikturen sind Verletzungen der Harnröhre (z.B. im Rahmen von Unfällen, Fahrradstangenverletzung), nach instrumentellen Untersuchungen der Harnröhre und Harnblase, Katheterbehandlung und langzeitige unspezifische Entzündungen.
Symptomatik
Entsprechend der im allgemeinen langsam fortschreitenden Narbenbildung wird der Harnstrahl langsam dünner, ist gedreht und im Endstadium nur noch fadenförmig oder tröpfchenweise. Demzufolge wird der Zeitbedarf, der für die Entleerung der Blase benötigt wird, immer größer. Da es meist über einen längeren Zeitraum zur allmählichen Verschlechterung kommt, gewöhnt sich der Patient an die Situation. Es kann daher im Verlauf zur erheblichen Störung der Harnblasen- und unter Umständen sogar der Nierenfunktion kommen. Schließlich kann es zur kompletten Harnverhaltung kommen. Diese Situation stellt eine akute Notfallsituation in der Urologie dar.
Diagnostik
Die erste Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der typischen Beschwerdesymptomatik und der Beobachtung des Harnstrahles. Häufig ergibt sich aus der Krankengeschichte bereits ein Hinweis auf eine mögliche Ursache der Harnröhrenenge (siehe oben).
Bei der sich anschließenden Uroflowmetrie (Messung des Harnflusses) zeigt sich ein typischer Kurvenverlauf (Plateauphase, verlängerte Miktionszeit).
Schließlich kann die röntgenologische Darstellung der Harnröhre mit Kontrastmittel die Lokalisation, Länge und das Ausmaß der Verengung sichern.
Therapie
Die Therapie einer Harnröhrenstriktur erfolgt operativ, es stehen verschiedene Operations-verfahren zur Verfügung. Die Entscheidung, welches Therapieverfahren zur Anwendung kommt, hängt von mehreren Faktoren ab:
- der Lokalisation und Länge der Striktur
- von eventuell bereits vorangegangenen Therapien (wiederholte Striktur?)
- Begleiterkrankungen des Patienten
Im Wesentlichen stehen folgende Operationsverfahren zur Verfügung:
endoskopische Verfahren
- mit Schlitzung der Harnröhre unter Sicht (Urethrotomia interna nach SACHSE) oder blind (Urethrotomia interna nach OTIS)
- Dehnung der Harnröhre mit sogenannten Bougies in Ausnahmefällen (Bougierung)
offene Operationsverfahren
- Entfernung des verengten Harnröhrenabschnittes und anschließend End-zu-End-Anastomosierung der verbleibenden Harnröhre (nur möglich bei sehr kurzstreckigen Strikturen)
- Harnröhrenplastik mit Mundschleimhaut: hier wird die verengte Harnröhre unter Verwendung von patienteneigener Mundschleimhaut plastisch erweitert.
Alle Therapieverfahren werden an der hiesigen Klinik angeboten.
Die stationäre Aufenthaltsdauer hängt vom gewählten Therapieverfahren ab.
Nach der Operation wird die Einlage eines Katheters in die Harnröhre oder die Ableitung des Urin über einen Bauchkatheter (Zystofix) für einige Tage notwendig. Im Falle einer akuten Harnverhaltung kann auch als Erstmaßnahme die Anlage eines Bauchkatheters (Zystofix) erforderlich sein.
Nach der Operation
Eine erneute Verengung (Rezidiv) nach erfolgter operativer Korrektur kann aufgtreten. Deshalb ist insbesondere in den ersten 12 Monaten nach der OP, aber auch darüber hinaus, auf eine erneute Abschwächung des Harnstrahles zu achten.