Verlegt II
Einige Ausstellungsstücke aus unserem Schatzkästchen rund um die Universitätsmedizin finden Sie im Eingangsbereich des Universitätsklinikums. Vor dem Hörsaal I finden Sie Schaukästen in denen Sie medizinische Geräte aus vergangenen Zeiten bestaunen können, sowie zwischen Haus A und Magistrale Schautafeln, die Bilder und medizinische Geräte aus über 100 Jahren Klinikalltag zeigen. Bitte beachten Sie, dass die Ausstellung anlässlich der Fertigstellung des sogenannten "2. Bauabschnittes" - also der Erweiterung des Klinikneubaus - 2017 konzipiert wurde. Dies spiegelt sich in den Bilder und Texten teilweise wieder.
Hier finden Sie die Texte auf den Plakaten noch einmal zum nachlesen:
Einleitung
Mit dem Umzug in die neuen Klinikgebäude in Lobeda verlässt das Universitätsklinikum Jena viele Gebäude der Jenaer Innenstadt, in denen über Jahrzehnte Kranke gepflegt wurden. Um die Erinnerung an diese Gebäude, aber auch an die Arbeitsbedingungen früherer Zeiten zu bewahren, zeigt die Ausstellung "verlegt" Fotodokumente aus den vergangenen 100 Jahren. Welche bauliche Entwicklung die Gebäude durchgemacht haben und wie sich der Arbeitsalltag in den Kliniken gewandelt hat - davon erzählen die ausgewählten Fotos. Die Bilder stammen aus Archiven, Nachlässen und privaten Sammlungen. Auf einen Aufruf haben sich viele aktuelle und ehemalige Klinikmitarbeitende, aber auch Jenaer Bürgerinnen und Bürger gemeldet und ihre historischen Aufnahmen zur Verfügung gestellt. Dafür bedanken wir uns herzlich. Die Ausstellung stellt weder einzelne Persönlichkeiten noch besondere medizinische Errungenschaften in den Fokus. Viel mehr möchte sie Schlaglichter werfen auf den Arbeitsalltag am Klinikum im Wandel der Zeit. Es handelt sich ausdrücklich nicht um eine Ausstellung mit historisch-wissenschaftlichem Anspruch - die gezeigten Bilder sind viel mehr nach subjektiven Kriterien ausgewählt worden.
Betriebsambulanz
Die Betriebsambulanz der Friedrich-Schiller-Universität Jena war bis 1965 im Gebäude der Medizinischen Poliklinik in der Bachstraße untergebracht. 1966 zog die Einrichtung in die Botzstraße 3 um, die damals noch Otto-Nutschke-Straße hieß. Zum Spektrum gehörten die zahnärztliche Versorgung, Röntgen, Allgemeinmedizin, internistische Versorgung sowie ein Labor. Das oberhalb gelegene Haus in der Botzstraße 5 wurde für den Zahnarzt und zur ärztlichen Betreuung von Studenten genutzt, später noch als Aktenarchiv, bis es in den 1990er-Jahren verkauft wurde. Im Februar 1990 wurde die Betriebsärztliche Untersuchungsstelle gegründet, in der dann ausschließlich arbeitsmedizinische Untersuchungen stattfanden. Seit Juni 2015 ist der Arbeitsmedizinische Dienst im Ärztehaus in Lobeda tätig.
Elektrowerkstatt & Schlosserei
Die Elektrowerkstatt war in den heutigen Archivräumen neben dem Brustzentrum der Frauenklinik untergebracht. Die Mitarbeitenden kümmerten sich nicht nur um die Elektroinstallationen auf dem Klinikgelände, sondern auch um die Wartung und Reparatur der Aufzüge.
In dem Gebäude neben der "Alten Chirurgie" auf dem Klinikgelände in der Bachstraße war die Klinikschlosserei untergebracht. An den zwei Drehbänken wurden zahlreiche Gegenstände des täglichen Gebrauchs repariert und nachgebaut. Bis heute existieren auf dem Klinikgelände eine eigene Schlosserei und eine Tischlerei.
Geburtshilfe
Ursprünglich war der Kreißsaal im Kellergeschoss der Frauenklinik in der Bachstraße untergebracht. Wilfried Möbius, der 1960 das Amt des Direktors der Frauenklinik antrat, sorgte dafür, dass der Kreißsaal eine Etage höher verlegt wurde. Hier entstanden zwei große, helle Räume mit jeweils drei Entbindungsplätzen, die durch Vorhänge voneinander abgetrennt werden konnten sowie ein Einzel-Entbindungsraum. Die räumliche Verbesserung wart angesichts wachsender Geburtenzahlen notwendig. Zum einen, weil von den ursprünglich existierenden sechs Frauenkliniken in Jen die Universitätsklinik als einzige Einrichtung für Entbindung übrig geblieben war. Zum anderen, weil die Stadt Jena stetig wuchs. Gab es 1950 hier noch 1.947 Geburten, waren es 1961 bereits 2.200.
HNO-Klinik I
Die Arbeitsmöglichkeiten waren in Jena anfangs dürftig, weil für die ambulante Behandlung von Patienten nur zwei Räume zur Verfügung standen. 1890 konnten für die stationäre Behandlung 17 Betten uin der ersten Etage eines Mietshauses bereitgestellt werden - im heutigen "Gasthof zur Schweiz" in der Bachstraße. Hier wurden ausschließlich Erkrankungen der Ohren behandelt. Die erste Klinik für Otologie - das Spezialgebiet, das sich dem Ohr und seinen Erkrankungen widmet - entstand im Jahr 1900 mit 40 Betten in den Thüringer Landeskliniken. 1928 wurde das neue Klinikgebäude in der Lessingstraße fertiggestellt und eingeweiht. Mit 120 Beten zählte das Haus zu den größten Kliniken Deutschlands - die sich mit Erkrankungen des Halses, der Nase und der Ohren beschäftigte. Um die Jahrzausendwende fanden zahlreiche Umbaumaßnahmen statt, so wurden der OP neu gestaltet, Nasszellen auf den Stationen eingebaut, Untersuchungsräume, Poliklinik und Hörsaal erneuert.
HNO-Klinik II
Die erste Klinik für Otologie, die 1900 in den Thüringer Landeskliniken entstand, widmete sich ausschließlich dem Ohr und seinen Erkrankungen. Damals gab es das medizinische Fachgebiet der HNO noch nicht, die Ärzte wandten sich jeweils den einzelnen Teilbereichen zu: der Laryngologie (Kehlkopf), Rhinologie (Nase und Nasennebenhöhlen) oder der Otologie (Ohren). Zur HNO-Klinik in der Lessingstraße gehört auch eine Phoniatrie-Abteilung, deren Mitarbeitende sich mit Störungen der Stimme, des Sprechens, der Sprache und des Schluckaktes beschäftigen. Die Baracke, in der die Phoniatrie untergebracht war, wurde in den 1990-er Jahren abgerissen und die Abteilung nach Lobeda verlegt. Seit der Jahrtausendwende ist das Institut für Phoniatrie in der Stoystraße untergebracht und gehört seit 2006 wieder zur HNO-Klinik.
Kinderklinik
Erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden eigenständige Kinderkrankenhäuser - vorher waren kranke Kinder gemeinsam mit Erwachsenen betreut worden. Säuglinge wurden wegen der hohen Infektionsgefahr gar nicht erst in Krankenhäusern behandelt. Um den Studenten die Erkrankungen im Säuglingsalter besser demonstrieren zu können, bemühte sich Prof. Felix Lommel, seit 1907 Direktor der Medizinischen Poliklinik in Jena, mehrfach um die Zustimmung, eine stationäre Abteilung für Säuglinge errichten zu dürfen. Seine Bemühungen scheiterten stets an Raum- und Geldmangel. Erst durch das finanzielle Engagement der Carl-Zeiss-Stiftung wurden ab 1916 die Bedingungen geschaffen, ein Ordinariat für Kinderheilkunde und eine Kinderklinik in Jena einzurichten - die erste reine Kinderklinik Deutschlands. 1992 ist sie aus den Händen der Carl-Zeiss-Stiftung an die Friedrich-Schiller-Universität und die Verwaltung des Klinikums übergeben worden.
Wäscherei
Das Gebäude der Klinikumswäscherei auf dem Areal der Bachstraße exisitert heute nicht mehr. In dem heute als "Alte Wäscherei" bezeichneten Haus waren einst Wäscheausgabe und -annahme untergebracht. Die großen Waschmaschinen und er Mangelsaal waren jedoch dort angesiedelt, wo heute ein Betriebstechnikgebäude steht. Im ersten Stock befand sich außerdem eine Nähstube. Bis zu drei Tonnen benutzter Wäsche - vom Bettbezug bis zur Kleidung der Handwerker - wurde einst täglich in Wäschesäcken abgeliefert. Da es viel Kraft erforderte, die nasse Wäsche zu bewegen, haben meist Männer diese Arbeit übernommen. Die Frauen kümmerten sich vor allem darum, die Wäsche zu plätten, zu mangeln, zu legen und zu verpacken. Anfangs gab es viele kleine, über das Stadtgebiet verteilte Wäschereien, die dann zur Zentralwäscherei in der Bachstraße zusammengelegt wurden. Diese wurde Anfang der 1990er-Jahre aufgelöst und ein externes Unternehmen für die Wäshe beauftragt.
Weitere Informationen:
Dank für die Unterstützung geht an:
Dank für die Unterstützung geht an: Marion Behrendt, Peter Blaesing, Frank Döbert, Sabine Ebel, Dr. Jürgen Garschke, Jörg Gierschke, Dr. Christian Graudenz, Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Silvia Heller, Rainer Just, Jan-Peter Kasper (Fotoarchiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena), Dr. Peter Klerner, Gerhard Koblitz, Prof. Dr. sven Koscielny, Anita Levrechon, Dr. Werner Marckwardt, Sigried Oehler, Frank von Olszewski, Prof. Dr. Ekkehard Schleußner, Wolfgang Schmidt, Christa Schnorr, Susann Seiferth, Mayk Werner - und alle uns namentlich nicht bekannten Bewahrer und Sammler.
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