Sepsis: Folgeerkrankungen, Risikofaktoren, Versorgung und Kosten
Förderzeitraum: 09/2018 - 08/2020
Förderzeitraum: 09/2018 - 08/2020
Mehr als 130.000 Deutsche erkranken pro Jahr an einer schweren Sepsis. Diese umgangssprachlich als „Blutvergiftung“ bezeichnete schwerste Verlaufsform einer Infektion, muss auf der Intentsivstation behandelt werden und ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. 50 bis 60 Prozent der Patient:innen überleben die Erkrankung, können danach jedoch unter erheblichen und oft chronischen körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen leiden. Ausmaß und Art dieser Folgen sind bislang unbekannt. Spezifische Behandlungsangebote für die Betroffenen fehlen.
Deshalb untersucht das Projekt SEPFROK erstmals bundesweit die Folgen einer Sepsis auf Basis von Versichertendaten der AOK: Welcher Art sind die Sepsisfolgen, wie häufig und zu welchen Zeitpunkten treten sie auf? Welche Kosten verursachen und welche Ressourcen verbrauchen sie? SEPFROK untersucht dabei einen Zeitraum von bis zu drei Jahren nach Sepsiserkrankung. So sollen Patientenmerkmale und Behandlungen identifiziert werden, die Risikofaktoren für schwere oder kostenintensive Sepsisfolgen sind.
Das Projekt vergleicht außerdem Daten zur Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen sowie Folgeerkrankungen mit den Erhebungen einer großen Kohortenstudie, der Mitteldeutschen Sepsis Kohorte, in der Patient:innen nach schwerer Sepsis telefonisch nachbefragt werden. Zusätzlich werden Sepsisüberlebende und deren Angehörige nach ihrer Zufriedenheit mit der Behandlung und wahrgenommenen Defiziten befragt. Auf dieser Basis entwickelt das Projekt mit einem Expertenbeirat Empfehlungen, um integrierte Behandlungskonzepte zu entwickeln und den tatsächlichen Bedarf an ambulanten und stationären Rehabilitationsmaßnahmen für Sepsisüberlebende zu ermitteln. So können gefährdete Patient:innen besser versorgt und langfristig Häufigkeit und das Ausmaß der Sepsisfolgen reduziert werden.
Die im Rahmen unseres Teilprojekts erfolgende gesundheitsökonomische Analyse erfolgt auf Basis von Abrechnungsdaten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) und somit für die gesamtdeutsche Versichertenpopulation der AOKen. Der Versicherteneinschluss erfolgt über die Jahre 2013-2014 (Indexereignis), die Vorbeobachtungszeit umfasst mindestens ein Jahr vor dem Indexereignis und die Nachbeobachtungszeit erstreckt sich über drei Jahre nach dem Indexereignis bis in das Jahr 2017. Ermittelt werden u.a. die Entwicklungen und Verläufe der Inanspruchnahme und Kosten von ambulanten ärztlichen Leistungen, stationären Leistungen, Arzneimitteln, Heilmitteln, Rehabilitationsleistungen sowie Arbeitsunfähigkeit von Patienten nach schwerer ITS-behandelter Sepsis.
Fleischmann-Struzek C, Ditscheid B, Storch J, Rose N, Spoden M, Hartog CS, Freytag A: Evaluation of Infection-Related Hospitalizations and Drug Prescriptions Among Sepsis Survivors in Germany. JAMA Netw Open 2022; 5(7):e2220945. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.20945. PDF