- Formen der Harninkontinenz
- Diagnostik & Therapie
- Belastungsinkontinenz nach radikaler Prostatektomie
- Botulinumtoxin (Botox)
- Neuromodulation (Blasenschrittmacher)
Spezialsprechstunde:
Neurourologie / Harninkontinenz
Mittwoch 08:00 - 15:00 Uhr
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Neurourologie / Harninkontinenz
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Gemäß der International Continence Society ist eine Harninkontinenz als „Zustand mit jeglichem unwillkürlichem Urinverlustes, der ein soziales oder hygienisches Problem darstellt“ definiert.
Basierend auf Art, Ausmaß und Entstehung der Harninkontinenz werden unterschiedliche Klassifikationssysteme verwendet. Die grundlegende Differenzierung erfolgt nach den Krankheitszeichen:
Das Hauptmerkmal der Belastungsinkontinenz ist der Verlust von Urin bei körperlicher Belastung. Je nach Ausmaß des Urinverlustes kann die Belastungsinkontinenz in drei Schweregrade unterteilt werden:
Die Dranginkontinenz wird durch den ständigen Harndrang und eine dem Drang unmittelbar folgende nicht unterdrückbare Blasenkontraktion mit Urinverlust gekennzeichnet.
Als Mischinkontinenz wird eine Harninkontinenz bezeichnet, bei der sowohl Merkmale der Belastungs- als auch der Drankinkontinenz eine Rolle spielen.
Die Reflexinkontinenz beschreibt den Urinverlust, der durch eine nervale Fehlsteuerung von Harnblase und Schließmuskel ausgelöst und erhalten wird. Ursächlich dafür kann eine neurologische Erkrankung, z. B. Querschnittlähmung oder Multiple Sklerose, sein.
Die Inkontinenz bei chonischer Harnretention (ehem. Überlaufinkontinenz) ist Folge einer Abflussstörung des Urins aus der chronisch überdehnten Harnblase. Jeder neu aus den Nieren in die Blase gelangende Tropfen Urin führt zum Überlaufen der Harnblase und damit zum unfreiwilligen Urinverlust, der im Sinne von ständigem Tröpfeln auftritt.
Als extraurethrale Inkontinenz wird ein Urinverlust aufgrund von Fisteln oder Fehlbildungen bezeichnet.
Die Diagnostik und Behandlung von Patienten von Harninkontinenz erfolgt durch den Facharzt für Urologie. Bei der ersten Vorstellung wird zunächst im ärztlichen Gespräch der Patient zu den aktuellen Problemen und zur Entwicklung der Erkrankung befragt. Anschließend erfolgt eine Untersuchung des Patienten. In der Regel kommen folgende Untersuchungen zum Einsatz:
Anhand der gewonnenen Befunde ist es dem behandelnden Arzt möglich, eine entsprechende Therapie einzuleiten. Hierbei stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung:
Welches Verfahren beim Patienten zum Einsatz kommt, wird durch den behandelnden Arzt entschieden, der den Patienten in einem Gespräch über die Vor- und Nachteile sowie mögliche Komplikationen informiert. In der Regel wird eine Stufentherapie durchgeführt, wobei man zunächst mit wenig invasiven Therapieverfahren beginnt und in Abhängigkeit vom Therapieerfolg zu komplizierteren Methoden übergehen kann.
In unserer Klinik werden auch Patienten mit einer Belastungsinkontinenz nach radikaler Prostatektomie behandelt. Patienten mit sehr unterschiedlichen Schweregraden der Belastungsinkontinenz werden bei uns vorstellig. Es ist die Aufgabe unserer Ärzte, den Grad der Inkontinenz sowie die Restfunktion des äußeren Schließmuskels einzuschätzen (Berichte des Patienten über Symptome und eventuelle Vorbehandlungen, Vorlagenverbrauch, Blasenspiegelung, etc.), um über die Art der Therapie entscheiden zu können.
Für Patienten mit einer milden bis moderaten Belastungsinkontinenz kommt als operative Therapie die Implantationen eines transobturatorischen Bandes (in unserer Klinik das AdVanceTM-Band von AMS) in Frage. Bei diesem Verfahren wird eine aus synthetischem Material bestehende Schlinge durch einen Schnitt im Dammbereich (sowie zwei kleine Einstiche in der Leistengegend) in den Körper implantiert. Die Schlinge unterstützt die Harnröhre bzw. die Restfunktion des äußeren Schließmuskels und stellt somit die normale Blasenkontrolle wieder her.
Für Patienten mit einer ausgeprägten Belastungsinkontinenz bzw. nahezu keiner Restfunktion des äußeren Schließmuskels ist die Implantation eines künstlichen Schließmuskels (in unserer Klinik der AMS800 von AMS) die Methode der Wahl.
Bei der Operation wird eine künstliche Manschette um den Blasenhals gelegt. Über eine im Hodensack implantierte Pumpe und ein Schlauchsystem kann die Manschette gezielt geöffnet werden. Nach dem Toilettengang mit Entleerung der Harnblase schließt sich die Manschette automatisch und der Urin kann bis zum nächsten Toilettengang zurückgehalten werden.
Wenn bei einer Dranginkontinenz mit der Einnahme entsprechender Medikamente keine ausreichende Besserung der Symptome erreicht werden kann oder Medikamente nicht vertragen werden, besteht die Möglichkeit eine Unterspritzung der Blasenschleimhaut mit Botulinumtoxin (Botox) vorzunehmen. Dazu sollte möglichst mittels Urodynamik (Blasendruckmessung) ein überaktiver Blasenmuskel (unwillkürliche Detrusorkontraktionen, Detrusorinstabilitäten) nachzuweisen sein.
Bei komplexen Funktionsstörungen der Harnblase (z.B. das Unvermögen die Blase komplett bzw. zum richtigen Zeitpunkt zu entleeren, auch in Kombination mit Dranginkontinenz) kann das Verfahren der Neuromodulation (implantierter Blasenschrittmacher) zur Anwendung kommen. Nach einer entsprechenden fachärztlichen Abklärung erfolgt die Einweisung des Patienten z.B. in unsere Klinik, wo zunächst im Rahmen eines Tests (PNE) die Möglichkeit des Einsatzes dieses Therapieverfahrens überprüft wird. Sollte dieser Test, bei dem die Blasennerven elektrisch stimuliert werden, erfolgreich verlaufen, besteht prinzipiell die Möglichkeit zur Implantation eines solchen permanenten Schrittmachersystems, welches dem Patienten die Möglichkeit gibt, die Blase wieder gezielt und koordiniert zu entleeren bzw. die Speicherung des Urins besser zu kontrollieren.
Alle oben genannten Diagnostik- und Therapieformen werden in unserer Klinik praktiziert. Sie sind betroffen und möchten sich informieren? Vereinbaren Sie einen Termin in unserer Neurourologie/Harninkontinenz-Sprechstunde!