- Symptome
- Diagnostik
- Stadieneinteilung
- Therapie
- radikale/modifizierte RLA (retroperitoneale Lymphadenektomie)
- Zweitmeinungszentrum
Spezialsprechstunde: Tumorsprechstunde
Dienstag & Donnerstag 8:00 Uhr - 13:00 Uhr
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Hodentumore sind bösartige Geschwülste des Hodens oder versprengten Hodengewebes im Körper (extragonadaler Keimzelltumor). Sie stellen die häufigste Tumorerkrankung des jungen Mannes zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr dar. Generell können Sie aber in jedem Lebensalter auftreten. Die Ursachen für die Entstehung von Hodentumoren sind ungeklärt, jedoch haben Männer mit einem Hodenhochstand, auch wenn dieser im Kindesalter korrigiert wurde, und Männer mit Verwandten, die an einem Hodentumor erkrankt sind (z.B. Vater oder Bruder) ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Einen hohen Stellenwert hat die frühzeitige Diagnostik. Insbesondere die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden und eine möglichst umgehende Abklärung bei Auffälligkeiten durch einen erfahrenen Arzt ist von großer Bedeutung. Dank einer zügig eingeleiteten Therapie kann die überwiegende Mehrheit der Erkrankten heute geheilt werden. Bei Frühbefunden ist von einer Heilungswahrscheinlichkeit von über 90% auszugehen.
Im Frühstadium verursachen Hodentumore keinerlei Beschwerdesymptomatik. Auffällig wird eine Verhärtung bzw. Knotenbildung im Hoden, später eine Größenzunahme des Hodens mit derber Konsistenz. Dies ist typischerweise nicht mit Schmerzen verbunden. Erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung können unspezifische Beschwerden, wie Leistungsschwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit und anderes auftreten. Bei Nachweis der oben genannten Veränderungen sollte in jedem Fall sofort ein Arzt konsultiert werden.
Am Beginn der Diagnostik steht die klinische Untersuchung. Häufig kann dabei schon mit großer Sicherheit eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Die Ultraschalluntersuchung der Hoden sowie des Bauchraumes schließt sich an und gibt weitere Entscheidungshilfe. Es folgt die operative Freilegung des Hodens über einen Leistenschnitt. Bestätigt sich der Tumorverdacht, wird der betroffene Hoden mitsamt dem Samenstrang unter Eröffnung des Leistenkanales entfernt. Erst nach histologischer Untersuchung kann nunmehr die genaue Charakterisierung (Seminom oder Nichtseminom) erfolgen. Zur weiteren Ausbreitungsdiagnostik wird eine Computertomografie des Bauchraumes sowie des Brustkorbes durchgeführt.
Die Diagnostik wird vervollständigt durch Bestimmung verschiedener Eiweißstoffe im Blut. Diese so genannten Tumormarker können Hodentumore je nach ihrer Charakterisierung und Ausbreitung in unterschiedlicher Menge abgeben. Die Bestimmung der Marker liefert wertvolle Informationen für die Primärdiagnostik, aber auch für die Verlaufskontrolle unter Therapie und im Rahmen der Nachsorge.
Wie bei anderen Tumorerkrankungen wird anhand der Ausbreitung des Tumorleidens eine Stadieneinteilung vorgenommen. Entscheidende Kriterien sind hierbei insbesondere der Befall von Lymphknoten im Bauchraum (Retroperitoneum) sowie die Entwicklung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen, bevorzugt der Lunge und der Leber. Vereinfacht wird bei Hodentumoren ohne Hinweis auf eine Metastasierung vom Klinischen Stadium I gesprochen. Finden sich retroperitoneale Lymphknotenmetastasen liegt ein Klinisches Stadium II vor. Das Klinische Stadium III ist durch Befall der Lymphknotenstationen im Brustkorb (Mediastinum) bzw. Vorliegen von Fernmetastasen charakterisiert.
Hodentumore stellen eine Gruppe verschiedener Geschwülste dar. Neben der Ausbreitung des Tumors ist die histologische Charakterisierung des Tumortyps von großer Bedeutung. Man unterscheidet so genannte seminomatöse Hodentumore von den Nichtseminomen. Die Tumoren unterscheiden sich bezüglich ihrer Empfindlichkeit gegenüber differenten Behandlungsformen, daraus leitet sich ab, dass entsprechend der Charakterisierung des Tumors spezielle Therapieschemata zum Einsatz kommen.
Am Beginn steht fast immer die Entfernung des erkrankten Hodens, wie sie bereits im Abschnitt Diagnostik beschrieben wurde sowie fallweise die Entnahme von Gewebe aus dem Gegenhoden, um hier ein Tumorfrühstadium möglichst auszuschließen. Durch diesen Eingriff wird die Zeugungsfähigkeit bei gesundem Gegenhoden nicht beeinträchtigt, da dieser die Funktion des erkrankten Hodens übernimmt. Die weitere Behandlung richtet sich nach der histologischen Charakterisierung des Hodentumors, der Bestimmung des klinischen Stadiums sowie der Blutspiegel der Tumormarker bzw. ihrem zeitlichen Verlauf (siehe oben).
Es werden gegebenenfalls weitere Operationen notwendig. Hier ist die retroperitoneale Lymphadenektomie (kurz "RLA"), eine Operation zur Entfernung von Lymphknoten im hinteren Bauchraum, zu nennen. Diese erfolgt radikal oder in bestimmen Fällen modifiziert. Zumeist besteht die Möglichkeit "nerverhaltend" zu operieren, so dass im Anschluss die Fähigkeit zur Ejakulation erhalten bleibt.
In bestimmten Fällen können Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Körperregionen ebenfalls operativ behandelt werden. Weitere Therapiemöglichkeiten sind je nach Tumorart und -ausbreitung die systemische Chemotherapie und, bei Seminomen, die regionale Bestrahlung. Häufig werden die verschiedenen Behandlungen (insbesondere Chemotherapie und Operation) miteinander kombiniert.
Die zuletzt genannten Behandlungen (Chemotherapie, operative Entfernung der Lymphknoten im Bauchraum, Bestrahlung) können zur vorübergehenden, aber auch zur dauerhaften Zeugungsunfähigkeit führen. Bei eventuell bestehendem Kinderwunsch ist vor Einleitung der Therapie eine Konservierung (Kryokonservierung) von Sperma möglich.
Unsere Klinik verfügt über eine Ausstattung, die es erlaubt, einen Hodentumorpatienten von der Diagnostik (Computertomographie*, Sonographie, Hodentumormarker) über die Therapie (operative Entfernung des Hodens und ggf. von Lymph-knoten/Tochtergeschwülsten, Chemotherapie, Strahlentherapie*) bis hin zur Nachsorge zu begleiten. Die Möglichkeit der Kryokonservierung ist in Kooperation mit der Klinik für Gynäkologie unseres Klinikums ebenfalls gegeben.
Um eine geregelte Nachsorge zu gewährleisten, haben wir die o.g. Spezialsprechstunde eingerichtet.
Holen Sie eine Zweitmeinung zur Festlegung der Therapie bei Hodentumoren ein. Dieses Projekt wird gefördert durch die Deutsche Krebshilfe und soll helfen die Versorgungsqualität von Patienten mit Hodentumoren zu verbessern.
*in enger Kooperation mit angrenzenden Fachabteilungen (Radiologie, Strahlentherapie)